Trauma – Erinnerung – Heilung

Deutsches Kulturzentrum bietet vielfältige Veranstaltungen zu transgenerativen Prozessen

Kronstadt – Für die Osterzeit hat das Deutsche Kulturzen-trum Kronstadt/Bra{ov ein Projekt zum Thema transgenerative Prozesse vorbereitet, das sich sowohl an Fachleute als auch an das breite Publikum wendet. Vom 5. bis zum 10. April finden im Rahmen des Projekts „Trauma - Erinnerung - Heilung“ unterschiedliche interaktive und formative Veranstaltungen an mehreren Standorten statt. Mittwoch, den 5. April, wird zur Vernissage der Künstlerin Renée Renard im Multikulturellen Zentrum der Transilvania Universität (Rudolfsring/Bvd. Eroilor Nr. 29) eingeladen. „Un drum cât o sută de vieți“ (Ein Weg wie hundert Leben) zeigt die Familiengeschichte der Künstlerin anhand von alten Fotografien, Dokumenten und Briefen. Es ist die Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte, die ihr einen tiefen Blick in die Gefühle des Verlassenseins, der Trennung und Entwurzelung ermöglicht hat. Renard, die Tiermedizin und Kunst studierte und in ihrer Ausstellung Kunst als Labor der Erinnerung angeht, bietet am 6. und 7. April um 14 Uhr eine Tour zur Ausstellung. Am Gründonnerstag, dem 6. April, um 19 Uhr ist Elise Wilks preisgekröntes Stück „Verschwinden“ (Regie: Cristian Ban) in der Redoute zu sehen. Anhand dreier Episoden aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen wird die Auflösung einer Gesellschaft und dessen Trauma dargestellt, die Zerrissenheit und Entwurzelung der Einzelnen gezeigt. Ebenfalls am Donnerstag, aber um 19.30 Uhr, liest die deutsche Psychotherapeutin Sabine Lück in der C˛rture{ti-Buchhandlung (Marktplatz/Piața Sfatului Nr. 20) aus ihrem Buch „Ahnen auf die Couch“ (auf Rumänisch im Editura-Trei-Verlag erschienen) und spricht darüber mit Timea Müller, Leiterin des Projekts Generation-Code in Rumänien und mit Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt.

Im Anschluss an Lücks Konferenz „Geerbtes Schicksal“ vom Karfreitag, 18 Uhr, in der Aula der Universität, stellt die Autorin die Methode Generation-Code um 19.45 vor. Generation-Code ist eine Methode, die Lück und Ingrid Alexander entwickelt haben und die eine Entdeckungsreise zu den Ahnen bedeutet, während und infolge der die transgenerationale Weitergabe von Freud und Leid nachvollzogen werden kann. „Durch die Entschlüsselung des eigenen familiären Codes und die Auflösung des kindlichen Treuevertrages zur Mutter wird das Selbst befreit und die Entwicklung unseres gesamten Potenzials möglich. Dann können wir endlich sein, wer wir geworden wären“, steht auf der Internetseite des Instituts für Transgenerative Prozesse ITP, deren Leiterinnen die beiden Psychotherapeutinnen sind. „Wir erben nicht nur ihre (Anm. d. Reda. der Ahnen) Reichtümer oder Schulden, ihr Aussehen und ihre körperlichen Dispositionen, sondern auch ihre Wunden und die Narben ihrer Seelen. Das geschieht meist unbewusst und wird bereits als kleines Kind mit einem Treuevertrag besiegelt, um die Eltern an ihrer schmerzlichsten Wunde zu schützen. Das wiederholt sich so in jeder Generation und es entsteht der ganz persönliche Generation-Code, der wie ein Schloss die Entwicklung des eigenen Potentials zu Gunsten der Ahnenrettung verschließt, beziehungsweise blockiert. Jede Generation versucht auf ein Neues, Heilung und Fortschritt zu bewirken, denn nur geheilte und gereifte Eltern können ihre Kinder optimal versorgen.“

Von Samstag bis einschließlich Montag, bzw. 8. bis 10. April, findet eine Spezialisierung im Bereich der transgenerationalen Therapie statt, bei der sich Fachleute einschreiben können. Diese wird von der gebürtigen Rumänin Timea Müller abgehalten, die erforscht, wie unsere Vorfahren in uns weiterwirken und wie man den Code zwischen den Generationen entschlüsseln kann.

Ebenfalls Teil des Projekts ist ein Workshop mit Jugendlichen, die auf kreative Weise ihre eigene Genealogie zu bearbeiten lernen. Hierzu werden sie am 29. April, ab 11 Uhr, im Multikulturellen Zentrum der Transilvania-Universität von Renard begleitet und geleitet. Mit Ausnahme der Fortbildung für Fachleute ist die Teilnahme an allen Veranstaltungen kostenfrei. „Trauma – Erinnerung – Heilung“ wird vom Deutschen Kulturzentrum Kronstadt, in Partnerschaft mit u.a. dem ITP, dem Projekt Generation-Code Rumänien, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt und mit der Unterstützung u.a. des Goethe-Instituts Bukarest und des Departements für interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens (DRI) organisiert.