Premieren des gemeinsamen Theaterprojekts von Schülern aus Siebenbürgen und Brandenburg

Die Hauptdarsteller: Timon Müller aus Petersdorf als Friedrich der Große, Justin Dziazek als Vlad Ţepeş und Caroline Bullert als Blondi (beide Wittstock
Foto: Christian Bark

In Wittstock an der Dosse und in der Botschaft Rumäniens wurden sie gesichtet: Vlad Ţepeş, das historische Vorbild für den Fürsten der Finsternis – Dracula und Friedrich der Große. Schuld daran waren Schülerinnen und Schüler der Dr.-Wilhelm- Polthier-Oberschule Wittstock und des Deutschen Lyzeums Mühlbach. Die Mühlbacher waren nach Wittstock gereist, um gemeinsam Theater zu spielen.

Vor dem Preis kommt bekanntermaßen der Schweiß. Also hieß es: Proben, Proben, Proben. Täglich mindestens 5 Stunden. Und danach natürlich gemeinsam Wittstock entdecken. Es brauchte nicht lange, bis Freundschaften entstanden. Man unternahm alles gemeinsam. Noch in der Woche sagte Daria Raulea, Schülerin der 7. Klasse aus Rumänien: „Ich werde meine neuen Freunde sicher nach dieser Woche vermissen.“

Die Texte hatten die Schüler bereits vor der Probenwoche in Wittstock gelernt. Heidi Mohrmann, Lehrerin in Wittstock: „Schön, dass die Schüler auch das Texte-auswendig-Lernen noch machen und können.“ Nach vier Tagen gemeinsamen Probens hieß es, das Premierenfieber in den Griff zu bekommen. Das volle Kino Astoria in Wittstock, wie auch die Besucher der 2. Premiere in der Rumänischen Botschaft, honorierten die Leistungen mit „Standing Ovations“. Sie alle hatten sichtlich Spaß am Spiel der Schüler, an ihrem Gedankenaustausch, der so manche Unzulänglichkeit und Dummheit von heute auf die Schippe nahm. Am Ende des Stückes hatten die Akteure einen Baum der Wünsche gestaltet, den sie stolz als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit präsentieren konnten. Sie forderten die Gäste auf, mitzumachen und bei dem zu helfen, was sie sich als Ziele vorgenommen haben. Timon Müller, der Friedrich den Großen exzellent gespielt hatte, überraschte das Publikum mit seiner Biografie: „Ich bin 17 Jahre alt, in Cottbus geboren, meine Mutter ist Französin, ich lebe in Rumänien und habe einen Schweizer Pass. Ich will Gleichheit für alle Völker dieser Erde.“

Der Bürgermeister von Wittstock, Herr Gehrmann, der es sich nicht nehmen ließ, gleich an den beiden Abenden selbst anwesend zu sein, sagte: „Wir haben die gleichen Ziele wie Ihr, liebe Jugendliche. Aber wir können von Euch lernen, dass man diese so wichtigen Ziele auch immer und immer wieder laut sagen muss in dieser Zeit.“

Das Stück der beiden Schulen, in dem es um das Kennenlernen ging, wie die Schulpartnerschaft zwischen den beiden Schulen, die im Juli 2017 besiegelt wurde, hat so einige neue Impulse gesetzt. So haben die Brandenburger beschlossen, ihre Schulbücher, die zur Zeit durch einen Lehrplanwechsel ausgetauscht werden, nicht wegzuwerfen. „Bücher wirft man nicht weg, empört sich eine Schülerin im Stück auf der Bühne ...“ In Brandenburg werden durch die Landesregierung deswegen alle Schulen angeschrieben und gebeten, Schülerbücher zu sammeln, die dann deutschsprachigen Schulen in Rumänien übergeben werden sollen.

Die prominenten Gäste der beiden Abende, Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete aus Brandenburg, der Brandenburger Minister der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz und Vertreter der Auswärtigen Amtes waren angetan und versprachen, sich noch mehr als bisher für solche Projekte der Begegnung einzusetzen. Der Bürgermeister von Wittstock lud die Mühlbacher spontan zur Landesgartenschau in Wittstock 2019 ein. Unterkunft und Verpflegung übernimmt die Stadt.

„Besser kann sich ein solches Projekt nicht entwickeln“, sagte der Partnerschaftsbeauftragte Klaus-Peter Krüger, „wir stoßen die Begegnung an, begleiten auf dem Weg und dann entstehen aus dem Projekt gleich weitere Projekte.“

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“ Dieser Satz von Antoine de Saint-Exupéry hat die Jugendlichen geprägt und begleitet. Neugierde und ein toleranter Umgang mit dem jeweils Fremden und Unbekannten haben über das gemeinsame Theaterstück hinaus Freundschaften ermöglicht.
 

Dr. Birgit Schliewenz