Zaudern mit der Seilbahn

Stadt Reschitza möchte die Seilbahn, hat aber kein Geld

Die Seilbahn – ein Wahrzeichen von Reschitza Foto: Zoltán Pázmány

Reschitza - Das Reschitzaer Stahlwerk TMK versuchte ab 2007, die Seilbahn, die zu Beginn der 60er Jahre für den Transport von Dolomit zum Erzsinterwerk im Ţerova-Tal gebaut wurde, zu verkaufen. Die Stadt Reschitza hat wiederholt ihr Interesse an einem Kauf geäußert, aber sie wollte ein Kompensationsgeschäft. TMK war jedoch der Stadt gegenüber schuldenfrei und Reschitza, ewig klamm, wollte die 150.000 Euro, auf die man sich geeinigt hatte, nicht mit diesem Kauf „blockieren“. Zumal der Stadt inzwischen klar gemacht worden war von diversen potenziellen Investoren/Förderern, dass es zu einem Umbau kein billiges Geld geben wird.
Letztendlich verkaufte TMK die Seilbahn im Januar dieses Jahres an einen Unternehmer für 150.000 Dollar, also erheblich billiger als das Angebot der Stadt, und akzeptierte sogar eine Ratenzahlung.

Die Reaktion von Bürgermeister Mihai Stepanescu, dass man nämlich nie akzeptieren werde, dass die Seilbahn verschrottet wird – die zu einer Art architektonisches Erkennungszeichen der Stadt an der Bersau wurde – war an sich sympathisch, aber ohne konkrete Folgen. Ob die Stadt gegenwärtig noch irgendwelche Absichten zur touristischen Nutzung der Industrieseilbahn hegt – etwa als Gondelbahn zum Sighseeing, wie man das aus dem Ruhrgebiet kennt und im Reschitzaer Rathaus jedem Gast als verlockende Investitionsidee zu verkaufen versucht hat – das konnte der Sprecher der Stadt, Marius Bălean, nicht sagen, wies aber auf die Korrespondenz zwischen dem Rathaus und der Firma hin, die die Seilbahn schließlich gekauft hat. Diese folgte im Anschluss an den Verkauf der Seilbahn im Februar-März. Darin geht es um den zweiten Teil der Seilbahn am Industriestandort Mociur – also hinter dem Gol und dem Kreuzberg in Richtung Ţerova-Tal –, den die Stadt gern „konserviert haben“ möchte. Die Firma erklärte sich einverstanden mit der Konservierung des Seilbahnabschnitts, möchte allerdings dafür von der Stadt „entweder Grundstücke oder Alteisen“.

Und dieser zweite Teil, der mit dem Alteisen, hat es in sich. Denn er wurde in Reschitza implizite verstanden als Absicht der Firma, die Seilbahn zu verschrotten – oder zu erhalten, wenn sie im Gegenzug wiedereinschmelzbaren Schrott in der selben Menge bekommt. Das Rathaus hat sich inzwischen einverstanden erklärt „entweder mit einem Tauschgeschäft um Grundstücke oder mit einem Kompensationsgeschäft mit Alteisen oder anderen Differenzen“. Woher sie das eine oder das andere zu nehmen gedenkt, das ist bisher weder entschieden, noch vom Stadtrat abgesegnet, der immer dann zur Höchstleistung auffährt, wenn es darum geht, Querschläger gegenüber der Stadtleitung zu landen. Die seinerzeitigen Tiraden von Bürgermeister Stepanescu, er werde nie damit einverstanden sein, dass die Käuferfirma die Seilbahn einfach verschrottet, scheinen ein Ruf in die Wüste gewesen zu sein.

Zwischendurch rostet die Seilbahn, die 1960-1962 gebaut wurde, während der letzten großen Investition von Reschitza in das Hochofenwesen (zusammen mit zwei 9000-Kubikmeter-Hochöfen, von denen einer noch steht) still vor sich hin. Gefragt, wie lange es dauert, bis diese Seilbahn, die 1994-1995 zuletzt mit Ölfarbe überpinselt wurde, durchrostet und zur Gefahr wird, winkt einer ihrer Erbauer, Andreas Zahner (der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen) ab: „Keiner von uns Heutigen lebt so lange, bis diese Seilbahn durch Verrosten zu einer Gefahr wird!“