Renaissance des Barock

Die Sommerresidenz Brukenthals lud zum dritten Barock-Herbst nach Freck

Das Ensemble Transylvania mit Erich Türk (mi.) am Spinett sorgte für barocke Atmosphäre.

Eine Quadrille und andere Kunststücke boten die Reiter. Fotos: Eva Petersen

Hermanstadt - Mit ein wenig Phantasie hätte man tatsächlich meinen können, Samuel von Brukenthal persönlich habe am vergangenen Sonnabend in seine Sommerresidenz nach Freck/Avrig geladen. Zahlreiche Voluntärinnen mischten sich in üppigen Kleidern der Barockmode unter die Besucher der dritten Auflage des Barock-Herbstes in Freck.

Wahrscheinlich hatte auch Brukenthal seinen Gästen ein derart abwechslungs- und umfangreiches Programm geboten, wie es die Organisatoren, bestehend aus der Gemeinde Freck mit der ortsansässigen Bibliothek, dem Museum und dem Kreisrat Hermannstadt/Sibiu, vermochten. Allerdings wird es wohl weniger kunterbunt durch die Epochen gemischt gewesen sein.

Den Beginn machte bereits am Vormittag die Ausstellung von Radu Chialda. In zahlreichen Zeichnungen stellte er Engel in verschiedenen Formen dar, die im großen Veranstaltungssaal in der Orangerie zu betrachten waren. Die Exposition geriet nach ihrer Eröffnung jedoch stark in den Hintergrund, da der Ausstellungsraum für zahlreiche weitere Veranstaltungen genutzt wurde. Hier trat am Nachmittag das Ensemble „Huniadi Cantores“ aus Hunedoara auf.


Musik und Kostümen nach zu urteilen hätte Brukenthal die Künstler weniger zu einem Barock als zu einem Mittelalter-Herbst eingeladen. Das Repertoire aus mittelalterlichen Klängen und Renaissance-Musik näherte sich nach und nach dem Thema Barock an. Die beeindruckenden Musiker mit ihren zum Teil eigens nachgebauten Instrumenten boten internationale Stücke aus Irland und Frankreich sowie einheimische, siebenbürgische Musik.

Genauso beeindruckt war das Publikum von der nächsten Darbietung: Vier Reiter und zwei Amazonen vom Hof Brânduşa boten eine Quadrille, die erstmals zur Aufführung kam. Im Anschluss durften sich auch die Zuschauer auf dem Pferderücken versuchen, wobei die Gäste mit Kleidung des 21. Jahrhunderts deutlich im Vorteil waren.

Zurück im barock geschmückten Veranstaltungssaal bot die Tanzgruppe „Forever Dance“ aus Hermannstadt eine kurze Vorführung zum Besten. Selbst wenn zu Musik wie „Que sera?“, die in den Kontext Barock schwer einzuordnen ist. Das Duo „Sol“ folgte mit seinen Interpretationen moderner Stücke auf Gitarre. Verlegt wurde ihre Vorstellung in den Garten, so dass sie leider nicht angemessen vom Publikum gewürdigt wurde.
Angekommen in der Epoche des Barock fühlte man sich bei dem Kammerkonzert des Ensembles Transylvania aus Klausenburg/Cluj-Napoca, das mit Cello, Flöte und Spinett Werke u.a. von Händel spielten. Die Vorführung der Gruppe Crispus lockte das Publik wieder nach draußen, wo es mit einem Poi-Spektakel und zwei Feuerspuckern in Empfang genommen wurde. Das Ensemble des Radu-Stanca-Theaters schloss sich mit einem Kurztheaterstück an, bis eine abschließende Laser-Show das Programm abrundete. Dann wurde auf den Ball zum Tanz geladen.

„Es sind weit mehr Besucher gekommen, als erwartet“, stellte Maria Grancea, eine der Organisatorinnen, zufrieden fest. Sie freute sich, dass eine solche Veranstaltung mit so großem kulturellen Anteil viele Menschen anzieht. Ebenso zeigte sie sich positiv überrascht, dass mit einem doch geringen Budget ein so großes Ereignis stattfinden konnte. Es seien längst nicht nur Menschen aus Freck gekommen, die Zahl der Hermannstätder Besucher war höher als im Vorjahr. Stolz berichtete Grancea, dass ein Reisebus mit Studenten aus Jassy/Iaşi gekommen war.

Die Veranstaltung möchte die sonst in Vergessenheit geratene Sommerresidenz von Baron von Brukenthal wieder in Erinnerung rufen. Eine weitere Ausgabe des Barock-Herbstes wird es im nächsten Jahr geben. Man denke sogar an eine Ausweitung des Festes auf zwei Tage, sagte Grancea.