16 Jahre im Dienst von Temeswar

Ehemaliger Bürgermeister Ciuhandu veröffentlichte seine Memoiren

„Der Mensch vergisst zu leicht und zu schnell“ – so heißt ein Sprichwort, worauf sich auch der ehemalige Bürgermeister von Temeswar/Timişoara, Gheorghe Ciuhandu, bezieht. „Ich denke, ich habe die Verantwortung, nach so vielen Jahren die Dinge so darzustellen, wie sie auch geschehen sind. Und das alles, bevor sie in Vergessenheit geraten“, sagte Gheorghe Ciuhandu bei der Vorstellung seines Buches. „16 Jahre im Dienst von Temeswar“ liest sich als Tätigkeitsbericht der vier Amtsperioden Ciuhandus als Bürgermeister. Alles, was seit 1996 bis 2012 unter seiner Führung passiert ist, wird in diesem Buch geschildert.

Gheorghe Ciuhandu ist mit seinen vier Amtsperioden der langlebigste und bisher erfolgreichste der Temeswarer Stadtväter nach der Wende und einer der erfolgreichsten Bürgermeister in ganz Rumänien. Er präsentierte sein Buch am 10. Juni im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus. Die Eröffnungsreden wurden von dem Historiker Victor Neumann und dem Wirtschaftsanalytiker Nicolae Ţăran gehalten. „16 Jahre im Dienst von Temeswar“ stellt auf insgesamt 300 Seiten nicht nur einen Bericht der Tätigkeit des ehemaligen Bürgermeisters dar, sondern auch den Werdegang der Stadt in den 16 Jahren seiner Amtszeit. Der Ex-Bürgermeister erinnert sich an seine Anfangszeit und wie die Stadt damals aussah. „Die Stadt konnte sich damals nicht so schnell entwickeln, wie wir es uns wünschten. Wir wollten wie im Ausland leben, doch weiterhin so arbeiten, wie wir es gewohnt waren“, erinnert sich Ciuhandu unter anderem. 1996 lag die Arbeitslosenquote bei über 14 Prozent und eine Industrie war kaum vorhanden.

Als Lösung sah der damalige Bürgermeister Ciuhandu nur eine: Investoren aus dem Ausland heranzuziehen. Als Absolvent der Lenauschule entwickelte er eine gute Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft, wobei zahlreiche deutsche und deutschsprachige Investoren nach Temeswar kamen. „Natürlich gab es in diesen Jahren nicht nur Erfolge. Obwohl die Unterstützung aus Bukarest in all dieser Zeit gefehlt hat, konnte die Stadt vorangehen, sich schnell entwickeln“, sagte Ciuhandu. „Unsere Chance war, die notwendigen Mittel zu finden, um unsere Projekte zu entwickeln“, fügte er hinzu. Der Temeswarer Wirtschaftssektor macht heute 80 Prozent der Temescher Gesamtwirtschaft aus und schaffte es, bisher circa 400 Millionen Euro an EU-Geldern heranzuziehen. Dabei wurde auch der Erfolg im Wirtschaftsbereich erwähnt, zum Beispiel die derzeitige Arbeitslosenquote von einem Prozent und die Großinvestitionen aus dem Ausland.

Der ehemalige Politiker und Leiter der Bauernpartei teilte den Anwesenden mit, dass er schon 2008 nicht mehr kandidieren wollte. „Ich verrate euch jetzt, dass ich vor meiner letzten Amtszeit gar nicht mehr kandidieren wollte. Ich habe es mir dann doch anders überlegt, da sehr viele Projekte noch im Gange waren und weiterhin die Möglichkeit bestand, EU-Gelder für die Umsetzung dieser zu beantragen“, so Gheorghe Ciuhandu. Nach vier Amtsperioden konnte der ehemalige Bürgermeister abschließend verkünden: „Ich muss zugeben, dass ich mich zufrieden aus der Politik zurückzog. Ich habe meine Pflicht getan.“ Gheorghe Ciuhandu wurde am 15. Juni 1947 in Temeswar geboren und ist Absolvent des deutschsprachigen Nikolaus-Lenau-Lyzeums. Mitte der 80er-Jahre schrieb er seine Doktorarbeit im Fachbereich Bauwesen. Von 2004 bis 2007 war er Vorsitzender der Bauernpartei (PNŢCD). 1996 wurde er für vier Amtszeiten Bürgermeister der Stadt an der Bega. 2004 trat er sogar als Spitzenkandidat der Bauernpartei zu den Präsidentschaftswahlen an und belegte den fünften Landesplatz. 2012 entschied er sich für den Rückzug aus der Politik.