Die Kleinstadt neben „Mainhattan“

Einblick in den Alltag des drittgrößten Flughafens Europas

Am Frankfurter Flughafen stationiert die A380-Flotte der deutschen Lufthansa.

Der Frankfurter Flughafen bietet 300 Destinationen an.
Fotos: die Verfasserin

Hektik und Eile, Durchsagen und Kontrollanlagen, Polizeibeamte und Gepäckrollen. Auf dem Flughafen steht die Zeit nie still. Der Flughafen Frankfurt am Main, der drittgrößte in Europa, ist ein Ort des Transits zwischen Hier und Dort. Zwischen Ländern und Kontinenten. Es startet oder landet, manchmal sogar alle 40 Sekunden, ein Flugzeug. Auf diesem Flughafen stationiert derzeit auch die A380-Flotte der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die hier ihre Heimatbasis hat. 53 Millionen Passagiere fliegen vom Frankfurter Flughafen pro Jahr in alle Welt oder landen hier: Eine Kleinstadt, ein bisschen abseits von der Sky-Line „Mainhattans“, wie Frankfurt am Main oft genannt wird, in der 71.000 Menschen beschäftigt sind, ein Teil davon im Öffentlichkeitsbereich.

Ein paar Teenagermädchen, frisch der elterlichen Aufsicht entkommen, hocken am Getränke-Automaten. Ein italienisches Paar schaut sich ein bisschen verwirrt die Anzeigentafel mit den Flügen an. Zwei rumänische Ärzte suchen den Flug nach Klausenburg/Cluj-Napoca. Ein Flughafenangestellter gibt einer Touristin Auskunft, wie man den Check-In online durchführen kann. Der Flughafen Frankfurt am Main hat im August einen Passagierrekord erzielt. 5,35 Millionen Passagiere aus allen Ecken der Welt starteten und landeten dort, das waren 2,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie der Flughafenbetreiber Fraport mitteilte. Für die ersten acht Monate des Jahres 2011 verzeichnete der Flughafen 37,45 Millionen Passagiere, was einem Anstieg von sieben Prozent entspricht.

Monika Marel, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, präsentiert die Daten stolz. Bis auf das Komma kennt sie die Zahlen, die sich um den größten deutschen Flughafen drehen. „In den ruhigen Zeiten haben wir jede Minute einen Start oder eine Landung, in den Verkehrsspitzen – diese sind etwa viermal am Tag – sind es alle 40 Sekunden. Es hängt aber auch vom Wetter ab“, sagt Monika Marel. Eine scharfe Kontrolle der Start- und Landebahn am Frankfurter Flughafen ist hiermit ein Muss. Daher wird bei der deutschen Flugsicherung zwei, maximal drei Stunden gearbeitet, dann wechselt die Schicht. „Die Mitarbeiter müssen dann eine längere Pause antreten“, so Marel. Müdigkeit und Entspannung sollen dadurch vermieden werden. Dabei wird auch bei der Auswahl der Angestellten in diesem Bereich besonders aufgepasst. „Sie müssen einen sehr schwierigen Test hinter sich bringen. Von hundert Bewerbern sind maximal zehn tauglich, diesen Beruf zu erlernen. Ich sage noch nicht ausüben“, sagt Monika Marel.

2,2 Milliarden Euro Umsatz

Daten und Fakten vom größten deutschen Flughafen beeindrucken: Gemessen am Passagieraufkommen ist er nach London-Heathrow und Paris-Charles de Gaulle der drittgrößte Flughafen in Europa und liegt im weltweiten Vergleich auf Platz neun. Er weist, nach dem Flughafen in Paris, das zweitgrößte Frachtaufkommen aller europäischen Flughäfen auf. Auf dem Frankfurter Flughafengelände befindet sich auch ein Tanklager, von dem über 42 Kilometer Leitungen unterirdisch bis zu den Parkpositionen führen.
Die Investitionen schreiten voran: Für knapp 500 Millionen Euro wird bis Sommer 2012 ein 790 Meter langer Flugsteig fertiggestellt. Der Flugsteig A-Plus wird die Kapazität für bis zu sechs Millionen Passagiere im Jahr bieten. Insgesamt können sieben Großraumflugzeuge an den Gates des neuen Flugsteigs andocken. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von über 2,2 Milliarden Euro erzielt, Trend aufwärts. „Die Zahlen für dieses Jahr sehen besser aus“, so Marel, mehr kann sie vorläufig noch nicht preisgeben.

300 Destinationen aus Frankfurt

Derzeit laufen die Baupläne für ein neues Terminal, das 2017 in Betrieb genommen wird. Im Oktober 2011 wird eine neue Landebahn geöffnet. Dass der Bau des Flughafens „Berlin Brandenburg International“ in der deutschen Hauptstadt eine Konkurrenz sein könnte, weist die Vertreterin von Fraport von der Hand: Frankfurt ist ein interkontinentaler Flughafen, hier werden über 70 Prozent der interkontinentalen Flüge aus Deutschland abgefertigt. „Bis man sich zu einer starken interkontinentalen Drehscheibe entwickelt, braucht man Jahrzehnte“, so Marel. „Wir bieten 300 Destinationen an, das haben nicht einmal die Flughäfen in London und Paris, obwohl die zwei mehr Passagiere betreiben. Sie haben aber nicht diese Konnektivität“, so Marel und dabei setzt sie auch auf den geografischen Vorteil des Frankfurter Flughafens: in der Mitte Deutschlands und dadurch in der Mitte Europas.