Verendetes Hirschkalb: Fritz schließt Temeswarer Zoo

Tiergarten soll wieder aufgebaut und 2023 neu eröffnet werden

Temeswar (ADZ) – Nachdem am Wochenende Bilder eines erkrankten Hirschkalbes im Temeswarer Zoo für negative Schlagzeilen und Empörung in den sozialen Medien gesorgt haben und Anfang der Woche das Tier auch verendet ist, teilte der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz mit, dass der Tiergarten vorerst geschlossen wird. Zwar soll das Hirschkalb an einer akuten Verdauungsstörung gelitten und auch rechtzeitig tierärztlich versorgt worden sein, so dass das Personal des Zoos nicht direkt die Verantwortung trage, aber die Zustände seien nicht mehr tragbar, sagte Fritz. Der Tiergarten müsse geschlossen und die Tiere von anderen Einrichtungen aufgenommen werden, die für ihr Wohlergehen auch garantieren könnten, hieß es. Seit 2014 habe die Stadtverwaltung überhaupt kein Geld mehr in den Zoo im Jagdwald investiert, stellte der neue Bürgermeister fest. Man werde den Tierpark erst in einigen Jahren wieder öffnen können, ein tragbares Konzept müsse entwickelt und umgesetzt werden. Deshalb wolle Fritz Kontakt zu Partnerstädten wie Karlsruhe, Szeged oder Mülhausen/Mulhouse aufnehmen, dort gäbe es Zoos, die allen Standards der artgerechten Haltung entsprechen und fachmännische Unterstützung anbieten könnten.

Die Pfleger würden sich bemühen, doch der Geldmangel und der fehlende Professionalismus der Leitung hätten zu dieser Lage geführt, sagte Fritz. Nachdem im September herrenlose Hunde mehrere Zwergkängurus getötet haben, ist nun dieses Hirschkalb verendet, es könne so nicht weitergehen. Wenn das Tierwohl nicht gewährleistet werden könne, müsse der Zoo geschlossen werden. Einen entsprechenden Vorschlag habe der Bürgermeister dem Stadtrat bereits unterbreitet. Geprüft werde mittlerweile auch das Modell des Tierparks von Großwardein/Oradea. 2010 hatte die dortige Verwaltung die Einrichtung geschlossen, bis 2013 wieder aufgebaut und neu eröffnet. Bürgermeister Fritz plane die Wiedereröffnung des Temeswarer Zoos für 2023, dem Kulturhauptstadt-Jahr.

Der Temeswarer Zoo wurde 1986 im Jagdwald eröffnet, doch sowohl vor der Wende, als auch nach 1989 wurde er von den zuständigen Behörden grob vernachlässigt. 2005-2006 ließ der damalige Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu einige Investitionen durchführen, auch der Tierbestand wuchs damals, vor allem durch Schenkungen des Tiergartens von Szeged, den bis vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie viele Temeswarer am Wochenende besuchten. 2013 wollte Bürgermeister Nicolae Robu den Zoo ausbauen, doch nachdem ein von der Stadt Reichenberg/Liberec in Tschechien geschenktes Zebra ausgerissen, in einen Teich gesprungen und ertrunken ist, stellte Robu jede zusätzliche Finanzierung ein. Im September hatte der Zoo durch den Angriff der streunenden Hunde auf die Zwergkängurus für Schlagzeilen gesorgt, der wahlkampfführende Robu musste sich für das Vorkommnis und vor allem für die Ernennung von Parteifreunden in der Leitung des Zoos rechtfertigen.