Tage der Deutschen Minderheit in Klausenburg erinnern an Erich Bergel

Hermannstadt – Hans Bruno Fröhlich, Stadtpfarrer der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Schäßburg/Segesvár/Sighişoara, predigt Sonntagabend, am 27. Oktober, um 18 Uhr in deutscher Sprache während des Reformations-Festgottesdienstes in der evangelisch-lutherischen Kirche mehrheitlich ungarischer Verkündigungssprache Klausenburg/Kolozsvár/Cluj-Napoca. Als musikalischer Partner der Veranstaltung in dem Gotteshaus auf dem Boulevard des 21. Dezember, Ecke Hauptplatz/Piaţa Unirii, betätigt sich das Ensemble Flauto Dolce. Der Festgottesdienst ist zugleich Auftakt der Tage der Deutschen Minderheit in Klausenburg, zu denen die lokale Filiale des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) einlädt.

Montag, am 28. Oktober, bestreitet Amalia Goje um 19 Uhr im Orgelsaal der Gheorghe-Dima-Musikakademie ein Konzert an dem zweimanualigen und stilistisch vielseitigen Instrument von Samuel Joseph Maetz (1760-1826), das 1992 von seinem Standort in der evangelischen Kirche Halvelagen/Holdvilág/Hoghilag abgebaut, bis einschließlich 1994 von der Mitteldeutschen Orgelbauanstalt Voigt Bad Liebenwerda restauriert, 2009 von der Werkstatt COT Honigberg/Szászhermány/Hărman generalüberholt sowie neu intoniert wurde und das Klangbild der Gheorghe-Dima-Musikakademie Klausenburg seit 25 Jahren entscheidend mitprägt. Amalia Goje schloss 2008 ihre Ausbildung an der 1990 wiedergegründeten und bis 2015 von Ursula Philippi betreuten Orgelklasse derselben Ausbildungsstätte ab, unterrichtet derzeit Orgelstudierende und spielt Montagabend Werke von Johannes Caioni, Georg Muffat, Johann Sebastian Bach und Robert Schumann. Im Anschluss an das Orgelkonzert wird bei einem Sektempfang die von Dozent Erich Türk am zweihundert Jahre alten Maetz-Instrument eingespielte CD „Eine neue Chance für eine alte Orgel“ vorgestellt.

Am darauffolgenden Dienstag, dem 29. Oktober, steht um 17 Uhr in der Memorandului-Straße 8 ein Doppelvortrag von Dr. Hans Peter Türk (Jahrgang 1940) und Dr. Boldizsár-Tamás Csiky (Jahrgang 1937) an, der an die Biografie von Musikwissenschaftler und Dirigent Erich Bergel (1930-1998) anknüpft. Erich Bergel, Bruder des fünf Jahre älteren Schriftstellers Hans Bergel, hatte zu Beginn seiner musikalischen Karriere hohen Gegendruck des kommunistischen Regimes einschließlich Freiheitsstrafe im Gefängnis zu spüren bekommen, stieg aber trotz Feindseligkeit fulminant zu einem in Klausenburg wie Bukarest gleichermaßen geachteten Orchestererzieher auf. Aus Angst vor erneuter Verhaftung floh Erich Bergel Weihnachten 1972 in die Bundesrepublik Deutschland, worauf er Karriere auf allen großen Konzertpodien der Welt machte. In der Erinnerung von Zeitzeugen ist Erich Bergel eine polarisierende Persönlichkeit. Sein untrügliches Geschick am Dirigentenpult brachte ihm den Neid von Kollegen ein, die ihn nach seiner Ausreise an höchster Stelle der kommunistischen Staatsführung zum Landesfeind erklärten, weswegen er Rumänien erst nach 1990 erneut bereisen konnte.  Hans Peter Türk und Boldizsár-Tamás Csiky werden das Buch „Erich Bergel -Cronologia concertelor“ vorstellen und in die Plakatausstellung „Erich Bergels Konzertleben“ einführen. Offene Diskussionen und ein Stehbuffet beschließen die Tage der Deutschen Minderheit in Klausenburg 2019. Der Eintritt zu sämtlichen Teilveranstaltungen ist frei.