Technischer Hochschulunterricht und Innovation

Zwei Universitäten bewerben sich um einen Standort in Reschitza

Reschitza – Keine zwei Wochen nach dem Besuch einer hochrangigen universitären Delegation der „Universitatea Babeș-Bólyai“ (UBB) aus Klausenburg/Cluj Napoca, tauchte in Reschitza auch eine Universitätsdelegation aus Temeswar von mindestens demselben Rang auf, von der Technischen Hochschule „Politehnica“, in deren Begleitung sich auch der aus Reschitza stammende Geschäftsführer der Entwicklungsagentur ADR Vest, Sorin Maxim, befand – im Banat jemand, der zum Inbegriff des EU-Geldsegens geworden ist. Und beide Delegationen suchten den Kontakt zum Reschitzaer Bürgermeister Ioan Popa – universitäre Unabhängigkeit hin oder her!

Einerseits hat sich Bürgermeister Ioan Popa unbestreitbare Verdienste um das Wiederaufleben des Berufsschulunterrichts in Reschitza erworben, indem er tatkräftig und konsequent die Stärkung des dualen Berufsschulunterrichts verfolgt. Die ersten messbaren Resultate wird man an der Bersau in wenigen Monaten beurteilen können, nachdem die ersten Absolventen der dualen Berufsschulklassen in die Produktion gehen.

Gleichermaßen scheint man – offensichtlich nicht nur in Reschitza – auch große Hoffnungen in den Einfluss von Popa auf den Hochschulunterricht zu hegen. Warum sonst hätten zwei hochrangige Hochschuldelegationen gerade den Bürgermeister der Ortschaft in ihren Besuch eingezogen, nachdem sie Routinegespräche mit der alten/wiedergewählten Leitung der „Universitatea Eftimie Murgu“ (UEM) (Rektor Andrade Bichescu und Vizerektor Cristian Paul Chioncel) geführt hatten? Die lokalen Medien sehen das so: „Bürgermeister Ioan Popa ist entschlossen, wieder einmal den Stier bei den Hörnern zu packen im Unterrichtsbereich. Diesmal allerdings auf einer höheren Stufe. Die Reschitzaer Administration und die Vertreter der Universität ´Politehnica` aus Temeswar haben Gespräche gestartet wegen der Abwicklung in Reschitza von zwei Masterprogrammen“, schreibt caon.ro.

Zum „Politehnica“-Besuch aus Temeswar äußerte sich Rektor Aurel Ștefan wie folgt: „Wie sind übereins gekommen, ab Herbst 2020 zwei Masterstudiengänge der Temeswarer `Politehnica` in Reschitza zu starten. Es geht in erster Linie um Informatiksysteme für die Produktion und für Dienstleistungen und um ein Unternehmer-Bildungsprogramm im Qualitäts- und Wettbewerbsmanagement. Beide sollen vorrangig Reschitza entgegenkommen, den Qualifizierungsgrad der Reschitzaer Ingenieure anheben. Und dann sind wir – gemeinsam mit der Stadt – am Kauf der Immobilie des ehemaligen Forschungszentrums für hydroenergetische Anlagen CCSITEH interessiert – aus dem sich nach der Wende die Temeswarer Hidrotim, heute ein privates Unternehmen, herausgelöst hat, während das Mutterinstitut in Reschitza pleitegewirtschaftet wurde. Trotzdem sollte man nicht vergessen: CCSITEH war einmal ein Spitzeninstitut der einschlägigen rumänischen technischen Forschung und Innovation.“

Rektor Șerban schloss eine künftige Fusion der Reschitzaer UEM mit der Politehnica Temeswar – aus der die UEM Anfang der 1990er Jahre hervorgegangen war – nicht aus, „wenn die laufenden Fusionsverhandlungen mit der Klausenburger UBB scheitern sollten.“

Sorin Maxim, ein „Politehnica“-Absolvent, meinte: „Neben den strukturellen Veränderungen, die auf Infrastrukturebene weltweit geschehen, brauchen wir auch mehr Bildung. Man sieht klar: der Mehrwert der globalen Industrie kommt hauptsächlich aus der Bildung. Das Banater Bergland verharrt immer noch in einer Situation, in welcher die alten Industrien verschwunden sind, wo Wiederaufbau geleistet werden muss, anderes an Stelle des Verschwundenen hingestellt werden muss. Und dieses Andere kann nicht mehr allein auf den Ressourcen des Banater Berglands aufgebaut werden, es braucht mehr Bildung und höchste Qualifizierung. Dazu sollte sich jeder bemühen, von den sechs Milliarden Euro, die Rumänien in der Haushaltsperiode 2021-2027 für Forschung und Innovation zustehen, sich ein gehöriges Scheiblein abzusäbeln.“