Autonomer kommunaler Forstbetrieb

Reschitza und sieben weitere Gemeinden machen sich unabhängig von der staatlichen Forstverwaltung Romsilva

Auf der Tagesordnung der Märztagung des Reschitzaer Stadtrats standen 28 Beschlussvorlagen, von denen die weitreichendste wohl die Entscheidung sein dürfte, sich von der staatlichen Forstverwaltung durch RNP Romsilva loszusagen und die Verwaltung der rund 18.000 Hektar Forst der Stadt Reschitza in Eigenregie zu nehmen. Die sieben Partnergemeinden, Kraschowa/Carașova, Forotic, Goruia, Lăpușnicul Mare, Slatina Timiș, Ticvaniu Mare und Franzdorf/Văliug, werden in nächster Zukunft ähnlich lautende Gemeinderatsbeschlüsse fassen. Danach entsteht der „Forstamtsbezirk Montanbanat“ als autonomer Regiebetrieb, der sich um alle Angelegenheiten der Verwaltung, Pflege und Nutzung nahezu aller Wälder kümmern wird, die auf den Nordwesthängen des Semenik-Bergstocks gedeihen – immerhin schätzungsweise 50.000 Hektar.

In Reschitza hat Bürgermeister Popa die Beschlussvorlage ausarbeiten lassen und vorgelegt. Er brauchte dazu zwei Drittel der Stimmen der Ratsherren, also auch die der PSD-Opposition, und musste hoffen, dass die oppositionelle Fraktion nicht dem traditionellen Herdentrieb dieser Partei erliegt. Denn Romsilva Karasch-Severin ist fest in PSD-Hand und eine Möglichkeit der Parteienfinanzierung, die traditionell in Rumänien von allen Parteien skrupellos genutzt wird, vom Augenblick an, wo sie die Macht ergreifen, funktioniert, indem als eine der ersten Maßnahmen die Leitung des staatlichen Forstunternehmens Romsilva bis mindestens auf die Kreisebene neu, d.h. mit „eigenen“ Leuten, besetzt wird. Im Stadtrat Reschitza ging der Beschluss dennoch einstimmig durch.

Dem Reschitzaer Bürgermeister Popa, aber auch den anderen sieben Bürgermeistern, ist bei dieser Aktion schwerlich zu unterstellen, dass es ihnen in erster Linie um Parteienfinanzierung geht. Nicht nur, weil diese acht Ortschaften gegenwärtig finanziell relativ gut dastehen, sondern auch, weil die acht Bürgermeister schon seit Längerem konsequent monieren, dass es den Bürgern ihrer Gemeinschaften, sofern diese Waldparzellen besitzen, von Romsilva konsequent vergällt wird, ein Minimum von ihrem Holz zur Winterheizung zu fällen. Dies soll geändert werden.

In Reschitza geht es aber um mehr. Der Leiter der PNL-Fraktion im Reschitzaer Stadtrat, Hadrian Popescu, erklärt: „Laut laufendem Verwaltungsvertrag der Forste überweist Reschitza an Romsilva jährlich rund 150.000 Lei. Bis zu den Kommunalwahlen 2016 ging es jedoch nicht um Geld, sondern um Holz: Romsilva schlug zum Eigennutz aus den Wäldern der Stadt das schönste Holz – bis die Bevölkerung zu protestieren begann, weil offensichtlich war, dass die Bürger ihres Besitztums und Schutzes skrupellos beraubt wurden. Meist geschah dies unter völlig legal klingenden Vorwänden, in denen es die staatliche Forstverwaltung zur Meisterschaft gebracht hat. Romsilva nannte das ‘Kompensationsschläge’. Nur: Niemand konnte den Herren genau auf die Finger schauen. In den Akten stimmte alles haargenau... Dennoch begannen rund um Reschitza die Wälder sichtbar zu schrumpfen und zu verschwinden. Obwohl im Forstgesetz vorgesehen ist, dass nach jedem Holzeinschlag aufgeforstet werden muss, geschah dies kaum. Die erste Maßnahme der neugewählten Stadtverwaltung bestand darin, an Romsilva den Vertragspreis für die Forstdienstleistungen zu überweisen und damit dem Fällen der Wälder Einhalt zu gebieten (Anm. ADZ: Trotzdem hat es 2017 ein paar Ausnahmen in unmittelbarer Nähe der Stadt gegeben.) Dadurch hatte Romsilva keine Handhabe mehr für die sogenannten `Kompensationsschläge´. Das war der erste Schritt 2017. Nun planen wir die Gründung einer Eigenverwaltung. Wir hielten Beratungen mit den Gemeinderäten und Bürgermeistern der sieben Ortschaften und als erstes fiel auf, dass alle dasselbe Problem mit Romsilva hatten! Auch bei ihnen fällte die staatliche Forstverwaltung nach Herzenslust die schönsten Bäume. Um all diese acht Ortschaften herum sind im letzten Jahrzehnt ganze Hügel entwaldet worden. Das kann kaum noch geleugnet werden, egal mit wie viel Papier sich Romsilva eindeckt. Unsere Berechnungen besagen: Mit dem Geld, das wir jährlich an Romsilva überweisen, verfügen wir über genug finanzielle Mittel, um uns selbst zu verwalten - und mit Gewinn. Das ist der Hauptgrund, weshalb wir einen eigenen autonomen Forstamtsbezirk gründen wollen. Dann legen wir und nicht Romsilva fest, was gefällt werden muss und was stehen bleibt und gedeihen kann. Den privaten Forstbesitzern unseres Areals werden wir, in rationellen Grenzen, die Möglichkeit bieten, auch Nutznießer ihrer Forste zu werden. Nicht, wie Romsilva mit ihnen gegenwärtig umspringt.“

Bürgermeister Popa, immer darauf bedacht, seine Kommune möglichst nach wirtschaftlichen Kriterien zu führen, wie er es als autodidaktischer Privatunternehmer verinnerlicht hat, erklärte nur kurz: „Unser Wunsch ist, diesen autonomen Regiebetrieb `Forstamtsbezirk Montanbanat` zu gründen. Ziel wird sein, die Forste zu verwalten, über die Reschitza, Kraschowa, Forotic, Goruia, Lăpușnicul Mare, Slatina Timiș, Ticvaniu Mare und Franzdorf verfügen. In meiner Beschlussvorlage habe ich den Stadtrat auch gleich über das Funktionsreglement des Forstamtsbezirks zur gemeinsamen Verwaltung unserer Wälder durch die Partnerkommunen abstimmen lassen. So gewinnen wir Zeit.“