Die Unantastbare

Zwei Bücher beschäftigen die USA. „The Room where it Happened. A White House Memoir” (etwa: Der Raum, wo es geschah. Memoiren aus dem Weißen Haus) des 71-jährigen Yale-Absolventen, Anwalts, Diplomaten und republikanischen Politikers sowie Ex-Sicherheitsberaters von US-Präsident Donald Trump, John R. Bolton, und „The Art of her Deal: The Untold Story of Melania Trump” der 59-jährigen Pulitzer-Preisträgerin Mary Jordan von der „Washington Post”. Zum Unterschied von Boltons Buch, das im Dezember 2019 dem Weißen Haus – angeblich wegen der Sicherheit der USA – zur Zensierung vorgelegt werden musste und dessen Veröffentlichung Trump beharrlich zu verhindern suchte, einschließlich indem er – wie immer beweislos – Bolton pauschal zum Lügner stempelte, ist das Buch über die dritte Ehefrau Trumps, die geborene Slowenin Melania T., hürdenfrei am Dienstag erschienen. Ist aber, in anderer Weise, ebenso brisant.

Dass beide Bücher im zeitlichen Umfeld des 74. Geburtstags von Donald Trump (der war am vergangenen Sonntag) erschienen sind, wird kein Zufall sein. Ebenso wenig wie Trump im Vorfeld seines Geburtstags einen seiner medienerweckenden „Witze” verzapfte: Die USA hielten den Weltrekord an Covid-19-Erkrankungen, weil hier die meisten Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt werden. Dass das Weiße Haus bald jemand vorschob, um den Blödsinn als „Witz“ Trumps zu „berichtigen”, tut nichts mehr zur Sache. Behauptet ist gesagt, sobald es vom US-Präsident stammt. Im Banat lernt man schon als Kind, beim Kiebitzen, wenn die Alten Karten spielen: „Was liegt, das pickt!”(= klebt fest).

Die Erinnerungen des Republikaners John R. Bolton dürften im US-Präsidentschafts-Wahlkampf noch eine (vielleicht entscheidende) Rolle spielen, mit dessen Enthüllungen bezüglich Trumps Aussagen, Angebote und Forderungen gegenüber dem Chinesenführer Xi, über die private Haltung Mike Pompeos zu Trump, zur Begegnung Trump – Kim Jong-un, zum vieldiskutierten Erpressungsversuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, zum unsauberen Deal, den der eingefleischte Fratschler Trump dem Türken Erdogan anbot, zu Entscheidungsprozessen im Weißen Haus unter Trump (eine Art „Tortenschlacht“) oder zu Sanktionen gegenüber Putins Russland. Darauf ist bestimmt zurückzukommen, vor Dienstag, dem 3. November 2020, wenn der 59. Präsident der USA für die kommenden vier Jahre gewählt wird.

Hoffentlich wird es einer, der weiß, dass Venezuela kein US-Bundesstaat ist (Trumps Frage, warum US-Truppen in Afghanistan stehen und nicht auch auf US-amerikanischem Boden, in Venezuela), dass Finnland nicht zu Russland gehört, dass Großbritannien tatsächlich eine Nuklearmacht ist (Trumps Frage an Theresa May in Helsinki), oder warum die Sanktionen gegen Putin-Russland nach der Besetzung der ukrainischen Krim „zu hart” und Putin „zu schlecht behandelt” wird... .

Mary Jordans Buch paraphrasiert das am 1. November 1987 erschienene Buch des Immobilienhändlers Donald Trump (zusammen mit Ghostwriter Tony Schwartz) „The Art of the Deal“ und fügt einfach hinzu „The Untold Story of Melania Trump”, die nicht erzählte Geschichte der Melania T. Es klärt hauptsächlich das Rätsel, weswegen Melania T. nach der Amtseinführung ihres Gatten sich lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht zeigte (vor allem nicht an Seiten Trumps): Sie handelte in dieser Zeit ihren Ehevertrag neu aus, um den gemeinsamen Sohn Barron auf dieselbe Erbebene mit den Trump-Erstgeborenen Donald Jr. Eric und Ivanka sowie mit dessen Tochter aus zweiter Ehe, Tiffany, zu stellen. Die Neuaushandlung (der „Deal”) lief offensichtlich zwischen der Vereidigung Trumps 2017 und bis Mitte 2018 ab, als ein sichtlicher Unterschied im Gebaren der First Lady beobachtet wurde. Einzelgängerin Melania T. hatte sich gegen Einzelgänger Donald T. durchgesetzt.

Die „Unantastbare” hatte ihre Einflussmacht auf den Präsidenten verstärkt bewahrt.