Zwei Botulismus-Kranke in Arad

Antitoxin musste aus der Republik Moldau gebracht werden

Arad - Ein Ehepaar aus dem Arader Dorf Moroda wurde am Wochenende in der Notaufnahme des Kreiskrankenhauses mit Botulismus diagnostiziert. Der 59-jährige Mann hatte schlimmere Symptome als seine Gattin: Verschwommen- und Doppelsehen, Schwindel- und Schwächeanfälle, Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, aber auch Atemnot. Die ersten Anzeichen waren bereits Tage davor aufgetreten, wurden aber zunächst ignoriert. Das Ehepaar hatte vergangene Woche Dienstag rohen Hausschinken gegessen und sich wahrscheinlich dabei die Fleischvergiftung zugezogen. Die medizinische Leitung des Arader Notfallkrankenhauses gab indessen bekannt, dass man landesweit das nötige Botulismus-Antiserum nicht auf Lager habe, weshalb man über das Gesundheitsministerium welches aus der Republik Moldau angefordert habe. Man hatte auch in Ungarn angesucht, doch das dortige Serum hätte nur einen Typen bekämpft, während die moldauische Klinik Antitoxin Typen A, B und E zur Verfügung stellte. In weniger als 24 Stunden nach der Einlieferung konnte dem Patient das Gegengift verabreicht werden. Der Mann soll sich inzwischen schon etwas besser fühlen. Die Frau wurde erst am Montag im Krankenhaus mit leichten Symptomen aufgenommen. Ihre Behandlung soll erst beginnen, nachdem im Bukarester Cantacuzino-Institut der genaue Typ des Krankheitserregers festgestellt wird. Im Fall des Mannes hat die fortgeschrittene Atemwegslähmung die Ärzte veranlasst gegen alle drei Typen zu behandeln. Die Gesundheitsbehörde des Kreises Arad hat inzwischen eine Untersuchung in die Wege geleitet, um festzustellen, ob es eventuell noch weitere Botulismus-Fälle im Umfeld der Familie gibt.

Bereits im Februar dieses Jahres hatte es in Arad eine Lebensmittelvergiftung mit dem Bakterium Clostridium botulinum gegeben und auch damals musste das Serum aus der Republik Moldau eingefahren werden, weil es landesweit das Gegengift nicht auf Lager gab. Die letzten statistischen Daten bezüglich der Erkrankungen mit diesem Nerventoxin von der rumänischen Landesgesundheitsbehörde stammen aus dem Jahr 2018 und zeigen einen Abwärtstrend der Inzidenz auf: 2017 waren es 15 Fälle, 2018 14 im ganzen Land.

Die Ursache von Botulismus ist das sehr gefährliche Nervengift Botulismustoxin, das von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. Das Gift hemmt die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Die Folge sind Lähmungserscheinungen. Eine Infektion beim Menschen ist fast immer auf eine Lebensmittelvergiftung zurückzuführen. In Fleisch- oder Fischkonserven, die unter unhygienischen Bedingungen hergestellt werden, gedeihen die Botulismus-Clostridien besonders gut. Aber auch in in Öl eingelegtem Gemüse können sich die Bakterien vermehren. Sie sind äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Frost und Austrocknen. Säuglinge können sich mit Botulismus durch den Verzehr von Honig infizieren. Das Gift wird vom Darm aufgenommen und gelangt über das Blut in die Nervenzellen (Säuglingsbotulismus). Eine Botulismus-Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, versichert der medizinische Ratgeber auf www.netdoktor.de. Die Rehabilitation nach einer  Infektion ist sehr langwierig und kann sich über Jahre hinausziehen.