In Europas Flüchtlingsdrama: Student bietet Eigentumswohnung an

Arader Schulinternate sind keine Unterkunftsoption

Die Aufnahme von Flüchtlingen in Schulinternaten im Verwaltungskreis Arad ist eher unwahrscheinlich, da es scheinbar an geeigneten Räumlichkeiten für ein solches Unterfangen fehlt. Vereinzelte Privatinitiativen sind jedoch darauf bedacht, etwaigen Flüchtlingen ihre Hilfe anzubieten, sei es nun über den Bildungsweg oder mit einer Unterkunft in der eigenen Wohnung. Das Arader Bildungswesen hat nur bedingt Spielraum, um Flüchtlinge aufzunehmen. Über insgesamt 1425 Plätze verfügen die Schulinternate des Kreises Arad, etwa zwei Drittel davon (996 Plätze) befinden sich in der Kreishauptstadt. Frei geblieben sind letzten Informationen nach nur etwa 250 Betten. Es geht wohl auch nicht so sehr um die Zahl der freien Plätze sondern um jene der freien Gebäude, wo Flüchtlinge leichter untergebracht werden können – und eben solche Internatsgebäude gibt es derzeit in Arad nicht, sagt Mariana Tocaci, Sprecherin der Arader Kreis-Schulbehörde. Diese Bestandsaufnahme wurde notwendig, nachdem das Bildungsministerium bei den Kreisschulbehörden dementsprechend angefragt hatte. Im Ministerium wollte man auf die Situation vorbereitet sein, sollte die Zahl der Flüchtlinge die Anzahl der Plätze überschreiten, die die sechs Flüchtlingslager in Rumänien aufnehmen könnten. In den beiden Studentenheimen der staatlichen Hochschule „Aurel Vlaicu“ in Arad gibt es keine verfügbaren Plätze. Die etwa 460 Plätze sind auch diesmal – so wie jedes Jahr – alle besetzt.

Ein rumänischer Student, der sich derzeit im Ausland aufhält, stellt sein Haus im Kreis Arad Syrern zur Verfügung, die nach Rumänien kommen könnten. Tudor Cârstoiu sagt, dass er dies tun will, da man in seiner Familie weiß, was es heißt, ein Flüchtlingsdrama zu erleben. Sein Großvater sei nämlich einst von den Russen aus der Bukowina vertrieben worden. Der 26 Jahre alte, in Mailand studierende und arbeitende Cârstoiu hat vor zwei Jahren ein Haus in Şilindia, 60 Kilometer von Arad entfernt, gekauft. Die Drei-Zimmer-Wohnung wird nur je sechs Monate pro Jahr von seiner Mutter bewohnt. Tudor Cârstoiu studiert Wirtschaftswissenschaften an der Mailänder Luigi-Bocconi-Universität und ist außerdem als IT-Berater tätig. Tudor Cârstoiu bietet zwar seine Wohnung kostenlos an, doch er stellt gewisse Bedingungen. So nimmt er erst einmal keine Flüchtlinge auf, die religiöse Fanatiker sind. Zur erleichterten Kommunikation muss mindestens ein Familienmitglied der Asylbewerber die englische Sprache beherrschen. Außerdem erwartet der Wohnungseigentümer, dass die neuen Bewohner Interesse zeigen, Rumänisch zu lernen, sich um die Wirtschaft kümmern und ihre zeitweilige Wohnung in einem guten Zustand bewahren.

Ebenfalls in Arad zeigt die Vasile-Goldiş-Stiftung Interesse, Flüchtlinge zu unterstützen. In der gleichnamigen Privatschule sollen demnach auf Stiftungskosten zehn Flüchtlingen in den Klassen 9 – 12 eine Ausbildung gesichert werden. Dazu will die Stiftungsleitung Kontakt mit den entsprechenden Departements aus dem Bildungsministerium aufnehmen, damit die Einschreibungen nach rumänischem Gesetz erfolgen und „die Schüler sich einer Bildung nach europäischem Muster erfreuen können“, sagte der Stiftungspräsident Aurel Ardelean. Eine solche Initiative sei ganz im Sinne des Namengebers der Stiftung, Vasile Goldi{, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg rumänischer Kultus- und Bildungsminister war und für ein humanistisches Bildungswesen plädiert hatte, so Aurel Ardelean.