Der Politdino kann’s nicht lassen

Bis Montag um 24.00 Uhr können die Kandidaturen für die Kommunalwahlen vom 27. September registriert werden. Die Kandidatur von Traian Băsescu für noch ein Mandat als Bukarester Oberbürgermeister wurde vergangenen Sonntag medienwirksam registriert. Der Politdinosaurier hatte sie angekündigt und zeitgleich möglichen Querschüssen die Spitze zu knicken versucht.

Am Ende seiner turbulenten Präsidentschafts-Mandate hatte der Ex-Hochseekapitän, der die ganze von den Kommunisten geerbte Flotte Rumäniens als Verkehrsminister in den Teich gesetzt hatte, die Kontrolle über die PDL verloren. Sein zwiespältiger Charakter, seine Whiskyliebe oder seine politischen Spielchen mit der straffällig gewordenen Elena Udrea waren, wie auch sein Spitzeltum für die Securitate, keine Hindernisse. Flugs gründete er eine neue Partei, die PMP. Über die kam er in den Senat, danach ins EU-Parlament, müsste also finanziell bis an sein Lebensende vielfach abgesichert sein. Wenn da seine Ambitionen nicht gegensteuerten und sein Charakter, der wohl alles kennt, nur keine Bescheidenheit, kaum Ehrlichkeit und Offenheit.

Als Băsescu seine Absicht bekanntgab, unter den Fittichen seiner PMP fürs Bürgermeisteramt anzutreten, sagte er im selben Atemzug, er hätte „ein mit sich selber ausgesöhntes Gewissen“. Laut einer Umfrage würde er nämlich Stimmen „sowohl von der Rechten, wie von der Linken“ holen. Lies: Der „Linken“ – damit ist die (wenigstens anfangs) als Alternativ- und Jugendpartei empfundene USR-PLUS gemeint – und der „Rechten“, womit sich Băsescu auf die PNL bezog, wo seine ehemalige PDL aufgegangen ist. Die Anführungszeichen bei politischer Zuordnung suggerieren, dass in Rumänien politisch überhaupt nichts ist, was es vorgibt zu sein. Seine Reaktion mit dem „Gewissen“ kam auf eine Replik von „links“: Eine Băsescu-Kandidatur für den Bukarester OB spiele bloß der umstrittenen PSD-Oberbürgermeisterin Gabriela Firea-Pandele in die Hände, weil er den Stimmenblock der „Rechten“ zerbrösele, die (nach hartem Ringen) gemeinsam – USR-PLUS und PNL – für den Mathematiker und USR-Gründer Nicușor Dan stehe.

Dass auch ein anderer Berufsopportunist, der ALDE-Chef Cătălin Popescu-Tăriceanu, Ex-Regierungschef aus Zeiten der Băsescu-Präsidentschaft (unvergesslich die Kopfnüsse, die die beiden sich austeilten) als OB-Kandidat antreten will, darf man wohl vergessen, weil dieser Politdino weder politisches Rumoren noch Reibungsverluste verursacht. Dessen Argument, unter den Kandidaten fürs Bukarester Rathaus gäbe es „keinen Liberalen“, ist einfach lächerlich. Beide, Băsescu wie Popescu-Tăriceanu, suhlen sich in der Arroganz derjeniger, die politisch ungefähr alles erreicht haben, was in Rumänien bei ihrer Moralität und ihrem Populismuspotenzial möglich ist. Sie tun jetzt, was ein rumänisches Sprichwort plastisch umschreibt: Sie prüfen die Tiefe des Meeres mit dem Finger.

Wenn Popescu-Tăriceanu eigentlich keinem Kandidaten Stimmen wegstibitzen kann, dann kann das der alte Haudegen Băsescu sehr wohl: Vom sympathischsten, moralisch integersten und intellektuell fähigsten Kandidaten fürs Oberbürgermeisteramt in Bukarest, Nicușor Dan (natürlich kann jeder OB nur so viel, wie ihm sein Stadtrat zugesteht, aber erst mal muss er selbst Fähigkeiten in die Waagschale werfen können...). Man überlege: Ein Bukarester OB ist in etwa einem vom Wählervolk bestimmten Premierminister gleichzusetzen.

Der dezidierteste Fürsprecher von Nicușor Dan ist der Philosoph, Kunsthistoriker und Gelegenheitspolitiker (Kultur- und Außenminister) Andrei Pleșu. N. Dan sei für ihn der „plausibelste Kandidat“, denn er „ähnelt keinem der Bürgermeistervorgänger noch irgendeinem Gegenkandidaten“. Sein Programm „akzeptiert die Bescheidenheit des Filigrans, das Eingreifen des gesunden Menschenverstands, die wohl austarierte und transparente Funktionalität“.