Wer mietet die Semmeringbahn?

Erste Ausschreibung an Interessenlosigkeit gescheitert

Reschitza - Die „Banater Semmringbahn“, die Bahnlinie zwischen Orawitza und Anina, schreibt täglich Verluste von rund 8000 Lei und verzeichnet Einnahmen von höchstens 250 Lei/Tag (ganz selten mehr). Dies laut Statistiken der letzten Jahre. Deshalb hat die Verwaltung der Societatea Na]ională Căile Ferate Române (SNCFR) 2010 erstmals entschieden, den Verkehr auf dieser Strecke stillzulegen.

Nach Protesten – vor allem von Lokalpolitikern aus Orawitza und Anina, Regionalpolitikern, Gesellschaften für Industriearchäologie und aus Intellektuellenkreisen – schaltete die SNCFR den Betrieb der „Banater Semmeringbahn“ auf Sparflamme, hielt sie aber weiter in Betrieb. Einer der Hauptgründe war die Gefahr, dass dieses Industrieerbe, dessen Wert für Pragmatiker nur noch in der Umrechnung zum aktuellen Schrottpreis besteht, verscherbelt werden könnte von den Schrottdieben, die als Erstes die Schienen abbauen würden. Nachdem der Staat SNCFR jüngst den Großen Schuldenerlass gewährt hat, musste sich die Eisenbahn erneut verpflichten, alles zu unternehmen, um rentabler zu werden.

Da man darunter in diesem Land allgemein Abbau oder Abstoß von „Schwarzen Löchern“ versteht, wurde (auch) die Eisenbahnlinie Orawitza – Anina sowie ihre alte Fortsetzung in Richtung Donau/Basiasch (die ehemalige Steinkohlen-Versorgungslinie der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft/DDSG, Anina-Basiasch/Baziaş), die noch existierende Bahnlinie Orawitza – Iam/Jam, zur Ausschreibung zwecks Konzessionierung ausgeschrieben. Vergangenen Freitag war der erste Versteigerungstermin. Niemand meldete sein Interesse durch Anwesenheit an.

Nun wird, laut Ausschreibungsgesetzgebung, ein neuer Termin festgelegt, mit entsprechenden Drosselungen der Forderungen von SNCFR. Ob diese Bahnlinie, die auch als Tourismusattraktion erst mal ziemlich hohe Investitionen benötigt, einen finanzkräftigen und die Industriegeschichte liebenden Interessenten finden wird, steht noch in den Sternen.

Nicht einmal die sonst so aktive Gerüchteküche von Reschitza, Orawitza und Steierdorf/Anina weiß gegenwärtig Rat. Zumal auch die (ziemlich hochfahrenden) Pläne zur Wiederherstellung der Bahnlinie Anina – Basiasch mittels des grenzüberschreitenden EU-Programms Rumänien-Serbien bislang kläglich am Nein aus Brüssel gescheitert sind.

Hingegen steht die Sanierung der Bahnlinie und des historischen Zuges, der allein diese Bahnstrecke (mit ihren engen Kurvenradien) befahren kann, auf der Warteliste der UNESCO. Unter Umständen – zu denen auch ein cleveres Management gehören müsste – könnte die Banater Semmeringbahn doch noch kein so schlechtes Geschäft werden.