Teil-Lockdown über Temeswar und andere Orte verhängt

Bürgermeister Fritz gegen jedwede Restriktionen für geimpfte Bürger

Temeswar (ADZ) – Nachdem am Mittwoch die Covid-19-Infektionsrate noch einmal stark angestiegen war, hat das Temescher Komitee für Katastrophenschutz zusätzliche Maßnahmen beschlossen; diese werden nun im fast täglichen Rhythmus eingeführt. In Temeswar, in der Kleinstadt Hatzfeld/Jimbolia und in den Gemeinden Dumbrăvița, Ghiroda, Girok/Giroc, Neubeschenowa/Dudeștii Noi, Paratzhausen/Parța, Pădureni, Türkisch-Sakosch/Sacoșu Turcesc und Djulwes/Giulvăz gelten ab heute nächtliche Wochenend-Ausgangssperren. Von Freitag bis Sonntag sollen in diesen Temescher Ortschaften die Geschäfte bereits um 18 Uhr schließen, zwischen 20.00 und 5.00 Uhr dürfen die Bürger ihre Häuser nur noch mit triftigem Grund verlassen und müssen hierzu erneut eidesstattliche Erklärungen mitführen. Über die Gemeinden Bucovăț und Morawitza/Moravița, wo mittlerweile die Infektionsraten über 7,5 pro tausend Einwohner liegen, verhängte die Katastrophenschutzbehörde einen zweiwöchigen Lockdown, der bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Kraft trat. Unklar war am Mittwoch, ob in den vom Teil-Lockdown betroffenen Ortschaften geplante Veranstaltungen noch stattfinden können. Vizepräfekt Ovidiu Dr²g²nescu, der das Kreiskomitee für Katastrophenschutz leitet, sagte, dass die Behörde erst heute eine Entscheidung treffen könne, es sei ihm noch nicht klar, wie die verschiedenen Regierungsbeschlüsse zu interpretieren seien. Man werde versuchen, so schnell wie möglich Klarheit zu schaffen.

Am Mittwoch meldete die Kreisgesundheitsbehörde 389 neue Erkrankungen, 192 davon in Temeswar, 20 in Lugosch/Lugoj, 15 in Neumoschnitza, 14 in Girok und je 11 in Hatzfeld und Dumbr²vi]a. 59 neue Fälle gibt es unter Minderjährigen, im Falle von 120 Schulklassen mit insgesamt 3200 Schülern wurde der Präsenzunterricht aufgehoben. Auch die Zahl der ermittelten Infektionsherde steigt von Tag zu Tag, inzwischen stehen fünf unter Beobachtung. Seit Dienstag sind eine Temeswarer Kindertagesstätte mit drei Fällen und die Jugendhaftanstalt in Busiasch/Buziaș mit fünf Fällen hinzugekommen.

Am Mittwochabend kritisierte Bürgermeister Dominic Fritz den über Temeswar verhängten Teil-Lockdown scharf. Die Maßnahmen würden Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen treffen und die Wirtschaft schwächen, sagte Fritz. Im Frühjahr, als er für einen harten Lockdown gestimmt hatte, soll die Situation anders gewesen sein, erklärte der Bürgermeister. Da-mals gab es nicht genug Impfstoff für alle, inzwi-schen könne sich jeder impfen lassen. Die Regierung müsse einschreiten und alle Restriktionen für geimpfte Bürger aufheben. Die jetzige Coronawelle sei eine Welle der Ungeimpften, 97 Prozent der derzeit in das Temeswarer Victor-Babeș-Krankenhaus eingewiesenen Patienten seien ungeimpft. Er sei ein starker Befürworter der Massenimpfung, die Stadtverwaltung habe massiv dafür geworben, die Hausärzte eingebunden und ein mobiles Impfzentrum für jene eingerichtet, die aus gesundheitlichen Gründen ihr Haus nicht verlassen konnten. Es wurden somit Bedingungen geschaffen, damit sich ein jeder impfen lässt. Von den 230.000 Temescher Bürgern, die mittlerweile geimpft sind, leben über die Hälfte in Temeswar, aber das sei noch immer zu wenig. Man hätte die Aufhebung der Restriktionen an die Impfquote und an die Anzahl der durchgeführten Tests binden können, sagte Fritz ferner. Das Frühjahrsszenario wiederhole sich: jene Kreise, die die meisten Tests durchführen, werden auch als erste mit harten Maßnahmen bestraft. Allerdings könne man den Geimpften keine Res-triktionen mehr zumuten, man müsste diese von den beschlossenen Vorbeugungsmaßnahmen ausschließen. Der Überlastung der Intensivstationen und dem Verlust von Menschenleben könne man nur mit der Massenimpfung entgegenwirken. Allgemein gültige Ausgangssperren und sonstige Restriktionen würden jedoch die Impfung nur hemmen, lautete das Fazit des Bürgermeisters. Dem Kreiskomitee für Katastrophenschutz gehört Fritz seit den Querelen um den im Frühjahr beschlossenen harten Lockdown nicht mehr an.