USR-Politiker üben harte Kritik an liberalen Koalitionspartner

Temeswar (ADZ) – In der Temescher Regierungskoalition brodelt es weiter: Der USR-Senator Raoul Trifan und der USR-Abgeordnete Nicu F²lcoi haben am Dienstag den Temescher Kreisratsvorsitzenden Alin Nica und die Temescher PNL für ihre populistischen Entgleisungen im Zusammenhang mit der Verlängerung des Lockdowns (die ADZ berichtete) hart kritisiert.

Ihm sei noch nicht klar, ob Nica diesen Kreuzzug gegen die Quarantäne nur aus einem zynischen Kalkül gestartet habe und er auf schäbigem Stimmenfang sei oder ob er wirklich den Ernst der Lage nicht begreife, sagte Trifan. In ruhigeren Zeiten hätte man sich über Nica einfach lustig gemacht, aber gegenwärtig helfe dies wenig. Vernünftigere PNL-Mitglieder sollten Nica an die Hand nehmen und ihm mit Hilfe von Bleistift und Papier die einfache Kausalbeziehung zwischen dem Lockdown und der fallenden Infektionszahl erklären. Und dann sollte man dem Kreisratsvorsitzenden auch die Folgen seines negativistischen Geredes erklären und ihm sagen, dass er eigentlich die Bürger dazu ermutigt, die geltenden Regeln nicht mehr einzuhalten. Insofern unterscheide sich Nica von den protestierenden Realitätsverweigerern wie der unabhängigen Senatorin Diana Șoșoacă nicht allzu sehr.

Es könne nicht angehen, dass jemand, der unter anderem dazu gewählt wurde, die Bürger zu beschützen, genau das Gegenteil tut. Aus unerklärlichen Gründen scheint Nica all dies zu entgehen, so der Temescher USR-Senator Trifan. Zwar sei der Lockdown keineswegs die perfekte Lösung und man müsse die entsprechenden Gesetze verbessern, aber das bedeute längst nicht, dass die Quarantäne nicht nützlich sei. Die Vehemenz, die Nica jedoch an den Tag gelegt habe, beweise, dass er sich seiner Verantwortung nicht bewusst und von seinem Amt völlig überfordert sei, setzte Trifan seine Kritik an den Koalitionspartner fort.

Dem pflichtete der Abgeordnete Fălcoi bei. Er habe gehofft, dass Nica zur Vernunft käme, aber dies sei nicht geschehen. Man müsse Menschenleben retten und keine Wählerstimmen oder die Geschäfte politischer Freunde. Darauf sei Nica aber nicht gekommen, weil er nur an die Vorstandswahlen in der PNL denke. Um sich zu beruhigen, solle der Kreisratsvorsitzende mit den Ärzten in den Covid-19-Spitälern reden und die Mitteilungen der Gesundheitsbehörden aufmerksamer lesen. Diese Leute wüssten schon, wovon sie sprechen, sagte Fălcoi. Der von Nica mehrmals gezogene Vergleich zum Temeswarer Volksaufstand von 1989 sei vollkommen unangebracht und ein Beweis seiner politischen Unmündigkeit. Die Symbole von 1989 dürften nicht für gegenwärtige politische Zwecke missbraucht werden, sie könnten nicht dazu dienen, Nicas Realitätsverweigerung zu begründen, sagte der USR-Abgeordnete.

Auch der Temeswarer USR-Vizebürgermeister Ruben Lațcău kritisierte den Temescher PNL-Chef. Dieser habe einen schwer vorstellbaren Zynismus bewiesen und nach rein politischen Kriterien gehandelt. Nicas Vorgehensweise bezeuge eine Art des Politikmachens, wie man sie aus Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare kenne, mit der man aber brechen müsse, wenn man das echte Ziel der Pandemie-Überwindung verfolge. Bekannterweise wird Nica von Dănuț Groza, dem Bürgermeister von Großsanktnikolaus, unterstützt, in Temeswar wird gemunkelt, dass der Kreisratsvorsitzende eigentlich nach der Pfeife von Groza tanzt und dessen Ratschläge haargenau befolgt.

Am Dienstagabend sagte Nica dann in einem Interview mit einer lokalen Nachrichtenplattform, dass er sich nicht kleinkriegen lassen werde und dass ihm kein Bukarester Politiker, auch nicht aus seiner eigenen Partei, erklären werde, wie er für das Wohl der Temescher Bürger zu handeln habe. Zu seinen Aussagen stehe er weiterhin und werde von diesen nicht abrücken.