Der Papa als Kinderhüter

Eine Fotoserie von Johan Bävman über Väter in der Elternzeit

Johan Feldt, 31, nahm neun Monate Vaterschaftsurlaub, um Zeit mit seinen Töchtern Siri und Lovis zu verbringen.
Foto: Johan Bävman

„Ich wollte meinen Sohn kennenlernen. Ich wollte wissen, wer er ist.“ Der schwedische Fotograf Johan Bävman spricht über seinen inzwischen vierjährigen Sohn. Bei dessen Geburt teilten er und seine Frau die Elternzeit gerecht auf. Jeder  nahm neun Monate. Die Erfahrungen während dieser Zeit führten Bävman vor Augen, dass er den Vätern in der Werbung nicht gerecht werden konnte. Diese waren immer gut gelaunt, er dagegen spürte seine schmerzenden müden Glieder. Um ein Stück weit die Realität zu zeigen und männliche Vorbilder für Väter zu schaffen, porträtierte Bävman 25 Väter, die mindestens sechs Monate mit ihrem Kind verbrachten. Die Fotoserie erfuhr eine enorme Resonanz und wurde zum Aufhänger bei Debatten über Gleichberechtigung in der Erziehung. Weltweit werden die Bilder ausgestellt, auch im Bukarester Kulturzentrum ARCUB im Hanul Gabroveni, in dem die Fotos vom 12. bis zum 29. Mai gezeigt wurden.

Die Momentaufnahmen sollen zeigen: Auch Papas können für ihre Söhne und Töchter da sein. Damit möchte Bävman werdende Väter ermutigen, die gesetzlichen Möglichkeiten in Schweden wahrzunehmen. Bis zu 480 Tage können Mutter oder Vater sich für ihr Kind frei nehmen. Davon sind zwei Monate Elternzeit für beide gesetzlich vorgeschrieben. Der Staat will somit die gleiche Behandlung der Geschlechter, auch bei der Erziehung, erreichen. Ein finanzieller Bonus, der mit einer gerechten Aufteilung der Elternzeit steigt, soll zusätzlich Väter motivieren, über die vorgeschriebene Zeit hinaus noch zu Hause zu bleiben. „Natürlich ist es nicht leicht, denn Freizeit gibt es kaum“, erzählt Bävman: „Die Väter, mit denen ich gesprochen habe, mussten ihre Erwartungen oft anpassen. Für einen Kaffee in der Stadt ist keine Zeit, wenn niemand sonst kocht, abspült und aufräumt. Auch hier gilt das Prinzip ‘train and error’. Fehler gehören dazu, aus ihnen lernen wir. Niemand wird schließlich als Vater oder Mutter geboren.“

In Rumänien gibt es für den Vater auch die Option, für fünf Tage bezahlten Urlaub zu beantragen. Zusätzlich kann dieser Zeitraum noch einmal um fünf Arbeitstage erweitert werden. Zwei Wochen lang kann sich somit der Vater innerhalb der ersten zwei Monate nach Geburt seines Kindes freistellen lassen, allerdings nur, wenn das auch im Arbeitsvertrag vereinbart wurde. „Mich hat das sehr überrascht, als ich für die Vernissage nach Bukarest kam“, erzählt Bävman: „Eine gesetzliche Regelung des Vaterschaftsurlaubs kommt selten vor. In der Schweiz gibt es das zum Beispiel nicht.“
Doch obwohl das schwedische Gesetz den Vätern solche Freiheiten einräumt, teilen nur 14 Prozent die Elternzeit gerecht auf. Für Bävman ist diese Tatsache unverständlich: „Durch den Vaterschaftsurlaub kann ich meinen Sohn jetzt besser verstehen und er auch mich. Manchmal, wenn ich schlecht gelaunt bin, umarmt mein Sohn mich und fragt, was los ist. Unsere Beziehung ist intensiver und stärker geworden in der Zeit, die ich mit ihm als kleines Kind verbracht habe.“

Wieso also schöpfen Väter die gesetzlichen Möglichkeiten nicht aus? Ein Grund sind die Einkommensunterschiede, welche ebenfalls bei der Frage, wer Zuhause bleibt, um auf das Kind aufzupassen, entscheidend sind. „Das stimmt natürlich, ist aber auch eine Ausrede“, stellt Bävman klar: „Wichtig ist vor allem, dass beide Eltern den Vaterschaftsurlaub überhaupt in Betracht ziehen. Dazu müssen sich die Rollenbilder ändern. Zum Beispiel in der Hinsicht, dass ein verantwortungsvoller Mann, der sich um seine Kinder kümmert, als maskulin gilt.“ Die Politik kann Väter nur anregen, ihre Elternzeit in Anspruch zu nehmen, ausschlaggebend dafür, dass sich die traditionellen Rollenbilder auflösen, ist ein Wandel in der Gesellschaft. Und das ist noch ein weiter Weg.

Wie wichtig die gute Beziehung zwischen Vater und Sohn ist, darf nicht unterschätzt werden. „In der Pubertät kann ich meinem Sohn bei Fragen weiterhelfen, die meine Frau nicht beantworten kann“, meint Bävman überzeugt: „Dazu ist ein hervorragendes Verhältnis notwendig, denn gerade als Teenager kann es sehr viel Überwindung kosten, etwa intime Fragen zu stellen.“ Ein Vater spielt eine genauso große Rolle im Leben des Kindes wie die Mutter und sollte deshalb früh ein Teil davon sein. Diese Botschaft verbreitet Bävman mit seiner Fotoserie und dem dazugehörigen Buch „Swedish Dads“, das über seine Webseite erhältlich ist, weltweit.