Nein zur Kritik an der kommunistischen Nomenklatur auch und gerade im Briefmarken-Handel

Rumäniens philatelistische Behörde verweigert sich einer Ehrung von Doina Cornea

Ein Selbstbildnis der Dissidentin Doina Cornea im Alter von 38 Jahren (1967). Foto: Facebook-Account der Doina-Cornea-Stiftung

Klausenburg – Für Leontin Horațiu Iuhas, den Sohn von Doina Cornea, und die nach ihr benannte Stiftung mit eingetragenem Sitz in Klausenburg/Cluj-Napoca liegt es auf der Hand, wieso die 2004 gegründete Staatsgesellschaft für Briefmarken S.C. Romfilatelia S.A. und ganz besonders ihre bislang einzige Generaldirektorin Cristina Popescu (Jahrgang 1961) dem Vorschlag auf Entwurf, Drucklegung und Verkaufsfreigabe einer Briefmarke zur Erinnerung an die 1929 geborene und 2018 verstorbene Wortführerin unnachgiebiger Kritik am kommunistischen Regime Rumäniens nicht stattzugeben bereit sind. „Hat man einmal den Geheimdiensten angehört, kann man sie nie mehr wieder verlassen“, heißt es in der Stellungnahme der Doina-Cornea-Stiftung von Dienstag, dem 20. Februar. Wo das Ansuchen zwecks spezifischer Briefmarken-Herausgabe der S.C. Romfilatelia S.A. bereits 2019 mit Unterstützung durch Ana Blandiana und die „Academia Civică“ sowie Ion Andrei Gherasim und die Corneliu-Coposu-Stiftung unterbreitet wurde, sehen Leontin Horațiu Iuhas und der Kern der Doina-Cornea-Stiftungsmitglieder sich nunmehr berechtigt, die volle Laufbahn von Cristina Popescu einschließlich ihrer beruflichen Tätigkeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs zu entzaubern: tatsächlich klärt das auf der Homepage romfilatelia.ro einsehbare Curriculum Vitae der Briefmarkenbehörden-Direktorin weder über ihre Ausbildung noch professionelle Tätigkeit vor 1990 auf. Dabei habe Journalist Cornel Nistorescu von der Tageszeitung „Cotidianul“ im Juni 2020 pikante Details der Karriere von Cristina Popescu veröffentlicht, die während des letzten kommunistischen Jahrzehnts von der Securitate als Spionage-Anfängerin ins Terrain beordert worden war und auf Mission im berüchtigten Bukarester Hotel „Intercontinental“ durch Eigenversagen ihre Verdeckung als Geheimdienst-Referentin preisgegeben haben soll, sich jedoch auch weiterhin auf Virgil M˛gureanu als Gönner und Protektor verlassen konnte. Auch will Nistorescu herausgefunden haben, dass Cristina Popescu im konspirativen Auftrag des kommunistischen Rumänien mehrfach nach Genf gereist ist und 2013 als loyale Ex-Offizierin des Rumänischen Informationsdienstes der Nachwendezeit (SRI) sogar behördliche Lobby der S.C. Romfilatelia S.A. für die wirtschaftlich graue Handelszone im Schwarzmeerhafen Konstanza zugesichert und unternommen hat.

Mit der Offerte Rumäniens staatlicher Philatelie-Gesellschaft, eine limitierte Auflage von Kuverts mit vorgedruckten Doina-Cornea-Briefmarken über den Posthandel zu vertreiben, möchte Leontin Hora]iu Iuhas sich nicht abspeisen lassen. Aber auch ein saures Stück Binnenkritik an der Doina-Cornea-Stiftung nimmt er sich heraus, da ihr Unterstützer-Kreis zwar 2000 Personen zählt, die Online-Briefmarken-Petition, die am 23. Januar 2024 publiziert wurde, eine Woche darauf jedoch nur von 200 Unterzeichnern geteilt worden war. Im Übrigen bedeutet das Scheitern dieser Petition keine Premiere – an der S.C. Romfilatelia S.A. und der Nomenklatur-ergebenen Behörden-Generaldirektorin Cristina Popescu war zuvor mit dem Wunsch auf Edition einer Sonder-Briefmarke auch schon die „Academia Civica“ auf blinde Augen und taube Ohren gestoßen, die nur zu gerne ein Postwertzeichen mit dem Gedenkmuseum der kommunistischen Haftanstalt von Sighetu Marmației begrüßt hätte.