Hilfe für Gemeinden im Schilltal

Pfarrer Alfred Dahinten über die Aktivitäten der evangelischen Gemeinde in Mühlbach

Stadtpfarrer Alfred Dahinten vor der Stadtpfarrkirche, wo in diesem Jahr die Bauarbeiten im Rahmen des 18-Kirchenburgenprojektes beginnen werden.

Mühlbach - „Bildung ist Freiheit“ steht in verblassender Schrift, aber noch gut lesbar über dem Eingangsportal der ehemaligen deutschen Schule in Mühlbach/Sebeş. Dieses Motto haben sich wohl jüngst einige Mitglieder der evangelischen Jugendgruppe zu Herzen genommen. Derzeit finde bei den Jugendlichen ein Umbruch statt, berichtet Alfred Dahinten bedauernd, viele hätten die Stadt zum Studieren verlassen. Zuletzt habe er eine Gruppe gehabt, in der viele deutsche und evangelische Jugendliche dabei waren, so der junge Stadtpfarrer.

Trotz des Abgangs werde die Jugendarbeit fortgeführt, allerdings weniger unter religiösen Vorzeichen, da viele der jetzt teilnehmenden Jugendlichen orthodoxen Glaubens seien. Um die evangelische Jugendarbeit der Kirche kümmere sich seine Frau Anamaria, erzählt Dahinten. Sie stamme aus Mediasch/Mediaş und habe dort die evangelische Jugendarbeit kennen und schätzen gelernt. Die Frau des Stadtpfarrers betreut die Jugendarbeit neben ihrem Beruf und hat neue Mitglieder begeistern können. Diese machen beispielsweise in der 30-köpfigen siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppe mit, die vor rund drei Jahren gegründet wurde. „Die Tanzgruppe ist noch nicht so bekannt“, meint er auf die Frage, warum das Ensemble bisher nicht auf Veranstaltungen außerhalb Mühlbachs aufgetreten ist.

Etwa 190 Seelen zählt die evangelische Gemeinde in Mühlbach noch, informiert Stadtpfarrer Alfred Dahinten, der seit 2004 die Gemeinde betreut. Seit vergangenem Jahr ist Dahinten auch Vorsitzender des Zentrumsforums Mühlbach, wobei die Arbeit für Kirche und Forum hier Hand in Hand gehen. Er habe das Amt übernommen, weil sich niemand sonst dafür bereit gefunden habe. Laut Dahinten gibt es in Mühlbach noch vergleichsweise viele deutsche Jugendliche und Erwachsene mittleren Alters, doch fehle den Berufstätigen häufig die Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Dahinten empfängt Besucher im Pfarrhaus in der Sikulorumgasse/B-ul Lucian Blaga. Es ist ein geschichtsträchtiges Haus. Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert daran, dass hier das musikalische Wunderkind Carl Filtsch im Jahr 1830 geboren wurde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blickt man auf das stattliche Gebäude der einst deutschen Schule (heute mit deutscher Abteilung), das die evangelische Gemeinde 2006 zurück erstattet bekam. Die Schule befand sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand, erinnert sich Dahinten. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten ergab einen Sanierungsbedarf von 1,5 Millionen Euro, Geld das die Gemeinde nicht hatte. Aus diesem Grund verkaufte man das Gebäude, das den Kirchhof im Westen begrenzt, an die Stadt.

Am östlichen Eingang zum Kirchengelände hat seit vergangenem Jahr das Evangelische Diakoniewerk Gallnerkirchen aus Österreich ein Diakoniezentrum eingerichtet. Dieses betreibt in den Räumen, die von der Mühlbacher Gemeinde zur Verfügung gestellt werden, ein soziales Beratungszentrum und ambulante Altenpflege. Dasselbe Diakoniewerk unterstützt übrigens auch die Behindertenwerkstatt in Hermannstadt/Sibiu.

Die Gemeinde führt auch eigene diakonische Projekte durch, merkt Dahinten an. „Zu Weihnachten organisieren wir mit den Jugendlichen und älteren Gemeindegliedern einen Weihnachtsbasar vor der Kirche.“ Der Frauenverein, der eine Verkaufsstelle neben der Kirche betreibt, bietet dort Näh-, Stick- und Webwaren an. Von den Erlösen werden Weihnachtsgeschenke, Lebensmittel und anderes gekauft, die in den evangelischen Gemeinden rund um Petroschen/Petroşani verteilt werden, die „sehr, sehr verarmt sind“.