Donald Unfehlbar

Informanten heißen hier Spitzel und wir meinen in der Regel Freiwillige oder Erpresste eines Geheimdienstes oder einer offiziellen Institution, die aufs Sammeln und Auswerten von Informationen spezialisiert ist, die sie auf unterschiedlichsten Wegen – Spitzeln, Abhören, Spionieren usw. – hortet. Auf Denglish und politisch korrekt spricht man heute von „Whistleblowern“, das sind IT-Fachleute, die an unterschiedlich große Mengen Informationen kommen, aus den diversen Bereichen: Innen- und Außenpolitik, Technik, Sport(-Management), Militärwesen usw., aber auch Geheimdienstmitarbeiter aus den umfangreichen Abhörnetzwerken, die Informationen aufschnappen, die sie auf dem legalen Dienstweg weitergeben können – oder, um gutes Geld, der Öffentlichkeit zuspielen.

Der „Whistleblower-Fall um Trump“ („Der Spiegel“) ist auf dem legalen Dienstweg weitergesandt worden – um geheim gehalten zu bleiben. Es gibt noch viele Unbekannte und eine Klärung wohl erst, wenn es dem amerikanischen Kongress gelingt, eine Mitschrift des brisanten Telefongesprächs von Donald Unberechenbar „mit einem bisher unbekannten ausländischen Politiker“ vorgelegt zu bekommen.

Die Indizien gehen in Richtung des Schaupielers Wolodymyr Selenskyi, der Präsident der Ukraine wurde. Dass es sich um die Ukraine handeln muss, meldete die „Washington Post“, die sich „auf Geheimdienstkreise“ beruft. Auch die „New York Times“ geht von der Ukraine aus, „zumindest in Teilen“, und Trump soll im Telefonat eine (unbekannte) Zusage gemacht haben. Die „Times“ tippt, dass es sich um die Militärhilfen von 250 Millionen USD handelt, die vom Weißen Haus unlängst freigegeben wurden.

Auch ein Zusammenhang mit der Wühlarbeit des Trump-Vertrauten und Ex-Bürgermeisters von New York, des Anwalts Rudolph Giuliani ist durchaus plausibel, der in der Ukraine nach Kompromittierendem gegen den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden sucht, dessen Sohn Hunter in der Ukraine gearbeitet hat.

Sollte es wirklich einen Zusammenhang zwischen solchen Indizien geben und sollten sie sich bewahrheiten (der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Kongress, der Demokrat Adam Schiff, will schlimmstenfalls die Herausgabe der Mitschrift des Telefonats gerichtlich erzwingen), dann meint der aussichtsreichste Gegenkandidat von Trump, der Demokrat Joe Biden: „Wenn diese Anschuldigungen wahr sind, dann kennt die Bereitschaft von Präsident Trump, seine Macht zu missbrauchen und unser Land zu demütigen, keine Grenzen“. Biden sprach von „klarer Korruption“, über die „das amerikanische Volk selbst“ zu urteilen die Möglichkeit bekommen muss, indem die Mitschrift veröffentlicht wird.

Dass das bisher nicht geschehen ist, liegt am Geheimdienstdirektor Joseph Maguire. Zu ihm gelangten ab dem 12.8.2019, auf dem Dienstweg (Whistleblower – Generalinspekteur Michael Atkinson – Geheimdienstdirektor J. Maguire), die von Atkinson als „glaubwürdig“ und „dringend“ eingestuften Informationen. Maguire hätte sie binnen sieben Tagen an die Geheimdienstausschüsse im Kongress leiten müssen. Tat er nicht. Ob auf „höhere Anweisung“ (von wem, außer von Donald Trump?), bleibt offen. Die sich anbahnende und wegen dem Fahrt aufnehmenden US-Wahlkampf brisante Affäre sickerte immerhin an die Medien durch und der Kongress sucht nach Mitteln, den Inhalt des Telefonats zu erfahren. Demnächst muss Joseph Maguire als oberster US-Geheimdienstler (verantwortlich für NSA, CIA und FBI) sich einer Kongress-Anhörung stellen.

Donald Unberechenbar reagierte berechenbar: Es handle sich wieder bloß um „Fake News“, twitterte er, allen Spekulationen vorbeugend. Da er natürlich wisse, dass seine Telefonate registriert werden, würde er am Telefon niemals solche läppischen Fehler machen. Außerdem: „Ich würde sowieso nur das tun, was richtig ist zum Wohle der USA“.

Das ist Donald Unfehlbar.