Ungarische Kulturtage mit reichhaltigem Wochenend-Programm

Temeswar (ADZ) – Zum Auftakt der Kulturtage der ungarischen Gemeinschaft erklärte Bürgermeister Dominic Fritz am Donnerstagabend in der Temeswarer Oper, dass das jetzige Temeswar ohne den Beitrag der ungarischen Minderheit nicht vorstellbar wäre. Man hätte ihn gefragt, warum Temeswar viersprachige Ortsschilder führe und er habe geantwortet, dass das so sei, weil die Stadt, bevor sie zu „Timișoara“ wurde, „Temesvár“ geheißen hat. Diese Tatsache sei eindeutig im Stadtbild sichtbar, zahlreiche bedeutende Bauwerke stammten aus der Feder des ungarischen Stadtarchitekten László Székely. Es freue ihn, dass es in Temeswar eine ungarische Schule und ein ungarisches Staatstheater gäbe und dass sich die ungarische Gemeinschaft gegenüber der Temeswarer Gesellschaft öffne, sagte Fritz. Diese Öffnung sei zu pflegen und fortzuführen, denn sie entspräche vollkommen dem Temeswarer Geist. In schwierigen Zeiten müsse man das Miteinander pflegen, unterschiedliche Kulturen und Sprachen würden die Stadt bereichern und letztendlich würden sie nicht trennen, sondern vereinen, so der Bürgermeister, der die Gäste auf Ungarisch begrüßt hatte.

In seinem Begrüßungswort wies der Temescher Kreisratsvorsitzende Alin Nica auf den multikulturellen Kern von Stadt und Region hin. Zu diesem Kern würde die ungarische Gemeinschaft fest dazugehören. Die gelebte Multikulturalität sei das Fundament für das Kulturhauptstadt-Jahr 2023, sagte Nica. Er erwähnte die ungarischen Gemeinschaften im Kreis und lud nach Dumbrava, Neuburg an der Bega/Uivar, Otelek/Otelec, Neumoschnitza/Moșnița Nouă, Rittberg/Tormac oder Cherestur ein, wo Ungarn leben und ihr reichhaltiges kulturelles Erbe pflegen. Nica wies jedoch auch darauf hin, dass Rumänen und Ungarn gleichermaßen von ökonomischen Sorgen geprägt seien und gemeinsam handeln müssten, um diese zu überwinden. Das sei für den Erhalt von lokalen Gemeinschaften lebenswichtig, sagte der Kreisratsvorsitzende.

Auf der Opernbühne sprachen ferner der ungarische Honorarkonsul in Temeswar, Péter Tamás, ein Vertreter des Veranstaltervereins sowie ein Budapester Staatssekretär, der in der ungarischen Regierung für die magyarischen Minderheiten im Ausland zuständig ist. Die ungarischen Kulturtage, die bis morgen stattfinden sollen, begannen am Donnerstagabend mit einer Aufführung des Operettentheaters der zentralungarischen Stadt Wesprim/Veszprém, das 2023 ebenfalls den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt tragen wird. Auf dem Freiheitsplatz findet ein Handwerkermarkt statt, der Parkplatz vor dem Modex-Kaufhaus wurde zur Gastrozone umgestaltet; Anbieter aus Siebenbürgen und aus Ungarn locken mit ihrem kulinarischen Angebot. Auf der vor der Nationaloper aufgebauten Bühne finden über das gesamte Wochenende Konzerte bekannter ungarischer Bands statt. Filmvorführungen, verschiedene Werkstätten und Gesprächsabende sind im Bartók-Béla-Lyzeum sowie im Saal des Ungarischen Csiky-Gergely-Staatstheaters geplant.

Die viertägige Veranstaltung wird hauptsächlich aus Mitteln der Stadt Temeswar und der Regierung Ungarns finanziert, die Stadtverwaltung beteiligt sich zum ersten Mal an der Finanzierung der ungarischen Kulturtage. Da am Donnerstag der am Mittwoch beschlossene Teil-Lockdown aufgehoben wurde, findet die Veranstaltung nach dem ursprünglich angekündigten Programm statt. Auf dem Freiheitsplatz haben die Veranstalter auch ein mobiles Impfzentrum aufgestellt, kostenlose Covid-19-Schnelltests sollen verteilt werden.