Die Kirwa in Wolfsberg

Oder der Festtag der Kirche der Heiligen Teresa von Avila

Wolfsbergerinnen am Kirwa-Tag bereiteten Imbiss vor | Foto: Lucian Duca und Dr. Claudiu Călin/Diözese Temeswar

In einer Zeit der Selbstfindung, des Glaubens und der Hoffnung, mit offenem Herzen und mit Blick auf die Welt, in der wir leben, waren wir mehr denn je GEMEINSAM in Wolfsberg/Gărâna, einer kleinen Ortschaft am Fuße des Semenik-Gebirges im Kreis Karasch-Severin. Hier wurde das 152. Kirchweihfest der römisch-katholischen Kirche, die unter der Obhut der Heiligen Teresa von Avila steht, gefeiert – eine Kirchweih, die traditionsgemäß am dem Samstag begangen wird, der dem 15. Oktober am nächsten liegt. 

Als Brücke zwischen dem alten julianischen und dem neuen gregorianischen Kalender ordnete Papst Gregor XII. auf der Grundlage astronomischer Forschungen und Empfehlungen an, dass auf den 4. Oktober der 15. Oktober 1582 folgen sollte, um den Rückstand der Kalenderdaten gegenüber den tatsächlichen Positionen von Erde und Sonne auszugleichen. In derselben Nacht, vom 4. auf den 15. Oktober, starb eine der außergewöhnlichsten Frauen des Mittelalters und aller Zeiten: Die heilige Teresa von Ávila (1515-1582), auch bekannt als Teresa die Große. 

Das Kirchweihfest der römisch-katholischen Kirche von Wolfsberg, die 1879 von den hier von Kaiser Franz I. kolonisierten Böhmerdeutschen/Deutschböhmen erbaut wurde, wurde auch in diesem Jahr unter zahlreicher Beteiligung an einem Samstag, dem 15. Oktober 2022, begangen. Einem Tag, der mit viel Sonnenschein gesegnet war, sowohl buchstäblich, als auch im übertragenen Sinne... es war warm! S.E. Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar, zelebrierte unter Beteiligung des Pfarrers von Reschitza „Maria Schnee“, Erzdechant des Banater Berglands, Veniam Pălie. Die Lesungen wurden von Dr. Christian Chioncel, stellv. Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, und von Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin gelesen. Der musikalische Rahmen der Eucharistiefeier wurde von Christine Surdu und Patrick Paulescu aus Reschitza gesichert.

In seiner Predigt, die in deutscher und rumänischer Sprache gehalten wurde, ging Bischof Pál ausführlich auf das Leben der heiligen Teresa von Ávila, ihre tiefe Spiritualität und ihren Einfluss auf die Spiritualität und das Leben der Kirche bis heute ein. Der Oberhirte zitierte aus den Werken der Großen Theresa: „Die Heilige ist  den Weg des Gebets gegangen, das sie bezeichnet hat als freundschaftlichen Umgang, bei dem wir oftmals ganz allein mit Dem reden, von Dem wir wissen, dass er uns liebt. Beim Beten kommt es nicht darauf an, viel zu denken, sondern viel zu lieben” – sagt Teresa – „und den Blick auf den zu richten, der nie aufhört, uns liebevoll anzublicken und uns geduldig zu ertragen. Gott kann die Seelen auf vielen Wegen zu sich führen, aber das Gebet ist der sichere Weg.“ 

Am Ende der hl. Messe wurden die Gaben des Bodens, der Natur und der menschlichen Arbeit – zum Erntedankfest – gesegnet und man dankte Gott für seine Geschenke und für seine Güte. Erwin Josef Țigla überreichte anschließend den beiden Geistlichen die Jubiläums-Medaille der 35. Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland.

Nach der heiligen Messe wurde am Denkmal für die ehemaligen UdSSR-Deportierten auf dem Kirchhof gebetet und der Kirchweihbaum, der dieses Jahr im Hof des Hauses Nummer 75 (des Wolfsberger Neubürgers Helmuth Kierer) geschmückt wurde, gesegnet. Die Blaskapellen (Bergwerkskapelle aus Steierdorf und Banater Musikanten aus Temeswar), die Tanzgruppen Enzian aus Reșița, aus Steierdorf, Moinești, Sathmar, Banater Rosmarein und Banater Kranz aus Temeswar, Edelweiß aus Detta, Gäste aus Neumarkt-Österreich, Wukowar-Kroatien, Bukarest, Suceava, Câmpulung, Vatra Dornei, Bacău, Moinești, Bistritz, Sathmar, Arad, die Anwesenheit der Schwestern der Göttlichen Vorsehung sowie die Anwesenheit von Wolfsbergern, die extra für die Kirchweih hierher zurückgekehrt sind, machten dieses Fest zu einem Fest der Hoffnung, der Toleranz, der Demut, der Selbstfindung und der Freude. 

Denn was kann es anderes sein als eine große Freude, die Beteiligung der hiesigen deutschen Einwohner an der Gestaltung der Kirche, dem Schmücken des Kirwabaumes, der Vorbereitung der den Teilnehmern angebotenen Leckereien zu sehen! 

Die deutsche Gemeinschaft wanderte nach 1990 aus Wolfsberg massiv aus, ist aber stets mit dem Herzen und den Gedanken zurück im Wolfsberg ihrer Kindheit, des ersten Kusses und Tanzes, ihrer Freunde und Verwandten, ihres Kasarnbergs, ihrer Felder und ihrem Vieh. Dank ihnen, den „Pämen“, ist der Dorffriedhof gut gepflegt und die Kirchenglocke läutet zweimal am Tag. Der Dank der Organisatoren gilt allen Deutschen von nah und fern, insbesondere den Familien Winterberger, Weinfurter, Bruck, Richer, Schmidt, Mayer, Zangl, Kierer, Peczi und all jenen, die dieses wichtige Gemeinschaftsfest Jahr für Jahr möglich machen.

Es sprachen: S.E. Josef Csaba Pál, Bischof von Temeswar, Zlatomir Maletici, stellvertretender Bürgermeister von Weidenthal/Brebu Nou, Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banater Bergland.

Das Kulturprogramm der anwesenden Bands umfasste deutsche Lieder und Tänze. Wir servierten Rindsgulasch und Schweinegulasch, die von den Organisatoren bereitgestellt wurden, sowie Bohnen mit Schweinefleisch – angeboten von der Familie Stanciu, die vor Kurzem nach Wolfsberg umgesiedelt war. Für eine perfekte Kirwa, die mit einem gelungenen Ball im Kulturzentrum endete, sorgten in diesem Jahr Getränke von Geta Feieș (Gradimex), Brot von Cipi Tibru (Socepan), Kuchen von Mariana Beko (Marbek); das Mittagessen wurde zubereitet von Herbert Weinfurter und Ela Dana Mantea und aufgetragen in der Pension Heidi von Theresa Weinfurter, dazu gab es Pflaumen- oder Apfelschnaps von den Männern von Wolfsberg, die von den Hausfrauen der Gemeinde mit Liebe gebackenen Strudel und Kuchen, und den Kirwabaum, der alljährlich im Mittelpunkt steht und von Forstamtsangestellten Ion Bădescu gesichert wird. 

Die Teddybärenfamilie in Lederhosen und Tracht, der Hut und das Taschentuch gingen nach Temeswar, das Glas und der Baum blieben in Wolfsberg, einem Ort, an dem die Bräuche und die traditionellen Trachten der Deutschen aus dem multiethnischen und multikulturellen Banat gezeigt werden. Es war gut, weil wir zusammen waren. Die hl. Teresa von Ávila sagt: „Strebt nicht danach, der Wohltäter der ganzen Menschheit zu sein, sondern begnügt euch damit, den Menschen, unter denen ihr lebt, Gutes zu tun.“

(Redaktionelle Bearbeitung: Pressestelle der Diözese Temeswar) 


Hauptveranstalter der diesjährigen Kirwa war Metarsis – Gesellschaft für Kultur, mit finanzieller Unterstützung des Kreisrats Karasch-Severin; als Partner fungierten das Rathaus Weidenthal/Brebu-Nou, das Demokratische Forum der Deutschen in Karasch-Severin, die Römisch-Katholische Diözese Temeswar, die Römisch-Katholische Kirche Hl. Teresa von Ávila in Wolfsberg, die Römisch-Katholische Pfarrei „Maria Schnee“ in Reschitza, das Forstamt Franzdorf, die Firmen Gradimex, Socepan, Refill, Marbek, die Pension Heidi und nicht zuletzt die Deutsche Gemeinschaft am Fuße der Semenik-Berge.