Temeswarer Arzt Păunescu: Anti-Covid-Therapie größtenteils nutzlos

Nur Blutverdünner wirksam? / Dr. Musta appelliert an Vernunft

Temeswar (ADZ) - Der Temeswarer Arzt und Leiter des Oncogen-Krebsforschungszentrums, Virgil Păunescu, sorgt erneut für Aufregung unter den Temeswarer Medizinern. Wie die ADZ berichtete, hatte Păunescu vor mehreren Wochen erklärt, dass er sich selbst einen Covid-19-Impfstoff unter der Form von Nasentropfen verabreicht habe. Nun sagt Păunescu, dass die in Rumänien angewandte Therapie der Corona-Patienten überhaupt keine Wirkung habe. Die antiretrovirale Behandlungsstrategie sei nutzlos, sagte er einem Nachrichtenportal gegenüber, ihre Wirkung entspräche jener des banalen Paracetamol, allein der Magen tue weniger weh. Wirksam seien dagegen die Blutverdünner und Blutplasma von geheilten Patienten.

Man habe sich für eine antiretrovirale Therapie entschieden, weil solche Medikamente sehr teuer seien und die Interessen der großen Pharmakonzerne im Spiel seien. Letztendlich zähle die Tatsache, dass bislang kein wissenschaftlicher Beweis für die Wirksamkeit der antiretroviralen Arzneimittel vorliege. Man müsse tiefgehende Studien durchführen und man müsse Blutverdünner auch asymptomatischen Corona-Infizierten vorschreiben, weil diese Blutgerinnungsstörungen erleiden könnten, die zunächst unbemerkt bleiben, empfiehlt der umstrittene Arzt.

Der Temeswarer Infektionsarzt Virgil Musta appelliert währenddessen an die Vernunft seiner Mitbürger. Im Namen des Ärztekollektivs des Victor-Babeș-Krankenhauses für Infektionskrankheiten grenzte sich Musta von Păunescus Aussagen ab, diese würden keinesfalls der wissenschaftlich nachweisbaren Realität entsprechen. Die Bürger sollen sich weiterhin an alle Sicherheitsvorkehrungen halten und sich schnellstens melden, wenn Symptome auftreten. Übrigens wurden in Temeswar Blutverdünner bereits seit Anfang April in der Therapie der Covid-19-Erkrankten eingesetzt und man habe auch auf einige antiretrovirale Medikamente verzichtet. Dabei habe man das vom Gesundheitsministerium entsprechend den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation vorgeschriebene Therapieprotokoll befolgt.


Der Direktor des Kreiskrankenhauses, dem das von P˛unescu geleitete Forschungszentrum unterstellt ist, sah sich ebenfalls gezwungen, dessen Aussagen scharf zu kritisieren. Laut Spitaldirektor Raul Pătrașcu können nur Infektionsärzte über die richtige Therapie entscheiden. Und die Erfolge des Victor-Babeș-Krankenhauses seien eindeutig, so dass die Bürger aufgefordert seien, weiterhin dem ärztlichen Fachpersonal zu vertrauen, das gegenwärtig große Opfer zur Eindämmung der Seuche aufbringe, so Pătrașcu.


Bislang hat das Victor-BabeȘ-Spital in Temeswar 600 Corona-Patienten behandelt, 539 davon (knapp 90 Prozent) konnten entlassen werden. 51 Erkrankte starben, am Donnerstag befanden sich 10 Patienten in der Behandlung.