Junges Engagement für deutsche Kulturpflege

Wie sich der Studentenverein Gutenberg für den Erhalt der deutschen Sprache in Rumänien einsetzt

„Das hat vor drei Jahren angefangen, als Mark (Török) sich mit zwei Freunden bei einem Bier zusammengesetzt und überlegt hat: Was könnten wir machen? Denn es fehlte etwas: Informationen, was man auf Deutsch machen kann, Veranstaltungen auf Deutsch. Es gibt kein großes Angebot und es fehlte an Förderung.“ Gesagt, getan. Statt über ihren Bieren in Stammtischmanier über den schlechten Zustand der deutschsprachigen Jugend in Rumänien zu jammern, haben die Leute von Gutenberg die Sache selbst in die Hand genommen.

Hinter dem Label „Gutenberg“ verbirgt sich eine Gruppe Studenten der deutschsprachigen Fakultäten der Babeş-Bolyai Universität Klausenburg/Cluj. Von Beginn an dabei ist neben Mark Török auch Cristina Zelenac, die aktuelle Vizepräsidentin des Vereins, die beim Treffen der Vereinsmitglieder mit der ADZ in Bukarest gerne über ihre Vereinigung erzählt.

Die sechs Gutenberg-Mitglieder, die mit Cristina und der ADZ-Reporterin am Tisch sitzen, reisen momentan mit einer Karawane durch ganz Rumänien und in ukrainische und moldauische Städte, um verschiedene Schulen zu besuchen und die Arbeit ihres Vereins vorzustellen. Mit dabei ist auch der deutsche ERASMUS-Student Simon. Er erklärt: „Vereinsziel und Vereinszweck ist die Pflege der deutschen Kultur in Rumänien. Deutsche Sprache und deutsche Kultur sollen gefördert werden. Wir unterscheiden uns deutlich von deutschen Studentenverbindungen. Wir sind unpolitisch und damit nicht vergleichbar mit deutschen Burschenschaften. Uns geht’s um Kulturpflege.“ Dass sich junge Menschen für den Erhalt der Kultur einsetzen, ist erstaunlich, umso mehr wenn man bedenkt, dass nur ein geringer Prozentsatz der fast 40 Mitglieder deutsche Wurzeln hat. Die meisten Mitglieder sind Rumänen oder Ungarn, die Deutsch in der Schule gelernt haben, dort ein Faible für Deutsch entwickelt haben, und eben diese Kultur und Sprache lebendig erhalten möchten. Dabei sind sie mit der Problematik konfrontiert worden, dass sie für deutsche Kultur in Rumänien oft simpel zu jung und untereinander nicht genügend organisiert sind, um etwas auf die Beine zu stellen. Der Gutenbergverein hat seine Arbeit mit „German Partys“ in Klausenburg angefangen, Feiern, auf denen sich die deutschsprachigen Studenten kennenlernen können. Inzwischen jedoch gibt es wesentlich mehr, erklärt Cristina: „Wir nennen uns Studentenverein, weil die Mitglieder in Klausenburg Studenten sind. Mittlerweile haben wir aber auch einen Jugendverein in Sathmar, ebenfalls Gutenberg. Und wir haben auch einen Ableger in Galaţi und Brăila, und die machen für ihre Zielgruppe, für Schüler, Projekte. Wir haben lokale, aber auch nationale Projekte für die ganze Jugend aus Rumänien. Wir in Klausenburg sind nur eben die Ältesten und die anderen brauchen manchmal Hilfe. Ziel ist es, eine Föderation zu gründen, die dann diese Jugendvereine koordiniert.“

Bei den nationalen Projekten bekommen Jugendliche die Chance, andere deutschsprachige Rumänen zu treffen, Freundschaften zu schließen und eben auch ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. „Wir wollen die Jugend unterstützen und darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, die deutsche Sprache zu lernen, auch wenn 60 Prozent der deutschen Muttersprachler inzwischen über sechzig sind. Das klingt nicht schön, aber es ist so. In den Schulen haben nur noch sehr wenige deutsche Wurzeln. Aber trotzdem: Es ist eine Chance im Leben, Deutsch zu können, weil es auch so ein Teil unserer Kultur in Rumänien ist, die deutsche Kultur. Wir wollen das bekannt machen, auch bei denen, die nicht direkten Kontakt damit haben.“

Auf ihrer Karawane stellen die Studenten neben ihren Projekten, für die schon die ersten Anmeldungen noch während sie auf Tour sind eintrudeln, auch die deutschsprachigen Studiengänge an der Babeş-Bolyai-Universität vor. Auch die Bekanntmachung dieser Institutionen ist ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Mit am Tisch dieses Jahr sitzt beispielsweise Lorie, die letztes Jahr bei der Gutenberg-Karawane von ihrem jetzigen Studiengang erfahren hat. „Ich wollte etwas mit Deutsch machen, aber eben nicht Philologie oder so. Und als Gutenberg gekommen ist und ich habe Ökologie und Umweltschutz auf Deutsch gesehen, da dachte ich ‘Ja - Hier muss ich studieren’. Und so bin ich jetzt hier.“

Neben begeisterten Deutsch sprechenden Rumänen sind auch zwei deutsche ERASMUS-Gutenberger, Simon und Katrin, mit in der Karawane. Sie ziehen einen ganz besonderen Nutzen aus der Reise. Katrin findet, „dass das eine wahnsinnig wertvolle Erfahrung ist, dass wir hier mit den rumänischen Mitstudenten durch Rumänien reisen können und die rumänische Gastfreundschaft eins zu eins miterleben dürfen. Dadurch dass wir mit Landsleuten unterwegs sind, kann man immer mal wieder Fragen stellen, was es mit besonderen Dingen auf sich hat, die wir als Deutsche jetzt einfach nur ungewohnt und unbekannt finden. Das finde ich genial.“
Mit ihrer Sicht von ‘außen’ treffen die beiden auch auf den Punkt, was die Arbeit von Gutenberg ausmacht: Dass sie einen Mangel erkannt haben und statt nur zu jammern auch aktiv werden.

Simon: „Also ich finde es bewundernswert, was in der kurzen Zeit durch fast nur persönlichen Einsatz erreicht wurde. Jetzt drei Wochen durch Rumänien reisen, alles selbst organisiert. Und ich glaube hier (in Rumänien) ist eine solche Selbstorganisation noch schwerer als zu Hause bei uns.“ Und Katrin ergänzt: „Es sind so viele Sachen, wo selbst die Rumänen den Kopf darüber schütteln. Und ich finde es gut, dass die Leute hier am Tisch sich engagieren und was vorwärts bringen wollen, was ändern wollen und sich da nicht abbringen lassen von irgendwelchen Schwierigkeiten. Das ist beeindruckend.“