Bücher als (Sonnen)Schutz

Zur Förderung der Lektüre fast 5000 Bücher am Meeresstrand verteilt

Das Rauschen des Meers, ein Erfrischungsgetränk und ein gutes Buch. Das ist alles, was man im Sommer für einen gelungenen Urlaub braucht. Und Sonnenschutz. Für letzteres sorgte diesen Sommer die Kronstädter Onlinebuchhandlung „Libris.Ro“, landesweit die größte, die Urlaubern, die am Strand ein Buch lasen, ein Druck-erzeugnis geschenkt haben. Durch das Projekt „#CărțiCuSPF“ (Bücher mit Sonnenschutzfaktor) will Libris.ro die Lektüre fördern. Fast 5000 Bücher haben die Mitarbeiter der Buchhandlung in drei Tagen, vom 8. bis zum 11. August, am YoLo Strand in Vama Veche an der rumänischen Schwarzmeerküste verschenkt. Zahlreiche Leute in Bikini, Badeanzug oder Badehose haben sich beim Libris-Zelt gedrängt, um eine der Hunderte Veröffentlichungen im Bereich Belletristik oder persönliche Entwicklung – die beliebtesten Kategorien der Onlinebuchhandlung – zu bekommen. Toptitel wie „Meine Geschichte“ (Michelle Obama), „Sapiens – Eine kurze Geschichte der Menschheit“ (Yuval Noah Harari), „Die Bücherdiebin“ (Markus Zusak) oder „Der Tätowierer von Auschwitz“ (Heather Morris), aber auch Neuerscheinungen wie „Etwas im Wasser“ (Catherine Steadman) oder „Die stumme Patientin“ (Alex Michaelides) standen im Angebot. Es gab auch Bücher in englischer Sprache, etwa „Factfulness“ (Hans, Ola und Anna Rosling), „Eat, pray, love“ (Elizabeth Gilbert) oder „The interpretation of dreams“ (Sigmund Freud). Den allerkleinsten Lesern konnte man die Freude, ein Buch zu bekommen, am Gesicht ablesen. Eifrig haben sie die Bücherstände nach ihrem Lieblingstitel durchstöbert, die bunten Seiten minutenlang überflogen und dabei die Wellen und den Wunsch auf Eiscreme total vergessen.

„Wir empfehlen Bücher als Schutzfaktor. Für eine dauerhafte Wirkung empfehlen wir die tägliche Anwendung einer reichlichen Anzahl an gelesenen Blättern. Viel Zeit für die Lektüre fördert das Selbstwertgefühl“, erklärt Laura Țeposu, Entwicklungsdirektor bei Libris.ro. Diese Aktion zum Selbstschutz vor der eigenen Ignoranz war äußerst willkommen, wenn man bedenkt, dass weniger als die Hälfte aller volljährigen Rumänen in den letzten 12 Monaten ein Buch gelesen haben, laut einer Studie des Rumänischen Kulturbarometers, die im Frühling von der Gesellschaft für soziale- und Marketingforschung INSCOP durchgeführt wurde.

Sie lesen, weil sie Bücher haben

Inspiration für die erste Auflage der „#CărțiCuSPF“ war die Kampagne „#RespectYourself – Gönn dir Zeit für Lektüre!“ derselben Firma, die im vergangenen Unterrichtsjahr in Kindern aus zwei Schulen im Kreis Kronstadt/Brașov die Liebe für das Lesen geweckt hat. Durch Workshops, Lese-Wettbewerbe und viele andere Aktivitäten, aber auch durch die Ausstattung der Schulbibliothek mit zahlreichen Titeln konnten Schüler, teils aus sehr armen Verhältnissen, in andere, fiktive Welten fliehen, neue Blickwinkel kennenlernen, ihren Horizont erweitern. „Wir wollten den von der Lektüre begeisterten Kindern aus Nussbach/Măieruș Bücher schenken, aber sie meinten, die würden zu Hause im Feuer landen. Deswegen haben wir die Bibliothek ausgestattet. Es war rührend zu sehen, wie einer der Gewinner bei der Preisverleihung des Lese-Wettbewerbs mitten im Sommer Winterstiefel trug, die ihm drei Nummern zu groß waren. Es sind arme Kinder, die nun lesen, weil sie Bücher haben“, erklärt eine der Mitarbeiterinnen, die aktiv bei diesem Projekt mitgearbeitet hat.

Sich von guten Geschichten fesseln zu lassen, erfundene Gestalten verfolgen oder Informationen aus Sachbüchern erfahren können auch die Angestellten der Onlinebuchhandlung, die seit Kurzem vertraglich vier Stunden ihrer Arbeitszeit monatlich im „Libris.ro-Lektüresaal“, bei der Arbeit, verbringen dürfen.
All diese Aktionen, um die Lektüre von Büchern im digitalen Zeitalter (wieder) beliebt zu machen, werden sicherlich auch Marketingzwecke erfüllen, dennoch bringen sie die Leute dazu, sich (mehr und bewusst) Zeit für Bücher, letztendlich für sich selbst zu nehmen – und das ist ausgezeichnet. Eine Geschichte von Anfang bis Ende selbst zu entdecken und zu verfolgen, bringt sicherlich mehr Genugtuung, als online am Handy oder Tablet zwischen Tausenden von teils unnützen Informationen zu zappen. Wie die Bloggerin Petzi aus München auf ihrem Blog dieliebezudenbuechern.de schreibt: „Wenn man nur die Hälfte der Smartphonezeit lesend verbringen würde, dann wäre viel geschafft.“