Kulturhauptstadt: PNL-Fraktion fordert sofortige Aufklärung

Chaos, Gesetzesverstöße und „kein Respekt vor Trikolore und Fahne“

Temeswar (ADZ) – Keine Woche nach der feierlichen Eröffnung des Kulturhauptstadt-Jahres zeigt sich die PNL um das Wohl des Steuerzahlers besorgt und fordert sofortige Aufklärung über alle Ausgaben, die die Stadt im Zusammenhang mit den Eröffnungsfeierlichkeiten ausgegeben hat. Die PNL-Fraktion im Stadtrat, angeführt von Vizebürgermeister Cosmin Tabără, verlangt in einem offenen Brief an Bürgermeister Dominic Fritz die Veröffentlichung der Gesamtkosten der Veranstaltung vom vorigen Wochenende und eine detaillierte Erklärung aller Ausgaben. Auch solle das Projekte-Zentrum der Stadt Temeswar dem Stadtrat einen umfassenden Bericht vorlegen und in allen Einzelheiten erklären, wofür das Geld ausgegeben und wie das Programm umgesetzt wurde. In ihrer Mitteilung weist die PNL-Fraktion da-rauf hin, dass die Europäische Kommission bereits eine Warnung ausgesprochen haben soll, wonach „USR-Bürgermeister Dominic Fritz“ den Kulturhauptstadt-Titel für eigene politische Zwecke nutzen würde und bezahlte Werbung aufgegeben habe, aus der hervorgehen würde, dass das Nationale Programm „Temeswar – Europäische Kulturhauptstadt“ ein Erfolg der USR sei.

Laut Vizebürgermeister Tabără habe das Projekte-Zentrum etliche Millionen Euro für ein Programm ausgegeben, das sich als unterdurchschnittlich erwiesen habe, man habe die Etikette schwer verletzt und teilweise auch gegen das Gesetz verstoßen. Man habe Temeswarer Werte nicht geschätzt und gewürdigt, sondern angegriffen, man habe keinen Respekt „weder vor der Trikolore noch vor der Fahne“ gehabt. Welcher der Unterschied zwischen der Trikolore und der Fahne ist, das weiß natürlich nur der Anwalt Tabără. Ihn störe natürlich auch, dass der auf dem Opernplatz aufgezogene begrünte Turm „noch immer“ die Sicht auf die rumänisch-orthodoxe Kathedrale trübt und dass auf dem Domplatz die am Wochenende benutzte Bühne nicht abgebaut wurde und weiterhin die serbisch-orthodoxe Kathedrale verdeckt. Das sei alles sehr schlimm, so das Fazit des liberalen Vizebürgermeisters. Das Projekte-Zentrum der Stadt Temeswar, das vor allen mit USR-Leuten besetzt wurde, sei bereits ein Beispiel für schlechte Praktiken, weder die Öffentlichkeit noch die zuständigen Behörden dürfen das organisatorische Chaos und die verantwortungslose Ausgabe von Steuergeldern ignorieren, weil ansonsten die große Gefahr bestehe, dass man im Laufe des Jahres im selben Stil weitermache, warnte der Vizebürgermeister.

Wie die ADZ mehrmals berichtete, ist die Beziehung zwischen der PNL und der USR im Kreis Temesch und in Temeswar gestört, keine Seite scheint der anderen überhaupt noch etwas zu gönnen, vor allem die Liberalen haben sich als notorische Nörgler erwiesen, denen die, zugegeben, oft unbeholfen und arrogant erscheinende, USR-Administration den allergrößten Ärger bereitet. Bei der PNL weiß man inzwischen ganz genau: Sollte das Kulturhauptstadt-Jahr halbwegs zu einem Erfolg werden und wird es der USR-Verwaltung gelingen, zumindest einige der Großbaustellen bis Mitte 2024 zu beenden und wenigstens einige neue Investitionen zu starten, gilt die Wiederwahl von Fritz im Herbst 2024 als sicher, zumal die Gestalten bei der PNL, allen voran der Kreisverbandsvorsitzende Alin Nica und Tabără, der glücklose Vizebürgermeister, auf eine immer schmalere Basis blicken und auch die Unterstützung durch die PNL-Granden in Bukarest eher mau ist. Da bleibt nicht viel mehr übrig als die ewige Nörgelei.