Tatjana Fulda (1936 – 2024) – Ein Nachruf

Tatjana Morariu, ehemalige Schauspielerin am DSTT (unter dem Künstlernamen Tatjana Fulda bekannt), ist am 10. Januar in Frankfurt a.M. verstorben. Fotos: Familienarchiv

Denjenigen, die sich über die Älteren lustig machen, möchte ich sagen: „Nur der Tod in jungen Jahren schützt vor dem Altern.“ Inzwi-schen bin auch ich ein 80-jähriger Mann geworden und stelle fest, dass der Tod eine unausweichliche Realität ist, der noch niemand entkommen ist. 

Diese Tatsache wurde mir vor Kurzem schmerzlich bewusst, als meine liebe Schwester, Tatjana Morariu, am 10. Januar im Alter von 87 Jahren unerwartet verstarb. Für ihr Alter fit, lebte sie allein, war mobil und versorgte sich selbst.
Von 1958 bis 1973 wirkte meine Schwester Tatjana Morariu als Schauspielerin am Deutschen Staatstheater Temeswar (DSTT) und war dem Publikum als Tatjana Fulda bekannt, da sie den Namen meiner Großmutter mütterlicherseits als Künstlernamen trug. Seit 1973 lebte sie in Frankfurt am Main und, wie viele ausgewanderte Kolleginnen und Kollegen des DSTT, wechselte sie den Beruf. 1970 nach Deutschland ausgewandert, lebe auch ich seitdem in Frankfurt am Main. Unsere Mutter, Helene Morariu, folgte 1977 nach, und meine Schwester kümmerte sich liebevoll um sie bis zu ihrem Tod 1998 im Alter von 94 Jahren.

Die Geschichte unserer Familie spiegelt die vieler Banater Familien wider, besonders in Bezug auf die gemischte deutsch-rumänische Herkunft. Mein Vater, Gheorghe Morariu, war gemeinsam mit seinem Bruder, dem Temeswarer Notar Alexandru Morariu, ein erfolgreicher Unternehmer im Banat. Meine Mutter, Helene Bordan, war die Tochter von Oktav Bordan, Bürgermeister von Karansebesch von 1906 bis 1918. Meine Großmutter Katharina Fulda, eine in Moskau geborene Deutsche, stammte aus einer Darmstädter Unternehmerfamilie. Die Familie meiner Mutter siedelte 1920 nach Budapest über. 

Die Schwierigkeiten unserer Familie während der dunklen Zeiten des Kommunismus in Rumänien würden den Rahmen dieses Nachrufs sprengen.

Die Lieblingsbeschäftigung meiner Schwester war die Theaterkunst, und ich möchte mich hier auf diesen Teil ihres Lebens beziehen. Dank erhaltener Zeitungsartikel erinnere ich mich an ihre Aktivitäten, dokumentiert in Publikationen wie „Neuer Weg“, „Neue Banater Zeitung“, „Karpatenrundschau“, „Volkszeitung“, „Die Wahrheit“, „Drapelul Ro{u“, „Szabad Szo“, u.a. Die Liste der Theaterstücke, in denen sie während ihrer 15-jährigen Karriere mitwirkte, sowie die dazugehörigen Rezensionen, würden ebenfalls den Rahmen sprengen. Besonders hervorzuheben ist der Artikel von Wilhelm Junesch, „Theater-Test“, aus der „Neuen Banater Zeitung“ vom 14.12.1969, der ihre Popularität unterstreicht:

„Das deutsche Theater hat seine wichtigen kulturpolitischen Aufgaben, aber es kann ihnen nur gerecht werden, wenn es Publikum hat. Diese beiden Dinge muss man ständig vor Augen haben, und es scheint in letzter Zeit mehr denn je, dass man sie wirklich vor Augen hat. Was jedoch diesen Test anbelangt - es mag ja interessant sein zu wissen, dass Margot Göttlinger, Tatjana Fulda, Peter Schuch, Otto Grassl und Ottmar Strasser Publikumslieblinge sind - seine Repertoirepolitik, seine Kulturpolitik muss das Theater auf eigene Verantwortung machen.“

Ich bin stolz darauf, dass meine Schwester bei dieser Umfrage so gut abschnitt und ihre herausragende Rolle als meine große Schwester, die sich immer um ihren kleinen Bruder kümmerte, bestätigt wurde.