Einige notwendige Klärungen

Wer hat das Sagen bei der Kronstädter Wassergesellschaft?

Gegenwärtig laufen die Modernisierungsarbeiten am Wassernetz in der Brunnengasse.
Foto: Dieter Drotleff

Gegründet wurde die Kronstädter Wassergesellschaft Compania Apa SA in ihrer jetzigen Form als Aktiengesellschaft mit Sitz in Kronstadt/Braşov am 30. Juli 2008. Als Hauptinhaber der Aktien ihres Sozialkapitals müssten der Kronstädter Kreisrat und das Bürgermeisteramt der Stadt unter der Zinne mit jeweils 42 Prozent im Aufsichtsrat die beiden entscheidenden Faktoren sein. Doch stehen die Dinge ganz anders und deshalb soll das Mitspracherecht der beiden Institutionen geklärt werden.

Außer dem schon erwähnten Anteil am Sozialkapital der Kronstädter Wassergesellschaft von 84 Prozent der beiden Hauptträger, dem Kronstädter Kreisrat und dem Bürgermeisteramt, gibt es weitere sechs Ortschaften im Kreisgebiet, die zu den restlichen 16 Prozent beigetragen haben. Es handelt sich um Reps/Rupea mit 3,4 Prozent, Weidenbach/Ghimbav mit 3,1 Prozent, Apaţa mit 1,8 Prozent, Heldsdorf/Hălchiu mit 2,7 Prozent, Honigberg/Hărman mit 2,8 Prozent und Petersberg/Sânpetru mit 2,2 Prozent. In den letzten Jahren hat die Kronstädter Wassergesellschaft zahlreiche Modernisierungen des Wasser- und Kanalisationsnetzes vorgenommen und führt diese weiter fort.

Ob alles auch zur Zufriedenheit der Nutzer, also der Bevölkerung, geschehen ist, wird von vielen bezweifelt. Besonders angesichts der steigenden Kosten für Wasser und Kanalisation sind die Unzufriedenheiten groß. Eine Erklärung für die Kostensteigerung bieten die bereits durchgeführten Modernisierungsarbeiten – allerdings nur teilweise. Bedenkt man, dass Kronstadt im Umfeld der Berge liegt, in welchen das Wasser aufgefangen und im künstlichen See von Târlungeni gespeichert wird, von wo es auf kurzer Strecke durch das Netz zu den Abnehmern gelangt, so rechtfertigt sich der hohe Wasserpreis nicht. Diesbezüglich ist die geografische Lage ein großer Vorteil für die Wasserversorgung der Stadt. In Städten, die keine solch günstige Lage haben, ist dies nicht der Fall.

Trotzdem liegt der Wasserpreis, den die Kronstädter Abnehmer zahlen, weit höher – landesweit sogar an vierter Stelle. Deshalb fordert der Kreisrat als Interessenvertreter der Bevölkerung mehr Einsicht in die Tätigkeit der Wassergesellschaft und besonders in die des Aufsichtsrates, wo er jedoch kaum noch ein Mitspracherecht hat, obwohl dieses sogar entscheidend sein müsste.

In den letzten zehn Jahren hat die Kronstädter Wassergesellschaft 240 Millionen Euro aus europäischen Mitteln für die Modernisierung der Trinkwasserversorgung heranziehen können. Die Kläranlagen wurden auf den neuesten Stand gebracht und das Wassernetz im Stadtgebiet und weiteren Ortschaften erneuert. Gegenwärtig beabsichtigt die Wassergesellschaft, im Rahmen des Programms für Umweltinfrastruktur ein neues Finanzierungsprojekt in Höhe von 103 Millionen Euro zu beantragen. Laut dem Direktor für ausländische Programme, Doru Şopterean, sollen davon 34 Millionen Euro für die Einführung eines modernen Wasser- und Kanalisationsnetzes in Săcele verwendet werden.

Gegenwärtig laufen die Modernisierungsarbeiten des Wasser- und Kanalisationsnetzes in der Stadt unter der Zinne weiter. Nach dem kürzlich erfolgten Abschluss der Arbeiten in der Langgasse wurden diese nun in der Brunnengasse/Bulevardul 15 Noiembrie aufgenommen und sollen innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen werden. Diese Aktion wird in weiteren Teilen der Stadt wie auch in Zeiden/Codlea fortgesetzt. Natürlich erhöhen diese Investitionen auch die Kosten, die an den Verbraucher weitergegeben werden. Gegenwärtig zahlen die Kronstädter schon über 7,50 Lei für einen Kubikmeter Wasser und dessen Abfluss. Darüber beklagen sich sowohl die Stadtbewohner als auch die Nutzer in den Orten, die sich der Wassergesellschaft angeschlossen haben. Laut eigenen Angaben sichert sie die Wasserzufuhr und die Kanalisation für 300.000 Einwohner.

Das Problem des Wasserpreises war eines der Themen der Debatten, die auf der jüngsten Sitzung des Kronstädter Kreisrates stattgefunden haben. Auch weitere Anliegen wurden dabei vorgebracht, etwa die Tatsache, dass die Wassergesellschaft keine direkten Verträge mit den einzelnen Verbrauchern in den Wohnblocks abschließen will. Dass das möglich wäre, sieht man jedoch daran, dass die Gas- und Strombetriebe derartige Verträge seit Jahren abschließen und die Bewohner nicht mehr den oft willkürlich vorgenommenen Berechnungen des Verbrauchs je nach Anzahl der Personen oder Wohnfläche ausgesetzt sind. Hinzu kamen Vorwürfe angesichts der hohen Entlohnungen für die Angestellten der Wassergesellschaft, die sich natürlich auch auf die Preise auswirken.

Der Kreisrat, der in den vergangenen Jahren sein Mitspracherecht im Aufsichtsrat mehr wahrgenommen hat, will nun seine Rechte einfordern. Gegenwärtig wird dieser durch eine Person vertreten, die kein diesbezügliches Mandat seitens des Kreisrates mehr hat und auch bei keiner Sitzung des Kreisrates anwesend ist. Dieses Problem soll dringend gelöst werden, wobei zwei Kommissionen des Kreisrates – jene für die Wirtschaft und jene für die Lokalverwaltung – der gegenwärtigen Sachlage nachgehen sollen und dem Plenum der Kreisratsmitglieder das Ergebnis vorlegen werden.

Aber auch die eingeplanten Investitionen der Wassergesellschaft laufen nicht immer planmäßig und verzögern sich. So hätte die Kanalisation im Stadtviertel Biengärten/Stupini in diesem Jahr in Betrieb genommen werden sollen. Die im Vorjahr vorgenommene Ausschreibung für die Arbeiten wurde von der italienischen Firma Edile Appenimo gewonnen. Im Januar hätte diese mit den Arbeiten beginnen müssen, was bis heute noch nicht geschehen ist. Nun geht die Wassergesellschaft gerichtlich gegen die Firma vor. Eine Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, zur Europäischen Kulturhauptstadt 2021 erklärt zu werden, muss in allen Bereichen, auch in der  Bewirtschaftung von Trinkwasser und Kanalisation, führend sein.