Das Dilemma mit den Bären

In manchen Kreisgebieten häufen sich Begegnungen mit dem Großwild

Vor Jahren, nach der Wende, gab es das Problem der Straßenhunde. Es wurde erst gelöst, indem sich Politik und Nichtregierungsorganisationen der Sache angenommen und Tierheime gegründet haben. Nun sehen sich Ortsbewohner, Rathäuser, zuständige Ministerien und die Regierung mit einem wachsenden Problem mit Bären konfrontiert, für das bislang noch keine Lösung gefunden wurde. 

Vertreter von Tierschutzorganisationen bieten Vorschläge, ebenso Jagdvereine. Doch was hat dazu geführt, dass man bei Spaziergängen am Stadtrand, in Waldgebieten und sogar schon in Ortschaften auf Bären trifft? 

Gründe für die häufigen Begegnungen

Es gibt verschiedene Faktoren: Etwa die Abholzung der Wälder, wodurch die Bären aus ihrem Lebensraum vertrieben werden. Andere sind der Meinung, diese seien auf Nahrungssuche, obwohl gerade jetzt zur Sommerzeit die Wälder voller Waldfrüchte sind, heuer von den Forstrevieren aus Mangel an Arbeitskräften kaum noch gepflückt werden. Dann tragen wohl die unzähligen Wanderer dazu bei, die Lebensmittelreste und Müll hinterlassen und so das Wild anziehen. 

Hinzu kommt das Phänomen, dass die Bären sich viel stärker als vor Jahren vermehren. Nun sind Bärenmütter statt mit einem oder zwei manchmal mit drei und sogar vier Jungen anzutreffen, die dann zur Nahrungssuche eher zu den Müllablagerungen kommen, als im Gebirge und den Wäldern dieser nachzugehen.

Allein im Kronstädter Kreis ist laut Aussage des Vorsitzenden der Umweltagentur, Ciprian B²ncil², die Zahl der Bären bei 1468 angelangt. Auch gibt es 491 Wölfe, 295 Luchse und 1093 weitere Wildkatzen. Natürlich beruhen diese Zahlen allein auf Schätzungen. Laut Ankündigung des Umweltministeriums soll im nächsten Jahr landesweit eine Bestandsaufnahme vorgenommen werden. 

Manche sehen die Anzahl der Bären aber bereits jetzt als Problem, da diese weit über den natürlichen Nahrungsmöglichkeiten liegen soll. Einige Schätzungen gehen von 7000, andere sogar von 11.000 Exemplaren aus. So gibt es Vorfälle, wo Bären Herden angreifen, Schafe und Rinder reißen, dabei auch Hirten überfallen, wobei einige auch einen tragischen Ausgang hatten. Auch von Bienenstöcken werden die Bären immer öfter angezogen, bekanntlich haben diese eine Liebe für Süßes. So ist auch der Vorfall in Tuschnad-Bad/Tuşnad Băi zu erklären, wo ein Bär in eine Konditorei eingedrungen ist und sich an den Süßigkeiten ergötzte, aber auch viel Schaden hinterließ. 

In Erinnerung ist mir aus der Kindheit geblieben, wie ein Bärentreiber mit seinem Tanzbären in die Konditorei meines Onkels in Zernescht/Zărneşti eintrat, ohne an die Gefahr zu denken. Nur mit Mühe und Schlägen konnte das Tier entfernt werden, nachdem es mehrere Süßigkeiten verzehrt hatte.

Noch ein Bärenreservat im Kreisgebiet? 

Umweltminister Tanczos Barna zeigte Ende Juli Interesse an einem Projekt der Forstregie Kronstadt, ein Bärenreservat von 60 Hektar Fläche einzurichten. Im Kreis gibt es bekanntlich bereits das Reservat „Libearty“ bei Zernescht, wo schon über 100 Bären untergebracht sind, die aus verschiedenen, auch privaten, Zoos und Tiergärten hergebracht wurden, um im Reservat noch einen schönen Lebensabend zu verbringen. 

Entsprechend dem neuen Projekt sollen in dem Gehege Bären untergebracht werden, die Schaden anrichten, eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen und zeitweilig hier eine Bleibe finden sollen. Nahrung soll ihnen per Drohne zugeführt werden. In dem geplanten Gehege bei Obertömösch/Timişul de Sus sollen bis 100 Exemplare unterkommen, wobei auch ein Areal für verlassene Kleinbären eingerichtet werden soll.

Auch kündigte der Minister den Ankauf von Elektrozäunen an, die verhindern sollen, dass Bären in Ortschaften gelangen. Seitens der Europäischen Union sollen 53,6 Millionen Lei für den Schutz der Braunbären und für eine Zählung dieses Wildes, die am 31. Dezember 2023 beginnen soll, zur Verfügung gestellt werden.

Vorschläge nicht gut angenommen

Die Regierung hat einen Eilerlass für die Intervention im Fall von akuter Gefahr durch einen Bären gestartet. Diese löste aber Empörung seitens der Organisation Agent Green, anderer Umwelt- und Tierschutzvereine und der PSD aus, die sich an die Ombudsfrau wandte, um den Erlass rückgängig zu machen. Dieser sah auch besondere Befugnisse für die Bürgermeister bzw. deren Stellvertreter vor, die mit Vertretern des jeweiligen Jagdverbandes, der Gendarmerie und des Tierarztverbands über das Erlegen eines Bären entscheiden sollten. 

Der Kronstädter Bürgermeister zeigte sich empört darüber: Denn in Kronstadt haben sich zuletzt Vorfälle gehäuft, auch mit anderem Wild. Kürzlich näherte sich etwa ein Fuchs dem Autoren dieser Zeilen in der Schulerau/Poiana Bra{ov nahe dem Hang, wo der Weg nach Neustadt/Cristian führt, bis auf wenige Schritte. Vorsicht, diese könnten auch von Tollwut befallen sein! 

Vorfälle mit Bären im Internet melden

Der Kronstädter PNL-Abgeordnete und ehemalige Bürgermeister von Şica Nouă, Dumitru Flucu{, hat vor dem Umweltministerium eine Protestaktion organisiert, wobei die Teilnehmer dringend konkrete Maßnahmen gegen die Gefahr durch Bären, aber auch für deren Schutz forderten.

Auch richtete er eine Internetseite ein, wo Personen, die unangenehme Erlebnisse mit Bären hatten, diese schildern können. Dies soll den Meinungsaustausch fördern, und zugleich auch Druck auf Regierung und Ministerien ausüben, endlich Lösungen zu finden und konkrete Maßnahmen zu treffen. Schließlich sollte auch die Erfahrung anderer Länder in dieser Situation berücksichtigt werden.