„Die meisten sind nur mit der klassischen Medizin vertraut. Sie kennen nur das. Und wenn man nichts anderes kennt, dann geht man nur zur klassischen Medizin.“ Andrea Hampel-Binder ist trotzdem zuversichtlich, dass ihre homöopathische Praxis in Kronstadt eine Zukunft hat.

Seit August ist ihre Praxis in der Victor Babeş-Straße 36, gegenüber vom Sitz des Kronstädter ärztlichen Rettungsdienstes, geöffnet. Noch sind es nicht viele Patienten, die bei ihr anklopfen, aber die Tendenz ist steigend. „Ich freue mich, wenn ich vorläufig meine Ausgaben bezahlen kann“, sagt die Ärztin, die vor allem den Kronstädter Sachsen gut bekannt ist. Zwischen 1995 und 1998 war sie fürs Diakonischen Werk beim Blumenauer Pflegeheim tätig. Anschließend leitete sie die Sozialstation des Diakonischen Werkes, die ab 2008 von der Honterusgemeinde übernommen wurde. Auch nach Eröffnung der eigenen Praxis wird Andrea Hampel Binder einmal in der Woche weiter dort, vor allem für die ärztliche Versorgung der Gemeindeglieder, die notwendigen Rezepte verschreiben.

Sie selbst empfiehlt homöopathische Mittel, die es in der Regel auch in Kronstadt zu kaufen gibt, zum Beispiel bei den Fachapotheken in dem oberen Teil der Langgasse, auf der Bukarester Straße (nahe der McDonald´s Imbissstube) oder in der Nachbarschaft des Marktes im Tractorul-Viertel. Die homöopathischen Mittel sind nicht teuer (unter 10 Lei), dafür gibt es allerdings noch keinen Vertrag mit der Krankenkasse für ermäßigte Preise. Wenn es sich um seltenere Mittel handelt,  können diese von der Ärztin oder vom Patienten selbst (per Internet) bestellt werden.

Um aber zu wissen, welches Mittel in Frage kommt, ist eine eingehende erste Untersuchung notwendig. Die dauert länger (rund eine Stunde) und kostet mehr (120 Lei) als weiter folgende Sprechstunden (70 Lei), da eine möglichst genaue Beschreibung der Symptome entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist. Deshalb sind Vorprogrammierungen (Tel. 0752-240280) sinnvoll. Laut dem homöopathischen Grundprinzip wird der Mensch als ganzheitliche Einheit betrachtet, wobei jedes Detail (hauptsächlich jene, die seltener und darum auffallender sind) wichtig ist. „Alles beeinflusst alles im Körper“ sagt Hampel Binder, „vor allem die Psyche“. Wen ein Problem belastet, wer traurig oder depressiv ist, wird auch leichter erkranken als derjenige, der glücklich, zufrieden und ausgeglichen ist. Andrea Hampel weiß das nicht nur aus der Theorie, sondern auch aus eigener Erfahrung.

Wiederholte Erkältungen hatte sie klassisch mit Antibiotika behandelt, was sie, als Nebeneffekt, auch geschwächt habe. Als sie 1989 ihr Medizinstudium in Neumarkt/Tg. Mureş beendete, war Homöopathie an der Hochschule noch nicht „salonfähig“. Inzwischen beginnen sich die Dinge zu ändern – Homöopathie wird als fakultatives Fach an manchen Hochschulen geführt. Die Kronstädter Ärztin nahm 2006 die Möglichkeit wahr, einen dreijährigen Kurs in Bukarest zu absolvieren, wie auch Vorlesungen ausländischer Homöopathen beizuwohnen. Sie ist von den Vorteilen dieser gar nicht so neuen Behandlungsmöglichkeiten nicht nur überzeugt, sondern begeistert, und möchte nun ihre Kenntnisse und Erfahrungen auch andern zukommen lassen. Die Rückmeldungen seitens der Patienten sind recht positiv. Sie sind auch wichtig, weil je nach der Wirkung die Behandlung angepasst wird.

Das heißt aber nicht, dass zum Beispiel die Kompetenzen eines Hausarztes in Frage gestellt werden. Im Gegenteil: Der Kontakt mit ihm kann nur helfen, denn dieser müsste den Patienten am besten kennen und in dessen Interesse mitarbeiten. Homöopathie ist aber keine Garantie für 100-prozentige Heilung in allen Fällen. Sie kann zum Beispiel operative Einsätze nicht ersetzen. Trotzdem, für  Andrea Binder Hampel steht fest: Die klassische Medizin behandelt punktuelle Beschwerden – die Homöopathie kommt einer Heilung des gesamten Körpers näher.