„Ich denke, der Fußball stirbt, wenn der Corona-Test obligatorisch ist“

Die Schutzmaßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie haben auch starken Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb im Breitensport

Etwa 150 Menschen haben Ende Juli von außerhalb des Stadions das Spiel zwischen dem FC Hermannstadt und dem FC Viitorul verfolgt. Einige hielten sich an das Gebot, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, die meisten verzichteten allerdings darauf. Foto: Michael Mundt

Etwa 150 Personen hatten sich am Mittwoch, dem 29. Juli, am Busbahnhof vor dem Städtischen Stadion am Erlenpark in Hermannstadt/Sibiu versammelt. Einige wenige trugen eine Mund-Nase-Maske, viele verzichteten auf diese genau wie auf ein T-Shirt. Von einer kleinen Anhöhe verfolgten die Fans des FC Hermannstadt das Spiel ihrer Mannschaft, welche in der untergehenden Abendsonne um den Verbleib in der ersten Fußball-Liga kämpfte. Das Gesundheitsprotokoll des rumänischen Fußballverbandes hat sie nicht berücksichtigt. Aus dem Stadion, aus dem Sinn. Doch Leidenschaft lässt sich eben nicht ignorieren, das haben am Montag vergangener Woche auch die Bilder aus Craiova gezeigt. Dort versammelten sich mehrere Tausend Menschen vor dem Ion-Oblemenco-Stadion, um ihre Mannschaft anzufeuern, die hinter verschlossenen Türen das Finale um die rumänische Meisterschaft austragen musste. Doch nun ist es nicht so, dass sich die Fans gegen die Einschränkungen von Verband und Regierung auflehnen. Vielmehr hatten schon im Mai die Anhänger verschiedenster rumänischer Vereine gefordert, dass der Spielbetrieb erst dann wieder aufgenommen werden soll, wenn auch der Zutritt von Zuschauern möglich ist.

Und die Schutzmaßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie schränken nicht nur den kommerziellen Sport ein, vielmehr können auch Wettbewerbe im Breitensport nur unter großem Aufwand und hohen Kosten durchgeführt werden. Tatsächlich müssen die Amateurmannschaften, die in diesen Tagen an den Aufstiegsturnieren zur dritten Fußball-Liga teilnehmen, jeweils zwei Corona-Testreihen durchführen lassen. Ein einzelner RT-PCR-Test kostet dabei aktuell bis zu 390 Lei. Für die Hobby-Kicker bedeutet dies zusätzliche Kosten von 10.000 bis 15.000 Lei, für die privaten Labore ein gutes Geschäft.

Während einige wenige Mannschaften folglich auf eine Teilnahme verzichtet haben, erhielten andere Vereine finanzielle Unterstützung von ihren Gemeinden. Gleichwohl durfte Minerul Costești aus dem Landkreis Vâlcea nicht gegen Petrolul Potcoava ausdem benachbarten Kreis Olt antreten, da sich die Spieler fälschlicherweise dem etwas günstigeren Antikörper-Test unterzogen hatten. Der Bürgermeister der Gemeinde beklagte daraufhin nicht ganz zu Unrecht die fehlende Unterstützung des nationalen Verbandes. „Der FRF (nationale Fußballverband) macht Vorschriften und das war es, aber die Vereine sind mit den Ausgaben überfordert. Warum haben sie nicht für die RT-PCR-Tests bezahlt?“

Dabei gehen die Auflagen des Verbandes sogar weit über die geforderten RT-PCR-Tests hinaus, die frühestens fünf Tage vor einem Spiel durchgeführt werden dürfen. Das „Protokoll zur Wiederaufnahme von Amateur-Fußball-Wettbewerben“ schreibt nämlich unter anderem auch die maximale Anzahl von Personen vor, die sich um das Spielfeld aufhalten dürfen: insgesamt 64. Im Zuschauerbereich sind weitere 24 Personen zugelassen, allerdings keine Zuschauer, sondern lediglich Ordner, Schiedsrichterbeobachter, Pressevertreter oder Polizisten. Darüber hinaus müssen die Mannschaften zu verschiedenen Zeiten an den Sportplätzen eintreffen, wobei die Fahrer der Busse diese nicht verlassen dürfen!

Entsprechend einem Bericht der Sportzeitung „Gazeta Sporturilor“ sollen sich in Sathmar/Satu Mare die Verantwortlichen des Fußball-Kreisverbandes sowie die drei bestplatzierten Mannschaften der vierten Liga eine ganz besonders „schlaue“ Idee haben einfallen lassen, um diese Vorschriften zu unterlaufen. Denn für den Trainingsbetrieb schreibt das Ministerium für Jugend und Sport lediglich Hygienemaßnahmen wie die Desinfektion der Sportgeräte vor. Um nun den Fußball-Meister des Kreises und folglich Teilnehmer an einem der Aufstiegs-turniere zu bestimmen, haben die drei Mannschaften in Dorolț und Sathmar also ganz einfach drei „Trainingsspiele“ ausgetragen. Die „Gazeta Sporturilor“ belegt diese Darstellung durch ebenfalls veröffentlichte Film- und Videoaufnahmen, auf denen sogar der Sathmarer Bürgermeister Gábor Kereskényi zu sehen ist, wie er eines der Spiele verfolgt – ohne Mund-Nase-Maske. Entsprechend der Sportzeitung erklärte einer der beteiligten Akteure die Anweisung der Verbandsvertreter gegen-über den Vereinen mit den Worten: „Wenn die DSP (Gesundheitsbehörde) kommt, dann sagt ihr, dass ihr ein Testspiel austragt oder trainiert.“

Nun ist es wenig verwunderlich, dass sowohl leidenschaftliche Fans ihre Mannschaft unterstützen als auch passionierte Hobby-Fußballer sich im sportlichen Wettbewerb messen wollen. Mit einigen wenigen Ausnahmen ziehen die professionellen Fußballvereine in Rumänien keine Massen in die Stadien, dass diese trotzdem durch Zuschauerbeschränkungen ihren Beitrag zu den Schutzmaßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie tragen müssen, ist gleichwohl verständlich. Doch müssen Wettbewerbe im Breitensport durch verpflichtende RT-PCR-Tests tatsächlich dermaßen eingeschränkt werden, dass Vereine zu „illegalen“ Begegnungen genötigt werden, während ihre Spieler auf den unzähligen Mini-Feldern im Land ungestört kicken können. „Wir hoffen, dass diese nicht mehr obligatorisch sein werden (zur neuen Saison), da wir sonst den Wettbewerb nicht durchführen können. Ich denke der Fußball stirbt, wenn der Corona-Test notwendig bleibt. Selbst in der dritten Liga wird es nicht möglich sein, den Wettbewerb unter solchen Bedingungen abzuhalten“, konstatierte der Präsident des Fußball-Kreisverbandes Galatz in einem Interview mit der Lokalzeitung „Viața liberă“.