Zuschuss zur Kaiserbadrenovierung

Die Herkulesbader Immobilie gehört zu den „sieben gefährdetsten Bauten des Europäischen Erbes“

Der Majolikabrunnen in der Empfangshalle des Kaiserbads war vor der Wende noch intakt. Als der Verfall infolge einer willkürlichen Privatisierung 2003 begann, war er gefährdet. Als der Archiktektenverein „Locus“ das Gebäude zur Renovierung übernahm, brachte man den Brunnen in Sicherheit, indem er abmontiert und anderweitig eingelagert wurde.

Herkulesbad – Ende März wurde der Verein junger Architekten „Locus“, der sich die bauliche Sicherung und die Renovierung des Kaiserbads von Herkulesbad auf die Fahnen geschrieben hat, verständigt, dass das heute „Băile Neptun“ genannte Ensemble der Herkulesbader Kaiserbäder aufgrund ihres Antrags auf die Liste der „Sieben gefährdetsten Bauten des Europäischen Kulturerbes“ gesetzt wurde. Das teilte am 29. März Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend mit, in Anwesenheit der Verantwortlichen des Europäischen Vereins Europa Nostra und der Europäischen Bank für Investitionen, die die Zuschüsse gibt.

Jedem der sieben in diesem Jahr auf die Liste gesetzten Objekte wird zur Renovierung oder mindestens Wetterfest-Machung ein nicht rückzahlpflichtiger Zuschuss von 10.000 Euro gewährt. Die anderen gefährdeten Objekte sind die Zogu-Brücke in Albanien, das Récollets-Kloster in Nivelles/Belgien, die Gartenstadt La Butte Rouge bei Paris, das mittelalterliche Zentrum von Stolberg in Deutschland, der Orléans-Borbón-Palast im spanischen Cádiz und das Fort Crčvecoeur im holländischen Den Bosch.

Prof. Dr. Hermann Parzinger, der Vorsitzende von Europa Nostra, erklärte bei der Bekanntgabe der Nutznießer der diesjährigen Bezuschussungen: „Die Liste der gefährdetsten sieben Objekte des Jahres 2022 deckt eine große Vielfalt ab: von einer Gartenstadt aus dem 20. Jahrhundert über den historischen Kern einer mittelalterlichen Stadt, der im vergangenen Jahr von Überschwemmungen schwer beschädigt wurde und bis zu einem aufgegebenen, aber emblematischen Gebäudekomplex in einem der ältesten Kurbäder unseres Kontinents. Nachlässigkeit, eingeplante Abrisse, fehlerhafte urbanistische Entwicklungsvorhaben, Naturkatastrophen oder fehlende Finanzierungen haben zum Verfallen geführt. Die Veröffentlichung unserer Liste soll auch ein starkes Signal der Solidarität und der Unterstützung für die Gemeinschaften sein, die dort leben, aber auch für die Aktivisten, die sich zu deren Rettung haben einspannen lassen. Das europäische Kulturerbe muss bewahrt werden, nicht nur als Zeugnis der Vergangenheit, des Gedächtnisses und unserer gemeinsamen Identität, sondern auch als Katalysator nachhaltiger Entwicklung, der sozialen Kohäsion und der heute mehr denn je nötigen friedlichen Koexistenz.“

Der Architektenverein „Locus“ reagierte umgehend: „Für die `Băile Neptun` bedeutet diese Bezuschussung die Pflicht, einen Aktionsplan auszuarbeiten, gemeinsam mit den Experten von Europa Nostra und von der European Investment Bank. Indem diese 10.000 Euro zu unserem Vorhaben beisteuern, ist das auch eine europaweite Werbung für unser Vorhaben. (...) es ist eine Chance für uns und für die Kommunalverwaltung, nachhaltige Lösungen zu suchen und umzusetzen zur Rettung dieses Baudenkmals, auch angesichts seiner Rechts- und Besitztumslage.“

Zufall oder nicht: in der Sammelaktion der jungen Architekten hatten noch genau 10.000 Euro gefehlt, um ihr Projekt der einstweiligen Sicherung des Kaiserbads vor weiterem Verfall zu gutem Ende zu führen.