20 Jahre Partnerschaft  Brandenburg – Region Centru

Eine Erfolgsgeschichte soll vertieft werden

V.l.n.r. Prof. Daniel Breaz (Rektor der Universität 1. Dezember 1918, Alba Iulia), Michael Fernbach (Gesandter der rumänischen Botschaft Berlin), Dr. Simion Crețu (Generaldirektor ADR Centru), Ion Dumitrel (Kreispräsident Kreis Alba), I.E. Botschafterin Adriana Stănescu (Botschafterin Rumäniens in Berlin), Dr. Birgit Schliewenz (Partnerschaftsbeauftragte). Fotos: der Verfasser

V.l.n.r. Klaus-Peter Krüger (Partnerschaftsbeauftragter), Dr. Simion Crețu, Dr. Birgit Schliewenz (Partnerschaftsbeauftragte), Ion Dumitrel, Cătălin Stanciu

Siebenbürgen wird mit dem blutrünstigen Grafen Dracula verbunden, seit 1897 der irische Schriftsteller in der Region seinen Vampir-Roman ansiedelte. In der Potsdamer Staatskanzlei wurde dieser Tage aber etwas anderes gefeiert: Die seit nunmehr 20 Jahren andauernde Partnerschaft, die Brandenburg mit der mittelrumänischen Region Zentrum/Centru verbindet. Das Ministerium der Finanzen und für Europa hatte dazu eingeladen. Schirmherrin der Veranstaltung ist Botschafterin Adriana Stănescu: Sie lobte die Vielseitigkeit und Tiefe der Kontakte, die Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung umfassen. 

Diese Kooperation ist eine Erfolgsgeschichte.„Wir wollten einen Partner, der uns versteht“, sagte Simion Crețu, Generaldirektor der Fördergesellschaft ADR Centru, zu den Beweggründen für die Partnerschaft. „Wir waren überzeugt davon, das wir von Brandenburg mehr lernen könnten als das Einwerben von EU-Mitteln.“

Nicht zuletzt durch die Unterstützung aus Brandenburg habe sich die Region Centru zur dynamischsten im ganzen Land entwickelt, versicherte die rumänische Seite. „Sie hätten sehen sollen, wie Rumänien vor 25 Jahren aussah“, sagte Cretu. Heute sei die Wirtschaftskraft fünfmal höher als damals. Der durchschnittliche Monatslohn sei von 100 Euro auf 750 Euro gestiegen. Obwohl die Region 15 Prozent ihrer Einwohner verloren habe, seien rund 700.000 Menschen in Beschäftigung – zwölf Prozent mehr als vor 20 Jahren. „Wir haben gelernt zu kooperieren“, merkte Crețu an. „Ohne Zusammenarbeit gibt es keine Entwicklung.“

Unter dem einstigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) wurde die fruchtbare Beziehung eingeleitet. Sie hat die Rumänen „vor Fehlern und Irrwegen bewahrt“, äußerte Platzeck in einer Videobotschaft. Fehler, wie sie in Brandenburg mit überdimensionierten Klärwerken begangen wurden, wie er im Rückblick selbstkritisch einräumte. Man habe geraten, das in Rumänien nicht zu wiederholen. Weil der persönliche Auftritt in Brüssel über sehr vieles entscheidet, habe man seinerzeit den Vertretern der rumänischen Region Centru Räume in der dortigen Brandenburg-Vertretung zur Verfügung gestellt.

Es gibt zwei Brandenburger, „die gekommen waren, dieser Kooperation ein menschliches Gesicht zu geben“, wie der Vizepräsident des Regionalrates Ion Dumitrel in seinem „Gruß aus dem Herzen Rumäniens“ beteuerte. Alle Redner lobten den unermüdlichen, geradezu enthusiastischen Einsatz von Birgit Schliewenz und Klaus-Peter Krüger, ohne die der durchschlagende Erfolg der Kooperation schwer vorstellbar gewesen sei. Beide hatten in der DDR studiert, und für sie war Rumänien schon vor 1990 keine „Terra incognita“.
Inzwischen ist eine erste Partnerschaft auf Kreisebene entstanden – zwischen dem Landkreis Prignitz und dem Kreis Alba. Das würdigte der deutsche Botschafter in Rumänien Peer Gebauer, der ebenfalls eingespielt wurde. Gebauer feierte Brandenburg als Vorreiter auf dem Weg zu der wichtigen Erkenntnis, dass „die Stärke der EU in der Stärke ihrer Regionen liegt“.

Was die Zukunft betrifft, skizzierte Vizepräsident Dumitrel eine neue Qualität in der Zusammenarbeit. Bislang habe es Kontakte von Betrieb zu Betrieb gegeben, von Verwaltung zu Verwaltung, von Schule zu Schule. Nun könne man dazu übergehen, diese Eins-zu-eins-Beziehungen mit mehreren Partnern zu gestalten, sie also komplexer anzulegen. Die Beziehungen zwischen brandenburgischen Hochschulen und denen der rumänischen Region Centru scheine ihm ausbaufähig.

Zumindest in einer Hinsicht habe der Ukraine-Krieg positive Auswirkungen, sagte Reiner Kneifel-Haverkamp, Abteilungsleiter in der brandenburgischen Landesregierung: Die Aufmerksamkeit Westeuropas für den Osten des Kontinents habe merklich zugenommen.