„Für die Keglewitschhausener ist es ein Muss, das Buch einmal gelesen zu haben!“

Eine alte, unveröffentlichte Dorfchronik ist der Angelpunkt eines Heimatbuches, das über das Banater Heideörtchen verfasst wird

Walter Rieß hat bereits die Skizze zum Bild gemalt, das in Farbe auf den Buchdeckel kommen soll. Es stellt die 1905 erbaute Kirche aus Keglewitschhausen dar, deren Kirchweih am Sonntag nach dem 21. September gefeiert wird.

Die Eltern von Astrid Kataro auf dem Weg zum Kirchweihfest 2019 – diese und weitere Skizzen von Walter Rieß sollen das Buch über Keglewitschhausen attraktiver machen.

In dem Banater Heideörtchen Keglewitschhausen hat es 2019 wieder mal ein Kirchweihfest gegeben, nach Jahrzehnten, in denen es so etwas im Dorf nicht mehr gegeben hatte. 2020 kam Corona, und das erneut geplante Kirchweihfest musste abgesagt werden. Astrid Kataro war als Mitglied der Trachtentanzgruppe „Buntes Sträußchen“ aus Großsanktnikolaus fest in die Organisation des Festes involviert. Die 19-Jährige bezeichnet sich als „Schwowemädle“ und ist bestrebt, Sprache, Tradition und Brauchtum der Banater Schwaben zu hegen und zu pflegen. Als Alternative zum Dorffest soll jetzt jedoch ein Buch über Keglewitschhausen entstehen. Über das Vorhaben sprach Astrid Weisz mit der frischgebackenenen Germanistik-Studentin.

Astrid Kataro, woher kam überhaupt die Idee, ein Buch über Ihr Heimatdorf zu schreiben?
Wir wollten eigentlich anfangs die Kirchweih wieder organisieren. Und weil das nicht ging, hatten wir die Idee, einfach ein Buch über Keglewitschhausen zu schreiben, um den Leuten zu zeigen, dass in dem Ort noch viel los ist, dass viel los war und dass die traditionellen Feste, die damals gefeiert wurden, wiederbelebt werden. 
Dieses Buch hat als Grundlage das Manuskript von Johann Rieß, das mir vor einigen Jahren Dietlinde Huhn, die Leiterin des Deutschen Forums aus Großsanktnikolaus, in die Hände gab. Rieß war ein Bewohner von Keglewitschhausen und ist nach Großsanktnikolaus umgezogen. Er hatte einen Sohn, den Walter Rieß, der damals die Bilder für dieses Manuskript gezeichnet hat. Und den habe ich dann ausfindig gemacht. Er hat für das Vorhaben Begeisterung gezeigt und macht jetzt auch mit. Er zeichnet ein paar Bilder für das Buch und wir hoffen, dass der Band nächstes Jahr herausgegeben wird. 
Der Anfang war jedoch gar nicht einfach, weil wir das Manuskript nicht ohne das Einverständnis von Walter Rieß, dem Nachkommen des Autors, veröffentlichen durften. Wir wussten lediglich, dass es nur innerhalb der Familie von Johann Rieß gelesen wurde. Den Kontakt zu ihm konnte ich dann via Facebook herstellen. Ich fand es fast unglaublich, dass er der richtige Walter Rieß war. 

Warum sollte es ein Buch sein und nicht ein Flyer,  eine Webseite oder eine Reportage?
Wir wollten dieses Buch veröffentlichen, weil es sehr viele Jugendliche gibt, die aus Keglewischhausen stammen und sehr, sehr wenig über die Geschichte des Dorfes wissen. Und wir haben ja auch ein paar Aufnahmen auf Facebook über die Kirchweih gepostet. Aber ein Buch mit so vielen Informationen bleibt für die Ewigkeit, und wir hoffen, dass es wirklich nützlich wird und dass die Leute sich an Keglewischhausen erinnern, so wie es war und so wie es heute ist und daran, dass die Traditionen jetzt weitergeführt werden.

Wer gehört denn zum Redaktionsteam dazu?
Da ist einerseits Frau Dietlinde Huhn, die Forumsvorsitzende aus Großsanktnikolaus, die mich überhaupt auf die Idee zu diesem Projekt gebracht hat und die mir weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht, vor allem in Bezug darauf, wie wir das Buch attraktiver machen können. Es gibt tatsächlich sehr viele Informationen über Keglewitsch, über die Umgebung, das Banat und die Feste, und ich finde es ist ein Muss für die Bewohner des Ortes, das Buch einmal gelesen zu haben. Und dann habe ich natürlich sehr viel Hilfe auch von Walter Rieß bekommen. Das Keglewitschhausener Buch wird unter dem Namen von Johann Rieß und unter meinem Namen herausgebracht.

Das Buch umfasst also eine Art Dorfchronik. Was soll es noch zwischen den Buchdeckeln zu lesen geben?
Also erst einmal gibt es die Geschichte des Dorfes und auch die Geschichte zu den Banater Schwaben, wie sie nach Rumänien gekommen sind oder hauptsächlich ins Banat. Und dann gibt es ein Kapitel mit dem Friedhof, mit allen Gräbern. 
Es gibt ein Kapitel über das Dorf, die Lage des Dorfes, die Häuser, die noch da sind, und wir haben vor, auch eine Chronik über die Bewohner der Häuser zu schreiben. Ein Teil wird also eine Art Familienbuch. Und natürlich soll es ein ausführliches Kapitel speziell über die Kirchweih geben. Darin haben wir vor, eine Parallele zwischen Kirchweih damals und Kirchweih heute zu machen und das mit Fotos von der Kirchweih 2019 zu bestücken. 

Wenn Sie sagen, dass dieses Buch von den Keglewitschhausenern gelesen werden muss, soll es dann auf Deutsch oder Rumänisch erscheinen?
Das Buch wird auf Deutsch geschrieben und wir haben auch an ein Kapitel gedacht, das wird in schwäbischer Sprache geschrieben mit alten Geschichten aus dem Dorf, die lustig sind oder vielleicht auch emotional für manche Bewohner, die jetzt in Deutschland leben und sich gerne an die alte Zeit erinnern. Finanziert werden soll der Buchdruck über das Demokratische Forum der Deutschen im Banat aus staatlichen Mitteln. 

Wie viele deutschsprachige Leser gäbe es denn im heutigen Keglewitsch?
Sehr, sehr wenige. Es gibt drei Deutsche und noch paar sogenannte „Misch-Familien“, aber sonst gar nicht mehr.