Die freiwillige Blutspende. Ein Plädoyer

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Die Ungeduld steigt und gleichzeitig auch die Aufregung, denn für viele der Menschen, die sich heute im Temeswarer Bluttransfusionszentrum versammelt haben, ist es das erste Mal, dass sie Blut spenden. Sie stehen Schlange vor dem Raum, in dem die ausgefüllten Umfrageformulare abgegeben und das Hämoglobin gemessen wird, unterhalten sich, machen Witze. Da sind die drei Schüler, die ihre Finger flink über die Touchscreens ihrer Smartphones tanzen lassen, die Studierenden der Medizin, die Facherklärungen zur Blutspende für jedermann parat haben, der etwas gestresste Unternehmer, der in Kürze sein Kind von der Schule abholen muss und sich fragt, ob er nach der Blutspende noch Autofahren kann, der ältere Herr aus Neupetsch/Peciu Nou, der alle drei Monate für die Blutentnahme nach Temeswar fährt, und die Journalistin mit etwas niedrigem Blutdruck, die hofft, deswegen nicht nach Hause geschickt zu werden. Sie alle verbindet heute eins: Sie vollbringen eine gute Tat, die sie lediglich ein bisschen Zeit und etwas Mut kostet.

Blutspenden ist unbezahlbar. Die kleine Geste kann regelrecht Leben retten. Dass es viel zu oft und gerade im Sommer zu regelrechten Blutkrisen in den rumänischen Krankenhäusern kommt, erfahren wir meist nur flüchtig, aus den Nachrichten. Trotz hohem Bedarf spenden nur etwa zwei Prozent der Rumänen regelmäßig Blut. Und dabei ist die Entscheidung, Blut zu spenden, so einfach. Einige Aspekte gilt es, zu beachten: Man muss gesundheitlich fit sein, jüngst keine medizinischen Eingriffe erlitten und keinen Alkohol 48 Stunden vor der Blutentnahme getrunken haben. Am Morgen davor kann man sich nach dem Frühstück ins Transfusionszentrum begeben, wo die Blutspende erfolgt. 450 ml Blut fließen dann in den Beutel, die Entnahme an sich tut überhaupt nicht weh und dauert, im Schnitt, etwa zehn Minuten. Die gespendete Menge ist recht gering, wenn man bedenkt, dass im menschlichen Körper vier bis sechs Liter Blut kreisen. In höchstens drei Wochen hat sich das Blut wieder erneuert. Blutspender erhalten in Rumänien nach jeder Spende sieben Lebensmitteltickets im Wert von insgesamt 67 Lei und einen freien Arbeitstag.

Wie wichtig die Blutspende ist, das erfahren Menschen meist nur, wenn sie in die Situation gelangen, selbst oder für jemanden aus der Familie Bluttransfusionen zu benötigen. Blut kann nach wie vor nicht künstlich hergestellt werden. Also liegt es nach wie vor an uns Menschen, uns gegenseitig zu helfen. Die Schüler, Studierenden, der Unternehmer und der alte Herr aus Neupetsch, auch die Journalistin haben heute, durch ihre freiwillige Geste, einem Menschen in Not bedingungslos geholfen. Und das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, ist unbezahlbar.

Raluca Nelepcu,
seit 2007 freiwillige Blutspenderin in Temeswar