Von Apfelkäse zu Zwetschenröster

Ein neues Buch mit Back- und Marmeladerezepten aus dem Schiller Verlag

Hermannstadt - Bewährte Backrezepte aus Siebenbürgen, aufgeschrieben von Sara Maria Baumgärtner, sind kürzlich im Hermannstädter Schiller Verlag erschienen. „Süß und lecker“ ist das schmale, 125 Seiten fassende Buch auf der Titelseite benannt, eingeführt wird es von Wilhelm Andreas Baumgärtner. In seinem Vorwort sind manche Aussagen etwas an den Haaren herbeigezogen, in einem aber hat er Recht: „... ein Blick auf solche Seiten genügt, um … vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen“ mit Vanille-Düften, Eischnee und dem „unverkennbaren Geschmack der gebackenen Teigreste“, mit denen man die „übrig gebliebene Creme auskratzen durfte“.

Am Ende des Buches erfährt man aus der kurzen Biografie der Rezepte-Sammlerin, dass es die Mutter des in den letzten Jahren durch seine Bücher zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen bekannt gewordenen Wilhelm A. Baumgärtner ist. Sara Maria Baumgärtner, geborene Amels, wurde 1925 in Hermannstadt/Sibiu geboren, war nach der Russlanddeportation, Heimkehr, Heirat und Geburt des Sohnes Hausfrau und Erzieherin, reiste 1977 in die Bundesrepublik aus, wo sie 1993 verstarb.

Das Buch enthält 20 Rezepte für Marmeladen und eine Unmenge an Back- und Anrichteanleitungen für Mehlspeisen, Torten, Cremes, Striezel, Krapfen, Kekse sowie Nach- und Süßspeisen. Zu Letztgenannten gehören zum Beispiel Apfelschmarrn, Grießkoch oder Buchteln. Weil vorhin die Rede von Vanille-Düften war sei mitgeteilt, dass im Backbuch drei Varianten Vanillekipfel und weitere vier Rezepte von Vanillebäckereien abgedruckt sind. Gefunden werden können selbstverständlich die Zutaten und Backanleitungen für Cremeschnitten, Dobosch-, Linzer- oder Sachertorte sowie Ischler – einem süßen Gruß aus der k.u.k. Zeit.

Diesem Kulturkreis entstammen auch andere Bäckereien, wie an den Namen etwa der Schönbrunner Krapferln oder dem Tiroler Kuchen zu erkennen. Das Wasser im Mund läuft einem bereits beim Lesen der Rezepte für die Windbeutel mit Schlagsahne oder Non plus Ultra zusammen, enthalten aber sind auch Rezepte von weniger aufwändig zuzubereitenden Mehlspeisen. Unter die Kuchen- und Cremesrezepte verirrt haben sich die Grießknödel, die eine Suppeneinlage sind, manche Rezepte sind siebenbürgischen Hausfrauen sicher unter anderen Namen bekannt. Wer es lieber salzig mag oder eine Beilage zum Aperitif backen will, kann aus einer Fülle Rezepte für Hefekipfel, Salzstangen oder Pogatschen (mit Grammeln, Käse oder Quark) schöpfen. Zu entdecken gilt, was gebackenes Heu oder gebackene Mäuse sind, zubereiten kann, wer jenen im Laden nicht vertraut, Marzipankartoffeln oder Rahat nach Frau Baumgärtnerts Anleitung. 

Wilhelm A. Baumgärtner befürchtet in seinem Vorwort, dass die seit Jahrzehnten gesammelten Rezepte bewährter Köstlichkeiten der Konsum- und Wohlstandsgesellschaft weichen, deren Mitglieder es der Mühe nicht mehr wert finden, sich an den Küchentisch und -herd zu stellen. Die zahlreichen Kochsendungen auf fast jedem Fernsehkanal und die Menge an Kochbüchern führen zur gegenteiligen Schlussfolgerung. Das Rezeptbuch ist in den Buchhandlungen der Erasmus-Büchercafé-Kette zu finden.