Kaum Aufmerksamkeit trotz Kritik an Corona und Ukraine-Krieg

Extremes Manifest schießt weltpolitisch weit über das Ziel hinaus

Doru Apostol (Bildmitte) wähnte sich in der Übersicht sämtlicher Fakten in der Wahrheit betreffend die Interpretation der westlichen Corona-Politik und des Krieges in der Ukraine. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Er hat nicht einen einzigen bürgerrechtlichen Demonstrationsmarsch der bedenklich aufsehenerregenden Jahre vor Ausbruch der Covid-Pandemie still verstreichen lassen: wann immer auch in Hermannstadt/Sibiu gegen illegale Waldrodungen in Rumäniens Karpaten, die unwiederbringlich umweltschädliche Goldgewinnung in Ro{ia Montana oder zuletzt gegen die von der PSD versuchte Untergrabung der Justiz mitsamt ihrer staatlichen Strukturen protestiert wurde, hat Doru Apostol den Diskurs auf Verteidigung des jeweils Gefährdeten eifrig mitgeprägt, statt sich mit dem repetitiven Skandieren der Parolen zu begnügen, die von Dritten ausgerufen worden waren. Das jedoch, was Doru Apostol jüngst an den Nachmittagen des Wochenendes von Samstag, dem 11. März, und Sonntag, dem 12. März, auf dem Großen Ring/Pia]a Mare mit Genehmigung vom Rathaus als Freiheits-Demonstration veranstaltet hat, ging zu weit. Trotzdem es aus dem banalen Grund geplant worden war, im Nachgang der überwundenen Schwere der Corona-Politik den gesetzlichen Paketen etlicher Einschränkungen des öffentlichen Lebens keine Spur von guter Absicht einzuräumen. Freier Ausdruck von Meinung, die oppositionelle eingeschlossen, ist schließlich ein Grundsatz von Demokratie. Doru Apostol aber hat seine lautstarke Kritik an der westlichen Corona-Politik und sein Missbilligen des Krieges in der Ukraine zu einem polemisch-diffusen Manifest vermengt, das sämtliche Rahmenbedingungen demokratischen Ausdiskutierens schwieriger Herausforderungen sprengt.

Langzeitnachwirkungen einer Covid-Infektion und -Erkrankung oder des Injizierens von Impfstoff sind eine Sache und vereinzelt bestimmt auch eindeutig nachweisbar, der Vorwurf genetischer Manipulation von Impfstoff-Empfängern dagegen eine abstruse Unterstellung, die in den Findern und Produzenten der Covid-Impfstoffe bösen Willen gegenüber der Welt und ihrer Bevölkerung entlarvt haben will. Doru Apostol und von Kopf bis Fuß spöttisch in Weiß gehüllte Mitstreiter der glücklicherweise äußerst schwach besuchten Manifest-Kundgebung „Muzeul ´Apocalipsa se amân˛´“ („Das Muzeum ’zur Hinausschiebung der Apokalypse’“) trieben das Unken ihres Meetings durch das englischsprachige Motto „Stop the vaccine genocide“ im Zentrum eines Davidsterns auf die Spitze. Haarsträubend, die Corona-Politik der westlichen Welt mit dem Holocaust gleichzusetzen! Gesetzlichen Zwang zur Impfung gegen Covid hat es nirgendwo gegeben. Nicht einmal in Österreich, dessen Parlament zwar mehrheitlich für ihn gestimmt hatte, doch erkennen musste, dass selbst eine mehrheitlich für den Impfschutz plädierende Gesellschaft die totale Obligation dennoch nicht verträgt.

In Hermannstadt jeden-falls vertritt Doru Apostol die Ansicht, dass die USA nicht mehr nur Spitzenreiter der global einschränkenden Corona-Politik und des Handelns mit genetisch manipulierenden Impfstoffen wären, sondern auch mehr als jedes andere Land der westlichen Welt den zermürbenden Krieg in der Ukraine auf dem Gewissen hätten. Genau deswegen hatte er sich einen Ganzkörper-Anzug übergestreift, der zu einer Hälfte weiß und zur anderen in den militärischen Tarnfarben die Blicke Umstehender auf sich zu lenken versuchte. Ein paar Dutzend Passanten, die sich als Fürsprecher von „Neutralität“ ausgaben, vermochte das in der Tat schwer zu beeindrucken. Dass Doru Apostol es dennoch nicht schaffte, für sein polemisch über alle Maßen schwer verzerrendes Manifest ein Publikum zu gewinnen, das zu einer kritischen Masse anwachsen könnte, nahm seinem isolationistischen Diskurs einfach den Wind aus den Segeln.