Die Jüngsten werden auf die Auswilderung vorbereitet

Kronstadt-Forstregie plant Auffangstation für Bären

Auf rund 6000 Exemplare wird die Anzahl der Braunbären in Rumänien geschätzt. Foto: The European Nature Trust

Bären sorgen verstärkt, nicht nur in Kronstadt/Brașov, für Schlagzeilen. Sie verlassen die Wälder und suchen am Rande der Dörfer, manchmal sogar inmitten der Ortschaften, nach Futter. Die warmen Novemberwochen verzögern ihren Winterschlaf, sodass sie ihre Fettreserven aufzubessern versuchen. Dabei kommt es immer häufiger zu Begegnungen mit Menschen, die für diese mit Verletzungen, manchmal sogar tödlichen, enden können. Auch Straßen stellen ein Gefahrenpotenzial für Mensch und Bär dar, wenn letztere auf diese gelangen. Regelungen für die in solchen Notfällen zuständigen Behörden (Gendarmerie, Dienst für Notsituationen, Veterinärbehörde, Jägerverein u. a.) werden anscheinend aus Inkompetenz oder Furcht vor den Konsequenzen manchmal erst mit großer Verspätung umgesetzt. So kam es unlängst zur tragischen Situation, dass ein von einem Fahrzeug nahe von Salzberg/Praid (Kreis Harghita) schwer verwundeter großer Bär rund 15 Stunden lang leiden musste, bis er endlich den Gnadenschuss erhielt.

Problembären werden unter Aufsicht gestellt

Bei Zărnești gibt es das vom Tierschutzverein „Milioane de prieteni“ gegründete „Libearty“-Bärenreservat, wo ursprünglich unter schlechtesten Bedingungen in Gefangenschaft gehaltene Bären ein neues Zuhause finden sollten. Mit rund 100 Exemplaren in dem insgesamt 69 Hektar umfassenden Gehege im Nadelwald nähert sich dieses Reservat aber langsam seiner maximalen Aufnahmekapazität.

Die Forstregie Kronstadt stellte vor rund zwei Monaten das Projekt eines Komplexes vor, in dem Problembären aufgefangen werden sollen. Es geht, laut offizieller Projektbenennung, um „Auffangen, Pflege und Schutz“ der Bären. Dafür sollen zusammen mit dem rumänischen Umweltministerium EU-Mittel für Umweltschutz durch Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt beantragt werden. Der Direktor der Forstregie Kronstadt, Dan Olteanu, schätzt die Kosten für dieses Projekt auf rund zwei Millionen Euro. Die Einrichtung soll im eigenen Jagdrevier der Forstregie, Jagdrevier 18 in Tömösch/Timi{, angelegt werden, 61,2 Hek-tar groß und in mehrere Gehege eingeteilt werden, in denen die Bären gesondert nach Geschlecht und Alter leben werden. In jedem Gehege gibt es eine Futterstelle, eine Trinkstelle sowie eine Wasserstelle zum Baden. Vorgesehen sind auch Zugangsmöglichkeiten, die aber nur in Sonderfällen benützt werden sollen – Olteanu unterstrich, dass der Eingriff des Menschen auf ein Minimum beschränkt wird, die Bären sollen in Ruhe und Sicherheit leben können.

Eine Drohne bringt das Futter

Besonderer Aufmerksamkeit sollen sich Jungbären erfreuen. Sie werden zum Beispiel ihre Nahrung über eine Drohne zugestellt bekommen, sodass sie praktisch nie in Kontakt mit Menschen kommen und keine Verbindung zwischen Futter und Menschen herstellen können – mit dem Ziel, dass sie diese nach der Auswilderung meiden. Ein Drohnenmodell wurde bereits bestellt. Es kann ein fünf Kilogramm schweres Paket mit Futter auf dem Luftweg transportieren und an verschiedenen Stellen absetzen. So werden die Bärenjungen trainiert, ihre abwechslungsreiche Nahrung selbst zu suchen, sodass sie, wenn alles optimal verläuft, im Alter von zwei Jahren in der Lage sein werden, in der freien Wildbahn allein zurechtzukommen. Olteanu fügt hinzu, dass ihre neue Heimat min-destens 100 Kilometer vom Tömösch-Jagdrevier entfernt sein müsse, denn sonst finden diese Tiere ihren Weg schnell wieder zurück. Voraussetzung ist die Aufnahmezusage der Verwaltung des Jagdreviers, in das die jungen Bären umgesiedelt werden. Da es sich bei diesen Exemplaren nicht um „Problembären“ handelt, die menschliche Siedlungen aufsuchen oder gar Menschen angreifen, müsste diese Umsiedlung leichter möglich sein und erfolgreich abgeschlossen werden können.

In der ersten Phase werden alle Bären zunächst auf ihren Gesundheitszustand geprüft und für 30 bis 40 Tage gesondert in Quarantäne gehalten. Die Quarantäne-Gehege sind selbstverständlich viel kleiner als diejenigen, in denen sie langfristig untergebracht werden. Das gesamte Areal hat einen äußeren umzäunten Umfang von 3800 Metern. Hinzu kommen die inneren Umzäunungen, die 1781 Meter lang sind und die einzelnen Gehege begrenzen. Insgesamt sollen dort etwa 60 Bären untergebracht werden, die in drei Gruppen unterteilt werden: „alleinstehende“ Bären, Bärinnen mit Nachwuchs und verwaiste Bärenjunge. Erstere erhalten 41,80 Hektar, Familien finden sich auf 16,82 Hektar zurecht, während für die Waisen 1,35 Hektar ausreichen. Der Komplex soll bestens ausgestattet werden – mit Videoüberwachung rund um die Uhr, besonderen Käfigen für die Umsiedelungen und einer Seilbahn für Futter, sodass die Angestellten keinerlei Gefahr ausgesetzt werden.