Aussortierung der Alten

Triage (von fr. trier – sortieren, aussuchen, auslesen –  deutsche Bezeichnung auch Sichtung/Durchsicht oder Einteilung) bezeichnet ein nicht gesetzlich kodifiziertes oder methodisch spezifiziertes Verfahren zur Prioritisierung medizinischer Hilfeleistung, bei hohem Aufkommen an Patienten und unzureichenden Ressourcen. Aufgeschobene medizinische Hilfeleistung wird damit unvermeidlich. Ohne eine strukturierte Triage (Einstufung) entsteht die Gefahr politisch oder ideologisch motivierter unethischer Selektion. Triage kommt aus der Militärmedizin. Es ist die ethisch schwierige Aufgabe, bei Massen von Verletzten (oder Erkrankten) zu entscheiden, wie die knappen personellen und materiellen Ressourcen aufzuteilen sind. Es ist ein Stratifikationsverfahren, vor der Diagnose.

Soweit eine für unsere weiteren Überlegungen und Zitate zutreffende Auswahl aus Wikipedia.

Das „Stratifikationsverfahren”, dem die über 65-Jährigen unterzogen werden, wenn es um die durch das Virus Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegserkrankungen Covid-19 geht, nach dem vermittels der Notstandsgesetze die Regierenden ausnahmslos allen Senioren Ausgangssperre mit zeitlich begrenztem „Auslauf” vorschreiben, ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern eine krasse Mißachtung der Menschenrechte. Vorausgesetzt: die Militärverordnungen (merken Sie, wie treffend obige Definition des auch im Rumänischen geltenden „Triaj” ist, ein Verfahren, das man sich hierzulande sehr einfach gemacht hat – ohne Massentests, ohne irgendeine andere glaubhafte und akzeptierbare wissenschaftliche Grundlage, einfach aufgrund des Geburtsdatums!??) gelten nur für die Ausgesonderten, und möglicherweise auf sehr lange Zeit. Dazu wird Akzeptanz, wie zufällig, vorbereitet, indem, einfach wie nebenbei, von „Ausgangsperre möglicherweise die kommenden zwei Jahre” für Senioren durch Gesundheitsminister Nelu Tătaru gefaselt wird, der damit seinen Meinungsköder auswirft – wird er geschluckt?

Zum Thema der stur von den Regierenden als „Schutz- und Vorsichtsmaßnahme” abgewiesenen Diskriminierung der Alten hat der Präsident der Rumänischen Akademie, der Historiker Ioan-Aurel Pop, seine Meinung veröffentlicht: „Periculoșii bătrâni” (Die gefährlichen Alten). Pop zitiert Bonapartes Kriegstaktik des Verteidigungsrings gegen die Mamelucken im Ägyptenfeldzug und Napoleons berühmten Befehl: „Die Esel und die Gelehrten in die Mitte!” Der Historiker meint, dass der Befehl heute abgewandelt werden müsste in „Die Esel, die Gelehrten und die Alten...”, um der Öffentlichkeit suggerierten Schutz von Werten vor Feinden vorzugeben. In der Pandemie sei „das `politisch korrekte Denken` durch Pragmatismus ersetzt” worden, durch „Rette sich, wer kann! Natürlich sagt das keiner so direkt”, meint der Präsident der Akademie. Durch die „Rafinesse der europäischen Kommunikation”, durch „Verbergung der Lüge”, durch „Kaschierung böser Absichten” und durch „täuschende Verlockungen” hätten sich „einige unserer Führer, einschließlich an der Spitze der EU”, auf die Alten eingeschossen. Die seien „in der Lage des Sokrates, als Sündenböcke”. Der Schierlingsbecher, der ihnen gereicht wird, sei die „Verbannung aus dem öffentlichen Leben”, die „strikte Ausgangseinschränkung” („Bleibt zuhause!”), die „Eidesstattliche Erklärung”, die Verurteilung zur „Einsamkeit” der „Nutzlosen”, die „den Anspruch haben, aktiv zu sein”. Ideal, dass „die sich nur untereinander anstecken”. Es sei „absurd”, schreibt Pop, „den Alten Ausgehstunden an der Leine vorzuschreiben, ihnen Hürden wie Schafen zu bauen, sie von ihrer Umgebung zu trennen, von jener Welt, die sie gebaut haben.”
„Gebt Eure exzessive Umsorgung auf”, fordert Pop von den Regierenden, „um unser Leben und unseren Tod kümmert sich der Herrgott und wir selber!” Der „Überschuss an Sorge” für die Alten trete „deren Menschlichkeit mit Füßen und befleckt ihre Würde.”