Wassergeschmack wiederentdecken

Neue Wasser- und Abwassersysteme aus EU-Mitteln für den Norden des Kreises Hermannstadt

Der 27-jährige Diplomingenieur und Projektbegleiter Dorin Doca führte die Journalisten durch die Baustelle.
Foto: Andrey Kolobov

Mediasch - Am Donnerstag lud das Umweltministerium durch seine Mittlerorganisation für das Operationelle Sektorielle Programm in der Region Zentrum (OI POS Mediu) Journalisten zur Besichtigung der Baustelle der neuen Kläranlage in Mediasch ein. Diese entsteht im Rahmen des Projektes „Erweiterung und Erneuerung des Wasser- und Abwassersystems in  Mediasch, Agnetheln/Agnita und Elisabethstadt/Dumbrăveni“. Die Bauarbeiten, die zu 85 Prozent aus Mitteln der Europäischen Union finanziert und dem Betreiber „Apa Târnavei Mari“ zugutekommen, führt das deutsche Unternehmen „Hochtief Constructions AG“ durch. „Das erste in der Region Zentrum genehmigte Projekt sieht den vollständigen Zyklus von der Wasserentnahme bis zur Ableitung in die Große Kokel/Târnava Mare vor“, erklärte der Generaldirektor von „Apa Târnavei Mari“, Virgil Bucşe.

Die rund 90 Millionen Euro werden für den Bau oder die Modernisierung der Aufbereitungsanlagen, die Erweiterung des Wasser- und Abwassernetzes sowie den Ausbau der Kläranlage für Mediasch und den Bau einer neuen Kläranlage für Agnetheln und Elisabethstadt verwendet. „Von diesen Arbeiten werden zuallererst die rund 65.000 Einwohner der Städte Mediasch, Agnetheln und Elisabethstadt profitieren“, betonte Georgeta Găină, Leiterin von OI POS Mediu. Da momentan für die Einwohner infolge der Bauarbeiten Unannehmlichkeiten entstehen, treffen sich Vertreter von „Apa Târnavei Mari“ wöchentlich mit den Anwohnern der betroffenen Stadtviertel und erklären ihnen die Notwendigkeit der Bauarbeiten. „Meistens werden die Arbeiten akzeptiert. Dazu trägt die strenge Einhaltung des Bauarbeitenplans erheblich bei“, erzählte Bucşa.

Aus den Broschüren und auf der Internetseite des Mediascher Unternehmens kann jeder Interessierte erfahren, welche Arbeiten wann und wo durchgeführt werden. „Die Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten an der Mediascher Kläranlage erfolgen auf rund 43.500 Quadratmetern und begannen Anfang 2010. Zu 85 bis 90 Prozent sind sie bereits fertig“, sagte Dorin Doca, der zuständige Projektbegleiter. Außer Neubauten wurden auch die bereits vorhandenen Strukturen der Anlage modernisiert. Die Fertigstellung aller Bauten ist für den Spätherbst vorgesehen. Die neue Kläranlage wird zu 100 Prozent automatisch betrieben: Alle Prozesse können von einem Kontrollpult aus beobachtet und gesteuert werden. Zur Reinigung der Abwässer werden mechanische, biologische und chemische Verfahren eingesetzt. Der eingesammelte Schlamm wird zur Produktion von Biogas verwendet, das zur erheblichen Senkung der Betriebskosten der Anlage beitragen soll.

Eine derartige Investition in das Wasser- und Abwassersystem ist mit erheblichen Tarifsteigerungen verbunden: In Mediasch steigen die Preise für Abwasser um rund 280 Prozent, in Agnetheln um 620 Prozent und in Elisabethstadt um 870. Ein Kubikmeter kostet dann 2,7 Lei. In Agnetheln und Elisabethstadt steigen auch die Trinkwasserpreise um 30 bis 56 Prozent. Die bisherigen Preise, die „politisch bestimmt waren“, macht Bucşe für den Bankrott der lokalen Wasserversorger verantwortlich. „Dieser Preis entspricht den europäischen Standards. Ein Haushalt darf nicht mehr als 4 Prozent vom Einkommen fürs Wasser aufbringen“, meinte Bucşe. „Apa Târnavei Mari“ wies bei der Antragstellung nach, dass das Durchschnittseinkommen im Norden des Kreises Hermannstadt geringer ist als im Süden.

Deswegen wurde dem Unternehmen eine um 20 Prozent erhöhte Finanzierung des Projekts aus europäischen Mitteln genehmigt und erlaubt, für ihre Dienstleistungen niederere Preise festzulegen.
Das Mediascher Projekt schuf im Norden des Verwaltungskreises Hermannstadt neue Arbeitsplätze: Allein an der Baustelle der Kläranlage arbeiten rund 100 Menschen. Der Generaldirektor von „Apa Târnavei Mari“ setzt sein Vertrauen in erster Linie auf die jungen Fachleute: „Der älteste auf der Baustelle Beschäftigte ist 40 Jahre alt; der Projektbegleiter nur 27“, unterstrich Virgil Bucşe.