Gesund an Leib und Seele

Der 14. Sonntag nach Trinitatis redet von der heilenden Kraft Gottes. Im Markusevangelium 1, 40 - 45 heißt es:
„Und es kam ein Aussätziger zu Jesus, bat ihn und kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen.

Und es jammerte ihn, und streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun, sei gereinigt! Und sogleich wich der Aussatz von ihm, und er war gereinigt. Und Jesus bedrohte ihn und schickte ihn sogleich fort und sprach zu ihm: Sieh zu, sage niemand etwas davon! Sondern geh hin, zeige dich dem Priester, und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zu einem Zeugnis!
Der aber ging weg und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten, und sie kamen zu ihm von allen Enden.“
Oft verwendet man im Gespräch die schon gängige Redensart: „Hauptsache gesund!“. Ist denn körperliche Gesundheit das Wichtigste ? Wir sollten auch die Heilung der Seele vor Augen haben, wie sie allein durch die frohe Botschaft von Jesus Christus geschehen kann. Die obige Geschichte von dem Leprakranken zeigt uns, wie wichtig es ist, dass der gesamte Mensch gesund ist!  

Ein Leprakranker oder Aussätziger war in damaliger Zeit in mehrfacher Hinsicht arm dran. Da war nicht nur die unheilbare Krankheit, der Schmerz der Wunden und das Verfaulen am lebendigen Leibe; es gab auch keinerlei medizinische Möglichkeit, diese Krankheit wenigstens aufzuhalten oder zu lindern. Das Schlimmste aber war: Der Aussätzige war ein Ausgestoßener. Er musste außerhalb seines Wohnorts hausen und „Unrein! Unrein!“ schreien, wenn ein Gesunder nahte.
Man muss sich das vorstellen: Der Aussätzige war selbst von den engsten Familienangehörigen für immer getrennt! Der Grund dafür war nicht nur die Ansteckungsgefahr, sondern auch die Tatsache, dass der Aussätzige nach alttestamentlichem Gesetz kultisch unrein war. Das heißt: Er war von Gottes Haus und Gottes Volk ausgeschlossen; er durfte nicht in den Tempel; er durfte keine Gottesdienste mitfeiern. Zu allen Leiden musste er obendrein das belastende Gefühl ertragen, auch von Gott verlassen zu sein.

Wir merken, wie Lepra hier zeichenhaft die Sünde darstellt: Sünde macht unrein, Sünde trennt von Gott, Sünde zerstört auch das Miteinander der Menschen, Sünde zieht Schmerzen nach sich und bringt schließlich den Tod. Sünde ist gewissermaßen der Aussatz der Seele. Wie begegnet der Aussätzige Jesus? Er kniete nieder und sprach zu ihm: „Willst du, so kannst du mich reinigen.“   Dasselbe erwartet Jesus auch von uns, wenn wir Hilfe von ihm haben möchten.
Wir erfahren erstens: Der Aussätzige weiß um seine Unreinheit. Das ist die erste Grundbedingung für Menschen, die etwas von Jesus erwarten: Sie müssen erkennen, wie todkrank sie durch die Sünde sind und dass es keinen menschlichen Ausweg gibt.

Wir erfahren zweitens: Der Aussätzige hat volles Vertrauen zu Jesus. Er kommt zu Jesus, weil er weiß: Niemand außer ihm kann mir helfen. Dieses Vertrauen sollten wir uns abgucken – das schlichte Vertrauen: Jesus kann alles in meinem Leben in Ordnung bringen, welcher Art immer die Probleme wären. Wenn einer Ordnung in unser Leben bringen kann, dann er, Jesus Christus, der Heiland der Welt.
Wir erfahren drittens: Der Aussätzige kommt ganz bescheiden zu Jesus, ganz demütig. Er weiß, er hat keinen Anspruch auf Hilfe. „Nur wenn du willst“, sagt er. Der Aussätzige fällt vor dem Gottessohn auf die Knie.

Der Aussätzige weiß um seine Krankheit und bittet demütig um Heilung. Rein werden will er, nicht nur einfach körperlich gesund. Er will aufs Neue hineingenommen werden in die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen.
Wie reagiert nun Jesus? „Es jammerte ihn“, heißt es zunächst. Ihm ist unsere Krankheit nicht egal, sondern er fühlt mit uns. Er weiß, wie jämmerlich uns zumute ist. Er kann sich in uns hineinversetzen. Der erhabene Gottessohn kommt uns ganz nahe mit seinem Mitgefühl. Er wagt es sogar, den unreinen und ekelerregend Kranken anzufassen. „Er streckte die Hand aus und rührte ihn an“, heißt es. Die äußeren Zeichen begleiten das Wort Jesu. Und dieses Wort heißt im Fall unserer Geschichte: „Ich will’s tun; sei rein!“ Gott will, „dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, schrieb Paulus. Gott will jeden gesund machen, nicht nur am Leib, sondern auch an der Seele, also am gesamten Körper.

Suchen wir bei Jesus, dem Heiland, Hilfe. Dann erst können wir sagen: „Hauptsache gesund!“, wenn er selbst an uns gehandelt hat.  Lasst uns dann das Lob Gottes nicht vergessen!