Lockdowns als Strafe für erhöhtes Testen

Bürgermeister Fritz: Inzidenzwert ist nicht glaubwürdig

Temeswar (ADZ) – Nachdem der Radiosender Europa-FM am Donnerstag berichtet hatte, dass es in Hinsicht auf die Anzahl der durchgeführten Covid-19-Tests weiterhin große Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen gäbe, die von der zuständigen Taskforce der Regierung, der „Gruppe für strategische Kommunikation“, teilweise verschwiegen würden, sagte Bürgermeister Dominic Fritz, dass der Kreis Temesch dafür bestraft werde, weil sich dort weder Bürger noch Behörden selbst belügen. Der westrumänische Kreis sei der einzige, der sich im roten Szenario befindet, weil von hier 9 bis 10 Prozent der landesweit durchgeführten Tests stammen, entsprechend hoch sei die Infektionsrate. Am Mittwoch wurden im Kreis Temesch 2712 PCR-Tests vorgenommen, landesweit waren es 27.362. Im Nachbarkreis Karasch-Severin waren es am selben Tag gerade mal 40. Am Donnerstag wurden im Kreis Temesch 2862 Tests durchgeführt, im Land wurden insgesamt 27.599 solcher Tests gezählt, wobei nur etwa 3,6 Prozent der rumänischen Bevölkerung in diesem Landkreis lebt.

Laut der vom Radiosender veröffentlichten Informationen ist zwar der Inzidenzwert im Kreis Temesch am höchsten, er entspricht jedoch der Anzahl der durchgeführten Tests pro 1000 Einwohner, die mit 4,5 angegeben wird. In Kreisen wie Vrancea oder Br²ila liege die Testrate bei 0,3, im Banater Bergland sogar bei 0,1; mit 2,2 Tests pro 1000 Einwohner befinde sich Bukarest im Mittelfeld. Das Gesundheitsministerium arbeite derzeit an einer Regelung, die Kreisbehörden zwingen soll, die tägliche Anzahl der Corona-Tests zu veröffentlichen, bisher hätten nur einige Gesundheitsbehörden im Land diese Information publik gemacht, sagte eine Staatssekretärin im Gesundheitsministerium.

Bürgermeister Fritz erklärte am Donnerstagabend, solange Lockdowns und Einschränkung jeglicher Art aufgrund des jeweils pro Landkreis und pro Ortschaft berechneten Inzidenzwertes beschlossen werden, müsse dieser Indikator glaubwürdig und vergleichbar sein. Ansonsten könne man die Bürger kaum mehr von der Sinnhaftigkeit von Ausgangssperren und Schließungen überzeugen. Man solle die Temescher Bürger nicht dafür bestrafen, dass sie sich in höherer Zahl testen lassen und sich nicht selbst belügen. Die Strategie einiger Kreise, auf Tests zu verzichten, um durch angeblich niedrige Infektionszahlen Schönfärberei betreiben zu können, sei fragwürdig und werde letztendlich dem gesamten Land schaden, sagte Fritz.