Jetzt ist Schluss!

Oder vom Einsatz der modernen Technologie durch die Regierung Rumäniens

Bild: sxc.hu

Heutzutage werden viele Sachen mit Hilfe von technischen Geräten erledigt. Das Brot wird von Maschinen geknetet und gebacken, den Abwasch erledigt die Spülmaschine, E-Mails ersetzen schon längst den Briefträger und das Handy kann man vielseitig anwenden. Der Kurznachrichtendienst (SMS) erleichtert nicht nur die Kommunikation, sondern auch das Lügen und das Erledigen von unangenehmen Angelegenheiten. Das Beenden einer Beziehung per SMS gehört längst zum guten Ton.

Premierminister Boc bewies seine Vorliebe für Hi-Tech-Geräte am Montag während der außerordentlichen Parlamentssitzung. Als die Oppositionsführer ihrer Unzufriedenheit mit der Regierung freien Lauf ließen und den Rücktritt derselben zum zigsten Mal verlangten, flatterten die Finger des Premiers unbeirrt über die Tasten eines Handys oder den Flachbildschirm eines Tablett-Computers. Das Mobiltelefon hat ihm nur wenige Minuten zuvor gute Dienste geleistet: Per SMS teilte er Außenminister Teodor Baconschi seine Entlassung mit.

Die Lächerlichkeit der Situation wurde dadurch verstärkt, dass der Außenminister gerade seinen Staat beim Außenministerrat der Europäischen Union in Brüssel vertrat. Konnte der Premier nicht die Rückkehr Baconschis abwarten? Anscheinend nicht. Zu viele TV-Sender hatten seine Ansprache im Parlament live übertragen. Da das gesamte Kabinett nicht abzudanken gedenkt und die anderen Minister wichtige Rollen in der momentanen Lage spielen, musste den Protestierenden mindestens ein „Bauer“ vorgeworfen werden. Die Wahl eines Sündenbocks war vermutlich nicht schwer zu treffen: Ex-Außenminister Baconschi ist dank seiner bemerkenswert unpassenden Aussagen besser bekannt, als durch die vollbrachten Leistungen auf dem diplomatischen Parkett.

Mal stempelte er alle PDL-Nicht-Wähler als Bettler ab (siehe „Arbeiten oder betteln“, ADZ vom 18. Oktober 2011), nun beschimpfte er die aktuelle Protestbewegung als „unfähige Slums“ (mahalaua ineptă). Man kann nur mutmaßen, wie sich Herr Baconschi auf dem internationalen diplomatischen Parkett ausgedrückt hat: wahrscheinlich viel diplomatischer. Die Beschimpfungen und Beleidigungen hat er seinem eigenen Volk vorbehalten. Jedenfalls hatte Premierminister Boc nichts an der beruflichen Leistung des Außenministers auszusetzen.

Wird diese Kommunikationsform zu einer neuen Strategie der Regierung? Erwarten uns demnächst Entlassungen, Anstellungen und Gehaltskürzungen per SMS? Man könnte auch die Kabinetts- und Parlamentssitzungen per Skype abhalten. Darüber würden sich zumindest die Bukarester Fahrer freuen – weniger Verkehr mit Blaulichtern. Sollten die Proteste im selben geringen Ausmaß andauern, könnten auch weitere „unwichtige“ Minister ausgewechselt werden. Auf die Gesamtsituation werden diese Rochaden keine Auswirkung haben. Jedoch wird der Eindruck erweckt, es geschehe etwas in diesem Staat. Na dann, meine Damen und Herren Minister, haltet die Handys bereit.