Tobsdorfer Kirchenschatz in Mediasch sichergestellt

Mediasch – Acht Fachkräfte der Werkstatt für Orgelbau und Tischlerei COT Honigberg/Hărman haben sich im Herbst 2020 der Orgel der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburg Tobsdorf/Dupuș angenommen, sie von ihrem Standort im Nachbarort von Birthälm/Biertan abgebaut und auf der Seitenempore der evangelischen Margarethenkirche im Kirchenkastell Mediasch wieder aufgestellt. Das 1731 von Georg Wachsmann erbaute Instrument mit acht Registerzügen war seinerzeit auf Bestellung für die evangelische Kirche Birthälm konzipiert worden und zog 1794 nach Kaufvertragsabschluss von da ins kleinere, aber nicht weniger reiche Tobsdorf um. Orgelbauer Karl Einschenk und seine Nachfahren haben im 20. Jahrhundert mehrfach Hand auf der Westempore in Tobsdorf angelegt. Ihre letzten Wartungsarbeiten am mechanischen Pfeifenwerk von Georg Wachsmann erfolgten 1972. Nach der Zeitenwende 1989/1990 verstummte die Tobsdorfer Orgel binnen drei Jahrzehnten bis auf nahezu unspielbaren Zustand, weil sich der Holzwurm an der hölzernen Originalsubstanz ungehemmt gütlich tat. Zwei Kanister Arbezol-Speziallösung vom schweizerischen Hersteller Bosshard reichten knapp aus, um weiterer Schadensausbreitung noch vor Ort in Tobsdorf vorzubeugen. Die tückisch schleichende Gefahr ist jetzt gebannt.

Auf der Seitenempore der Margarethenkirche Mediasch wartet nun das Orgelgehäuse von Tobsdorf auf den Wiedereinbau der Pfeifen und der mechanischen Traktur. Die Margarethenkirche selbst hat allen guten Grund, unter ihrem Dach auch das Taufbecken, den Altar und das berühmte Chorgestühl aus Tobsdorf in Ehren zu halten. Letzteres wurde 1537 vom Schäßburger Meister Johannes Reychmuth gefertigt, von 2011 bis 2018 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim restauriert und 2019 in Mediasch neu eingeweiht, wo es ausschließlich aus berührungslos sicherer Entfernung bewundert werden darf. Für die Tobsdorfer Orgel jedoch schwebt der Mediascher evangelischen Kirchengemeinde A.B. eine Restauration vor, die tatsächlich auf uneingeschränkt nutzbaren Originalzustand zurückführen soll. Ohne Spenden wird dieser Plan nicht aufgehen. Kurzweilige Details der Vorgeschichte und für die Unterstützung erforderliche Kontodaten sind unter der Nachricht „Perle des 18. Jahrhunderts gemeinsam retten“ auf der Homepage der Stiftung Kirchenburgen (kirchenburgen.org) zu finden.