„Klassische Museen schreien weniger und geben mehr“

Brukenthalmuseum zeigt Japan-Ausstellung von George Șerban

Aurica Ichim aus Jassy, Museums-Referent Dr. Alexandru Chituță, Theater-Intendant Constantin Chiriac, die Kreisrats-Vorsitzende Daniela Cîmpean und Japans Botschafter Hiroshi Ueda (v.l.n.r.) in einem informellen Gespräch kurz nach den offiziellen Grußworten zur Vernissage „Journey into the Meiji prints“. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Montagmittag, am 21. Februar, waren den Heckenrosen im Innenhof des Brukenthalmuseums am Großen Ring/Piața Mare deutlich erste Knospen anzusehen. Die Sonne meinte es ausgesprochen gut mit Hermannstadt und Rumänien. „Sie verlangt nichts“, betonte Constantin Chiriac, Intendant des nationalen Radu-Stanca-Theaters (TNRS) und des Internationalen Theaterfestivals Sibiu (FITS). Einen noch glühenderen Freund und Kenner Japans findet man in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2007 wohl kaum. Im Reich der aufgehenden Sonne gilt heute, am 23. Februar, Feiertag: Kaiser Naruhito, seit Mai 2019 Throninhaber, wird 62 Jahre alt. Hermannstadts Theaterintendant und Verehrer Japans Constantin Chiriac hat ihn bereits persönlich kennenlernen dürfen. Wo der Innenhof des Kaiserpalasts in Tokio nur an diesem einen Tag zum Geburtstagsfest des Herrschers öffentlich und auch nur teilweise besichtigt werden kann, hält das Brukenthal-Palais in Hermannstadt seinen Innenhof das ganze Jahr über auf. Japan aber ist großzügig zu seinen Partnern. Im Land, zu dem Rumänien seit 1921 diplomatische Beziehungen pflegt, gastieren jährlich Regisseur Silviu Purcărete und Bühnenbildner Dragoș Buhagiar. Am Tokio Metropolitan Theatre, wohlgemerkt. Das Gastspiel des TNRS für das Kulturprogramm der 2021 nachgeholten Olympischen Spiele von Tokio 2020 hat noch nicht stattgefunden. Constantin Chiriac versichert jedoch, die Reise nach Japan werde nachgeholt. Bis auf Weiteres jedenfalls machen hunderte Farbstiche aus der Sammlung von Rechtsanwalt und Mäzen George [erban aus Bukarest Halt im Kupferstich- und Kartographischen Kabinett des ältesten Museums auf dem Boden des modernen Rumänien. Sie geben das komplette Bild von Japan zur Blütezeit der Meiji-Restauration am Ende des 19. Jahrhunderts wieder.

Zur Vernissage der Ausstellung „Journey into the Meiji prints“ am sonnenverwöhnten Montagmittag begrüßte Dr. Alexandru Chituță, Referent des Brukenthalmuseums für Bildung, Vertrieb, Sekretariat und Öffentlichkeitsarbeit, auch Filip Petcu, Direktor des Nationalen Kunstmuseums Temeswar, und die Direktorin des Königin-Maria-Museums Iași, Aurica Ichim. Hiroshi Ueda, Botschafter Japans in Rumänien seit Dezember 2020, artikulierte die Begrüßungsformel in akzentfrei rumänischer Sprache und hofft auf weitere hundert Jahre diplomatischer Zusammenarbeit. Daniela Cîmpean (PNL), Vorsitzende des Kreisrates Hermannstadt, sprach Rechtsanwalt George Șerban ein Danke für die kostenlose Bereitstellung der Farbstiche aus. Am Mikrofon steuerte er selbst die Information bei, noch nirgendwo in der Welt eine Ausstellung gesehen zu haben, in deren Zentrum alleine die Meiji-Restauration stehe. Hermannstadt als Gastgeberin seiner betreffenden Originale in beeindruckender Anzahl behält so durchaus den Charakter einer Weltpremiere für sich.
Ab Herbst 2022 sollen die Exponate der Ausstellung „Journey into the Meiji prints“ auch durch edle Häuser des Auslands touren.

Den Druck des großen Katalogs dazu hat die globale Tabakwaren-Handelskette Japan Tobacco International (JTI) finanziert. Noch vor Jahresende 2022 würden Rumänien und Japan einen strategischen Partnerschaftsvertrag unterzeichnen, so Gilda Lazăr, Leiterin der Personalabteilung der JTI-Zweigstelle Rumänien. Mäzen George Șerban gönnte sich Ausblicke auf ein greifbar nahes Ende der Pandemie. Eine Gewissheit seines Vorredners, die Prof. Dr. Sabin Adrian Luca, Direktor des Brukenthalmuseums, flugs nicht ohne Zorn in der Stimme um einen Wunsch ergänzte: „Dass wir bitte auf die Gesetzgebung aufpassen, sollten wir noch einmal durch eine Pandemie gehen. Weil doch hinter all diesen Gesetzen Menschen ausharren!“

Weil die geführten Erstbegehungen am Tag der Vernissage den Ehrengästen vorbehalten waren, hat ab sofort das breite Publikum prioritären Zugang zur Ausstellung. Was die Menschen Japans, die sich im feudalen Staat der Jahrhunderte vor der Meiji-Restauration zurechtfinden hatten müssen, zu den Farbstichen der Sammlung von George Șerban gesagt haben würden? „They are all perfect!“ –  frei nach dem Finale des Blockbusters „The Last Samurai“ mit Tom Cruise und Ken Watanabe. Die Heckenrosen-Knospen im Innenhof des Brukenthal-Palais hätten nicht trefflicher auf Sonnenlicht harren können.