Schulgeschichte und vieles mehr

Tätigkeitsjahr Nummer 14 wurde eröffnet und Jahrbuch Nummer 7 vorgestellt

Die Mitglieder des Mädchen-Coetus „Brukenthalia“ 1928/1929. Das Foto stammt aus der Kollektion Maja Philippi.

Hermannstadt - Was der Premier in seiner Dissertation nicht schaffte, können die Brukenthalschüler: wissenschaftliche Beiträge verfassen und dabei Zitierregeln korrekt anwenden. Den Beweis erbringt das Jahruch des Arbeitskreises für Geschichte und Sozialwissenschaften, dessen Nummer 7 am Mittwoch vorgestellt wurde. Eröffnet hat Geschichtefachlehrer Ioan Popa, der den Arbeitskreis koordiniert, bei diesem Anlass auch das vierzehnte Studienjahr der Forschungsgemeinschaft. Ihr gehören sowohl Brukenthalschüler als auch Lehrer unterschiedlicher Fächer aus dem Brukenthalgymnasium sowie anderen Lyzeen Hermannstadts an.

Das 208 DIN-A4-Seiten umfassende Jahrbuch beinhaltet die im vorigen Schuljahr erarbeiteten Studien. Drei wurden von Schülerinnen und Schülern – unter der Anleitung von Fachlehrern – verfasst, die restlichen sieben stammen aus der Feder von Lehrern. Was die Inhalte angeht, so befassen sich drei Beiträge mit der Geschichte des Schulwesens in Hermannstadt/Sibiu, drei mit der Geschichte der Siebenbürger Sachsen, zwei thematisieren Aspekte der Lokalgeschichte und im Fall zweier Beiträge handelt es sich um Übersetzungen von Schriften aus dem Griechischen. Ergänzt werden sie durch je einen Artikel aus dem Bereich der Imagologie und der Psychologie.     

Zu den Beiträgen zur Sachsengeschichte gehört jener der Schüler Vladimir-Nicolae Nechita und Ioan Vesa, die unter Leitung von Geografielehrerin Alexandra Kovacs auf den Spuren von Friedrich Teutsch durch Europa wandelten und dessen Reisen in digitaler Form nachzeichneten.  Nicht bloß lesens-, sondern auch sehenswert ist der Beitrag des Schülers Cristian Hadăr: Friedrich Philippi hatte dem Arbeitskreis elf Fotos übergeben aus der Schulzeit seiner Mutter Maja Philippi, geborene Deppner. Dargestellt sind die Schülerinnen und Schüler in ihrer Coeten-Uniform, u.a. beim Aufmarsch am Maifest, und diese Traditionen werden anhand der Fotos dargestellt. Den Bund siebenbürgisch-sächsischer Hochschüler hat sodann Geschichtelehrer Ioan Popa präsentiert. Aus seiner Feder stammt auch der umfassend dokumentierte Artikel über die ehemalige Jungenschule in der Pempflingergasse 14 (im Gebäude des heutigen Kunstlyzeums). Reich bebildert ist der Beitrag von Olga Suciu, ebenfalls Fachlehrerin am Bruk, über die vom Ursulinenorden betriebene katholische Mädchenschule in den Jahren 1935-1936.

In die Sparte Lokalgeschichte gehört der von Sonja Grecu und Dorothea Iach recherchierte Artikel über die jüdische Gemeinde aus Hermannstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Diskursanalyse hat Fachlehrer Alexander Frohn durchgeführt und anhand von Beiträgen aus vier deutschen Zeitungen (darunter taz und FAZ) das Bild Rumäniens analysiert.

Den Beiträgen vorangestellt ist der Tätigkeitsbericht des Arbeitskreises im Schuljahr 2011/2012, zumal der Druck die im vergangenen Schuljahr erarbeiteten Studien umfasst. Der Arbeitskreis ist nach sächsischem Modell organisiert mit Statut, Beitrittserklärung, usw. Er bietet Schülern und Lehrern die Möglichkeit, sich im wissenschaftlichen Forschen zu üben, wobei zeitgemäß die Interdisziplinarität gefördert wird. Ioan Popa äußerte sich unzufrieden, dass immer weniger Schüler hierfür Interesse hätten. Das Jahrbuch des Arbeitskreises ist jeden-falls die einzige von Schülern und Lehrern erarbeitete Fachpublikation im Bereich der Geisteswissenschaften in Rumänien, die im Fachverzeichnis des Geschichtsinstituts von Klausenburg/Cluj geführt wird.