Der große Meister der Metallskulptur

Der Bildhauer Ingo Glass eröffnet seine Jubiläumsausstellung zum 75. Geburtstag auch in Großwardein

Skulpturen von Ingo Glass im Münchner Künstlerhaus

Ein Sonderevent im einheimischen Kunstkalender und insgesamt im diesjährigen kulturell-künstlerischen Geschehen hierzulande steht in Großwardein/Oradea kurz bevor: Der renommierte Bildhauer Ingo Glass, derzeit einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen Konkreten Kunst, bringt seine zum Anlass seines 75. Geburtstags schon im Frühjahr in Deutschland gestartete Wanderausstellung nun in seiner alten Heimat zu einem krönenden Abschluss.

Unter dem Titel „Öffnung – Ingo Glass zum 75.“ wird im Beisein des Künstlers morgen, um 17.30 Uhr, im Museum des Kreischgebiets (Dacia-Str. Nr. 1-3) die Wanderausstellung mit Metallskulpturen von Ingo Glass in erweiterter Form, als repräsentative Auswahl, eröffnet. Einführen werden in die Ausstellung der Kunsthistoriker Dr. Aurel Chiriac, Direktor des Museums des Kreischgebietes und Professor für Kunstgeschichte an der Uni Großwardein, sowie Vasile Duda, Lehrer am Kunstlyzeum „Corneliu Baba“ in Bistritz, der seine Dissertation zu Ingo Glass schreibt. Zu der bis zum 22. Oktober geöffneten Ausstellung wird auch ein Katalog erscheinen.

2016 gestaltet sich für den Bildhauer zu einem besonderen Jahr. Nach erfolgreichem Schaffen, europaweit zahlreichen Ausstellungen mit seiner Konkreten Kunst lebt Glass heute vorwiegend in Ungarn, stellt aber weiterhin in Deutschland, Ungarn und immer wieder auch in seiner alten Heimat Rumänien aus.
Schon im April startete Glass diese Wanderausstellung mit einer repräsentativen Auswahl seiner Plastiken unter dem suggestiven Motto „Raum fassen. Raum lassen – immer wieder Offenheit“ als Kernidee. Den Auftakt stellte die Werkschau unter dem Titel „Dem Raum Geist geben“ im April-Mai 2016 im Üblacker-Häusl im Münchner Stadtteil Haidhausen dar. Das Üblacker-Häusl war 35 Jahre lang Wirkungsstätte des Künstlers, als Kustos dieser Kunsteinrichtung der Stadt München. Als zweite Episode kam dann die Ausstellung vom 26. Mai bis zum 2. Juni an seiner neuen Wirkungsstätte unter dem Titel „Ingo Glass – Die Dreieinheit von Form, Farbe und Raum“ in der Budapester „byArt-Galeria“ zum Zug.

Gleichzeitig liefen heuer aber auch etliche Teilnahmen des Künstlers an Gruppenausstellungen im In- und Ausland: So beteiligte sich Ingo Glass im Mai-Juni an der vom Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler organisierten Gemeinschaftsausstellung „Pannonisches Herz“ in der Galerie K.B. des Kunstlehrstuhls der Uni Kaposvar. Präsent war Glass mit seinen Skulpturen auch in der Ausstellung „Rythme& Geometrie“, einer repräsentativen Schau der geometrischen Kunst der Gegenwart in Eu-ropa, die bis zum 18. September in dem Franziskanerkonvent Couvent des Cordeliers von Chateroux (Frankreich) zu sehen war.

Einer letzten Pressemeldung zufolge, ist der Künstler ab morgen mit fünf Skulpturen im Münchner Künstlerhaus in der repräsentativen Ausstellung „Futur II“ der Künstler der Ungarischen Akademie der Künste vertreten. Diese Schau kann bis zum 7. Oktober besucht werden.

Der Bildhauer Ingo Glass , der sich mit seinem Gesamtwerk schon jetzt einen Sonderplatz in der Konkreten Kunst der Gegenwart gesichert hat, wurde bekanntlich 1941 in Temeswar geboren. Er studierte Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Klausenburg/Cluj-Napoca (1961-1967), 1967-71 wirkte er als Konservator im Kunstmuseum Galatz. Bis zu seiner Aussiedlung nach Deutschland war Glass Assistent an der Uni für Architektur Bukarest und Kulturreferent des Friedrich-Schiller-Kulturhauses. Ab 1980 war er Kustos des Üblacker-Häusels, 1993 bis zu seiner Pensionierung wirkte er in München als Ausstellungsgestalter.

Von seinem vielfältigen, zum Großteil in Metall ausgeführten Gesamtwerk ist sein Donauprojekt – 13 Metallskulpturen entlang der Donau, von Neu-Ulm bis Galatz – hervorzuheben. Seine Heimatstadt Temeswar (Ingo Glass ist Temeswarer Ehrenbürger seit 2012) beschenkte er nach der Wende mit den Skulpturen „Öffnung“ (Märtyrer-Straße) „Hommage à Vasarely“ (Skulpturenpark) und „Tor nach Serbien“ (Michelangelo-Brücke). In Lugosch stellte er ein Mahnmal für die Kriegsopfer auf, die Stadt Moineşti erhielt die Skulptur „DADA“ zu Ehren des großen Sohnes dieser Stadt Tristan Tzara.

Dem Künstler wurden hohe Preise und Auszeichnungen für sein Werk in Deutschland, Ungarn und Rumänien verliehen, u. a. 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande.