Ein Jahr im Dienste des Bürgers

Eine Zwischenbilanz von Cristian Macedonschi, Mitglied im Kronstädter Stadtrat

Schule und Ausbildung, Arbeitsplätze und Sicherheit des Bürgers sind die Hauptziele des Stadtrats Cristian Macedonschi.
Foto: der Verfasser

Bei den Lokalwahlen von 2012 belegte Cristian Macedonschi, (41) Betriebswirt, einen Platz im Lokalrat Kronstadt/Braşov seitens des Ortsforums Kronstadt und er steht seitdem im Dienste der Wähler. In einem Gespräch erzählte er uns ausführlich, mit welchen Vorstellungen und Absichten er sein Mandat angenommen und angetreten hat und welche davon er bis jetzt einleiten oder verwirklichen konnte. Cristian Macedonschi wanderte als Honterus-Schüler aus, machte sein Abitur in Deutschland und begann das Studium in Betriebswirtschaft, welches er allerdings wiederum in Rumänien fortsetzte und abschloss. Die Gründe für seinen Einstieg in die Politik, genauer gesagt, in die Lokalpolitik erläutert er knapp: „Unzufriedenheit! Unzufriedenheit über das politische Leben, Unzufriedenheit über die Qualität der politischen Entscheidungen, Unzufriedenheit über viele öffentliche Abläufe.“  

Von 2008 bis 2012 machte er das, was er heute schmunzelnd als „politische Schule“ bezeichnet, als Mitglied der Nationalliberalen Partei und später im Rahmen des Ortsforums Kronstadt. „Seit einem Jahr lerne ich erneut, vor allem Verhandeln, denn Politik ist ja die Kunst des Verhandelns, um etwas in Gang zu bringen, zu bewegen. Mir war und ist weiterhin klar, dass ich alleine keinesfalls die Welt verändern kann, auch nicht ansatzweise, aber es war und ist mir wichtig, auch damit ich mich selbst im Spiegel sehen kann.“ Dass im Rahmen eines Gremiums, wie der Lokalrat einer Stadt, Verhandeln notwendig ist, ist weder neu noch negativ: „Es müssen Kompromisse gemacht werden, doch diese haben ihre Grenzen. Für mich steht die Stadt, meine Stadt, unsere Stadt mit ihren Bürgern an oberster Stelle, und was ich mir vorgenommen habe und umzusetzen versuche, ist ihr Wohlergehen. Die Stadtentwicklung im Rahmen der Region, denn ich stehe voll und ganz hinter dieser Idee einer regionalen Zusammenfassung“.

In der Wahlkampagne, setzte sich Cristian Macedonschi für drei Ziele ein: Schule & Ausbildung, Arbeitsplätze und Sicherheit des Bürgers. Inwieweit er diese verfolgt hat und wie weit er mit ihrer Verwirklichung gekommen ist, kann man schon nach einem Jahr beurteilen. „Das Schulwesen, angefangen von der Grundschule, betrachte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, und ich nenne hier „die“ deutsche Schule der Stadt, das Honterus-Lyzeum. Ich war selber dort Schüler, sie liegt mir am Herzen und da gibt es ein Problem, welches wir jetzt lösen müssen, wenn wir in 20 Jahren noch eine deutsche Schule haben wollen. Das Problem ist allgemein, es besteht überall in Siebenbürgen: Es fehlt an Lehrern. Es gibt Fächer, welche nicht abgedeckt sind, wo die Stunden nicht in Deutsch gehalten werden können.

Wenn man nicht jetzt die richtigen Hebel in Bewegung setzt, dann stirbt eine Jahrhunderte alte Tradition aus. Genau dazu habe ich im Herbst des Vorjahres die Konferenz veranstaltet „Die deutsche Schule in Rumänien. Wohin geht sie?“, welche auch Wirkung zeigte. Im Frühjahr dieses Jahres kam eine Delegation der Botschaften der drei deutschsprachigen Staaten Deutschland, Österreich und Schweiz, welche intensive Gespräche am Hoterus-Lyzeum, mit der Forumsleitung und mit Kirchenvertretern führte und sich über die Problematik genauestens informierte. Denn von vielen Seiten werden manchmal nur die positiven Dinge bekannt, was nicht immer den Tatsachen entspricht. Leider! Man muss der Wahrheit ins Gesicht sehen und eine Zukunftsprojektion erstellen, um zu sehen, welche Schritte heute unternommen werden müssen.“

Das zweite verfolgte Ziel: Schaffung von Arbeitsplätzen, gekoppelt mit der Sicherung der vorhandenen, hat Cristian Macedonschi auch angegangen: „Kronstadt stützt sich in meiner Auffassung auf zwei Säulen, beide gleich wichtig, nämlich Industrie und Tourismus. Industrie durch eine fortgesetzte Tradition und Tourismus, weil wir uns als „die“ Tourismustadt des Landes bezeichnen. Abgesehen von Bukarest und seinem Wirtschaftstourismus haben wir hier in Kronstadt und in dem direkten Umfeld die meisten Urlauber. Die Pluspunkte zähle ich nicht auf, denn die Frage ist ja, wie wir in der Stadt Arbeitsplätze schaffen können. Das gehört zum Thema Stadtentwicklung, zu welchem wir eine Konferenz veranstaltet haben, unter dem Titel: Altstadtsanierung. Das ist unsere Goldgrube in weiterem Sinne, die Innere Stadt. Diese befindet sich in einem Zustand, an dem noch sehr viel zu arbeiten ist, wenn wir wollen, dass sie erhalten bleibt und nicht zur Gefahr wird wegen herabstürzenden Dachziegeln oder Mauerwerk. Am Straßennetz, der Infrastruktur, ihrer Qualität wurde viel gemacht und der Zustand ist ganz gut, jetzt ist es Zeit, an die Bausubstanz zu gehen. Die Konferenz haben wir zusammen mit dem Institut der Europaregionen veranstaltet, es waren hochrangige Vertreter beteiligt wie Dr. Götz von Thadden, Leiter des Programms für Stadtentwicklung JESSICA.

Sowohl vor der Konferenz, aber vor allem danach haben wir Finanzierungsmöglichkeiten erörtert. Nun erwarten wir noch in diesem Jahr ein Abkommen zwischen der rumänischen Regierung und der Europäischen Investmentbank für ein Pilotprojekt in drei Städten – eine davon ist Kronstadt – mit einem Fonds von 80 Millionen Euro. Das ist viel Geld, damit kann man wirklich viel leisten. Die Summe ist zweigeteilt, für Restaurierung und für Energieaufwertung der Gebäude, also deren technische Sanierung, um es nicht zu kompliziert auszudrücken. Das ist ein Schritt in Richtung Stadtsanierung, ich würde sagen ein bedeutender.“ Doch Schaffung von neuen Arbeitsplätzen entsteht auch durch Industrieansiedlung, und dazu hat Cristian Macedonschi ganz konkrete Vorstellungen: „Ich stehe voll und ganz hinter dem Projekt des Internationalen Flughafens, welcher in Bau ist und der uns einen Anstieg an Urlaubern und Besuchern bringen wird, mit den Auswirkungen in Hotellerie und Gastronomie. Aber auch in der Industrie. Ich selbst habe die Gruppe der Aktionäre von Miele von Ankunft bis Abreise begleitet, welche hier waren, um sich den Standort Kronstadt/Marienburg anzuschauen. Natürlich besuchten wir neben dem eigenen Werk von Miele auch andere Unternehmen, INA Schaeffler ist solch ein Musterbeispiel für Ansiedlung und Wachstum von Industrie in unserem Raum. Solche Beispiele können wir vorzeigen.

Dazu ist eine Erklärung notwendig, denn nicht Kronstadt, Rumänien im Allgemeinen hat sich von dem Land, in welchem vorwiegend Lohnarbeit geleistet wurde, in Richtung Fertigung von Produkten bewegt. Langsam, aber in steigender Tendenz. Und für Transport und Bewegung ist wiederum der Flughafen von Bedeutung. Wir haben die Industriecluster, mit verschiedenen Bereichen, von Flugzeugbau bis zu Tourismus, diese brauchen Fachkräfte. Da komme ich auf die Berufsschule Kronstadt und Kommunikation und Mobilität zu sprechen, damit sind wir zum x-ten Mal beim Flughafen.“

Das dritte und letzte angesprochene Thema war die Sicherheit des Bürgers, welche sehr weitläufig betrachtet werden kann, angefangen von beleuchteten Straßen bis zur Senkung der Kriminalität, doch Cristian Macedonschi will sich da nicht einschränken lassen und legt ein Konzept vor, welches sich anderenorts bewährt hat: „Sicherheit bedeutet Arbeitsplatz, keine herabfallenden Dachziegeln, Verkehrssicherheit ebenso wie Vorbeugung der Kriminalität. Nehmen wir nur Letzteres, so ist Kriminalität zum Beispiel dort anwesend, wo es hohe Arbeitslosigkeit gibt. Mit Arbeitsplätzen wird auch diese bekämpft. Ein sicherer Arbeitsplatz bei einem Unternehmen, welches sich langfristig angesiedelt hat, bedeutet Zuversicht in die Zukunft für den Bürger und dadurch auch Stadtentwicklung.“