Mit Fragen aus dem Saal gehen

Der katalanische Dramatiker Esteve Soler sah sein Stück in Hermannstadt

Esteve Soler (2.v.r.) spricht zu seinen Stücken. Im Foto ferner Regisseur Alexandru Dabija und Anna Neamţu (l.) sowie Theaterdirektor Constantin Chiriac (r.). Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Zum Kaffee mit Esteve Soler lud das Radu-Stanca-Theater am Donnerstagvormittag ein. Der katalanische Dramatiker war nach Hermannstadt/Sibiu gekommen, um am Abend die an der deutschen Abteilung von Alexandru Dabija inszenierte Fassung seines Stückes „Gegen die Demokratie“ anzuschauen.

Der dritte Teil der „Contra“-Trilogie – neben „Contra la democrátia“ gehören „Contra el progress“ (Gegen den Fortschritt) und Contra l'amor“ (Gegen die Liebe) dazu – hatte im Herbst Premiere gehabt. Das Bühnenbild schuf Dragoş Buhagiar. Das Plakat zur Aufführung hat Soler so gut gefallen, dass er es dem französischen Herausgeber der Stücke anempfohlen hat. Anna Neamţu, die Leiterin der deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters, gab beim Theater-Kaffee bekannt, dass das Ensemble mit diesem Stück zur Eröffnung der Spielzeit an das Odeon-Theater in Salzburg eingeladen wurde.

Vom Hermannstädter Publikum erwarte er nichts anderes als vom Publikum allgemein, weil er weiß, dass es mit dem experimentellen Theater vertraut ist, antwortete Soler auf die diesbezüglich gestellte Frage. Theaterdirektor Constantin Chiriac meinte, es habe eine „normale“ Reaktion gegeben, niemand ist aufgestanden und weggegangen, was bei anderen Stücken schon geschehen ist.

Die in das Stück gepackte Gewalt wird in den meisten der Szenen humorvoll aufgelöst, der aus dem Alltag inspirierte Horror mit Elementen der Komödie kombiniert. Seine Absicht sei es zu schockieren, gab Soler zu. Wenn die Zuschauer mit Fragen aus dem Saal gehen, dann habe das Stück seine Wirkung erreicht, sagte er.

Der Theatermann aus Barcelona zeigte sich erfreut, dass so viele begabte Dramaturgen seine Stücke inszenieren. Er erzählte, dass „Gegen den Fortschritt“, das so anders war, als die von ihm bis dahin verfassten Stücke, seinen Freunden nicht sonderlich gefallen hat. Jedoch wurde es von über 600 eingesandten Skripts für das Theatertreffen in Berlin ausgewählt und das spätere „Gegen die Demokratie“ ist in Berlin beim Literaturfestival gelesen worden. Die Stücke werden als „kalt“ empfunden – vielleicht kamen sie deswegen in Berlin so gut an, spaßte er. „Gegen die Demokratie“, in Hermannstadt in der deutschen Übersetzung von Charlotte Frei gespielt, wurde seit 2008 nun in zehn Sprachen übersetzt und von über 50 Regisseuren in Europa, den USA aber auch Südamerika inszeniert.

Die drei Stücke der „Contra“-Trilogie sind im vorigen Jahr in Spanien bei einer Theatergala ausgezeichnet worden. Ins Rumänische übertragen, wurden sie bei einer Theaterlesungen in Bukarest vorgestellt. „Gegen den Fortschritt“ soll im nächsten Februar am Bulandra-Theater aufgeführt werden, „Gegen die Liebe“ sei in Temeswar/Timişoara und Neumarkt/Tg. Mureş im Gespräch, wusste ihr Autor.